Diese FCW-Talente sorgen beim Aufsteiger für Furore

Der FC Winterthur ist in der Super League angekommen. Einen grossen Beitrag zum Aufschwung des Aufsteigers leisten seine jungen Spieler. Ein Blick auf die FCW-Talente, die in diesen Wochen in der Super League für Furore sorgen.

14 Punkte aus den letzten 7 Partien – der FC Winterthur ist seit dem Ende der letzten Länderspielpause eine Spitzenmannschaft in der Super League. Nur die Young Boys haben in dieser Periode mehr Punkte gesammelt als der Aufsteiger. Trainer Bruno Berner hat nach anfänglichen Problemen und vielen Rochaden die richtige taktische Mischung gefunden und sich auf eine Stammelf festgelegt. Teil dieses Stamms sind auch einige aufstrebende Talente, die in den vergangenen Wochen für ordentlich Furore gesorgt haben. Zeit, einen Blick auf die formstarken FCW-Youngster zu werfen.

Matteo di Giusto (22): Wirbelwind mit feinem Füssschen

Es hat nicht lange gedauert, bis di Giusto auf der Schützenwiese zum Publikumsliebling aufgestiegen ist. Mit seiner kleinen, wendigen Statur, wehenden Haaren, viel Gefühl im rechten Fuss und einer unverkennbaren Spielfreude versprüht er beim Aufsteiger pure „Retro-Messi-Vibes“ – zumindest in der light Version. Im Sommer aus Vaduz mit der Empfehlung von 13 Toren und 6 Vorlagen in 65 Auftritten verpflichtet, ist der Schweizer U21-Nationalspieler in der Winterthurer Offensive sofort zum unverzichtbaren Leistungsträger aufgestiegen. Di Giustos technische Qualitäten suchen im FCW-Kader ihresgleichen, seine Klasse am Ball lässt auf internationales Potential schliessen. Feine Ballbehandlung, freche Dribbelkünste und gefühlvolle Steckpässe – vom rechten Flügel aus ist er im Winterthurer Spiel für die Überraschungsmomente zuständig.

Di Giusto bringt aber nicht nur viel Flair und Eleganz ins Winterthurer Spiel – in den letzten Wochen gewann er auch als Scorer an Bedeutung. Zweimal traf er in der Liga, einmal im Cup. Damit ist er nach Roman Buess (5) wettbewerbsübergreifend bester Torschütze des FCW. Seine Fähigkeiten als echter Instinktfussballer, der mit dem Ball am Fuss für den Unterschied sorgen kann, tun dem Aufsteiger sichtlich gut. Und auch di Giusto fühlt sich in dieser Rolle als Winterthurer X-Faktor pudelwohl. Sein Vertrag in der Eulachstadt läuft zwar noch bis 2026, aber schon nach dieser Saison dürften sich Klubs eines anderen Kalibers melden. Der FC Winterthur als Sprungbrett in die grosse Fussballwelt? Di Giusto wäre nicht der erste, der auf der Schützenwiese eine grosse Karriere lanciert.

Di Giustos Spieler-Radar – erstellt von Footballytics.

Gute Werte im Bereich Expected Goals, Schüsse, Vorvorlagen, linienbrechende Pässe (= Smart Passes) und raumgewinnende Pässe (= progressive Passes). Gutes offensives Allrounder-Profil, das auf Kreativität, Übersicht und Schussgewalt schliessen lässt.

Souleymane Diaby (23): Der nächste Aurier?

Im letzten Sommer wechselte Linksverteidiger Souleymane Diaby aus der Elfenbeinküste zum FCW – und nahm in der Aufstiegssaison sogleich eine tragende Rolle ein (26 Spiele, 5 Scorerpunkte). Der Schritt aus Afrika in den europäischen Fussball gelang ihm ohne Anlaufschwierigkeiten – keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Vor seinem Transfer in die Schweiz spielte Diaby für den ivorischen Erstligisten Gagnoa. Vom selben Verein entstammt auch der langjährige Premier-League-Verteidiger Serge Aurier. Ob Diaby nun der nächste Defensivspieler aus Gagnoa ist, der sich in Europa einen Namen macht? In Winterthur zumindest kennt ihn mittlerweile jeder – zu verdanken hat er das seinen konstant starken Auftritten.

Auch der Übertritt in die Super League verlief für ihn nämlich reibungslos. Hinten links führt unter Bruno Berner kein Weg mehr am Ivorer vorbei. Im Vergleich zu seiner ersten Saison hat Diaby gerade im defensiven Bereich noch einmal einen deutlichen Entwicklungsschritt gemacht – und das trotz den vermeintlich höheren Anforderungen. Der Aussenverteidiger glänzt mit viel Speed, Biss im Zweikampf und grossem Offensivdrang. Der Aufschwung des Aufsteigers ist eng mit Diaby und seinen überzeugenden, hochkonzentrierten Leistungen in der FCW-Viererkette verbunden. Mit jeder weiteren dominanten Darbietung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der frühere U20-Nationalspieler auf dem Radar eines grösseren Vereins landet – und damit den Fussstapfen seines „Vorgängers“ Aurier folgt.

Diabys Spieler-Radar – erstellt von Footballytics.

Herausragende Werte im Bereich der gewonnen Luftzweikämpfe (trotz einer Körpergrösse von nur 1,73m), der Beschleunigung mit Ball, der erfolgreichen Dribblings, der Flankengenauigkeit und der erfolgreichen Defensivaktionen. Hochspannendes Gesamtpaket, das Raum für weitere Entwicklung lässt.

Nishan Burkart (22): Speed-Rakete mit Nati-Potential

Lange Zeit galt Nishan Burkart als grosse Schweizer Sturmhoffnung. Von 2016 bis 2019 durchlief er die Nachwuchsabteilung von Manchester United, danach wechselte er zum SC Freiburg, für welchen er im Frühling 2021 gar in der Bundesliga debütieren durfte. Die Fussballwelt stand Burkart zu diesem Zeitpunkt sperrangelweit offen – doch wirklich im Profifussball angekommen ist er erst in diesem Herbst nach seinem leihweisen Wechsel zum FCW. In Freiburg war der Weg in die 1. Mannschaft verbaut, zu gross und zu namhaft war die Konkurrenz. Beim Super-League-Aufsteiger kann Burkart nun von Spielzeit auf höchstem Niveau profitieren – und sich endlich im Profifussball etablieren. Seit Coach Berner auf ihn setzt, surft der FCW auf einer Erfolgswelle. Zufall?

Burkart bereichert den FCW-Angriff um ein wichtiges Element: Unglaubliches Tempo. Der Linksaussen gehört zu den schnellsten Super-League-Spielern, seine Explosivität und Dynamik haben das Winterthurer Offensivspiel merklich belebt. Nicht nur im athletischen Bereich überzeugt Burkart – auch spielerisch ist er ein echter Gewinn: Feine Technik, grosse Qualitäten im Eins-gegen-Eins und dank gutem taktischen Verständnis auch defensiv engagiert. Im „Ostschweiz-Derby“ gegen den FC St.Gallen belohnte sich Burkart für seine tollen Leistungen jüngst mit seinem Debüttreffer in der Super League – ein herrlicher Distanztreffer aus vollem Lauf, der dem FCW einen verdienten 1:0-Sieg einbrachte. Klar ist: Angreifer mit Burkarts Profil – Spielertypus Okafor – sind in der Schweiz rar gesät. Auch den SFV, für den er von der U15 bis zur U20 aktiv war, dürfte seine starke Entwicklung freuen. Schliesslich besitzt Burkart – im Übrigen genau wie Teamkollege di Giusto – alle Anlagen, um es dereinst einmal zum Nationalspieler zu schaffen.

Burkarts Spieler-Radar – erstellt von Footballytics.

Exzellente Werte in den Bereichen Schussgenauigkeit, Expected Assists pro Schussvorlage, Vorvorlagen, linienbrechende Pässe, Beschleunigung mit Ball, erfolgreiche Defensivaktionen und Dribbling-Erfolgsrate. Trotz kleiner Sample Size (erst 7 CSSL-Einsätze) ein überaus vielversprechendes Stürmerprofil, bei dem die Stärken im athletischen Bereich und im Eins-gegen-Eins offensichtlich sind.

Adrian Gantenbein (21): Dank starker Super-League-Debütsaison an die U21-EURO?

Etwas überraschend zählt auch Adrian Gantenbein zu den Eckpfeilern des FCW-Aufschwungs. Das Eigengewächs verlor unter Alex Frei seinen Stammplatz hinten rechts an Michael Gonçalves, ist nun aber plötzlich wieder gesetzt – und das aus gutem Grund. Gantenbein überzeugt mit Geschwindigkeit, Durchschlagskraft, Zweikampfhärte und unbändigem Einsatzwillen. Im Vergleich mit seinem Konkurrenten ist er die deutlich offensivstärkere Wahl. Gantenbein pflügt seine rechte Aussenbahn unermüdlich hoch und runter, sucht in der gegnerischen Zone gerne das Eins-gegen-Eins oder geht bis an die Grundlinie im Versuch, eine Torchance zu kreieren. In der Rückwärtsbewegung beweist er viel Biss und „Punch“, Tacklings und kompromisslose Zweikämpfe gehören zum Programm.

Dank seinen Vorzügen im offensiven Bereich kann Gantenbein auch als rechter Aussenläufer in einer Fünferkette oder gar als rechter Flügel eingesetzt werden. Diese Polyvalenz macht ihn zu einer wichtigen Karte auf Bruno Berners Deck – er ist gewissermassen die Allzweckwaffe, die ohne zu murren dort liefert, wo sie gebraucht wird. Seine starken Leistungen in der Super League dürften Gantenbein nun zurück auf den Radar der Schweizer U21-Nati bringen. 6 Einsätze bestritt er bereits für diese, wartet nun aber seit November 2021 auf ein erneutes Aufgebot. Gut möglich, dass sich das hinsichtlich der anstehenden EURO unter Neo-Coach Patrick Rahmen ändern wird. Wirklich viele Alternativen hat dieser auf den Aussenverteidigerpositionen nämlich nicht zur Hand (Lewin Blum, Jan Kronig). In seiner aktuellen Form muss Gantenbein daher zwingend ein Thema sein.

Gantenbeins Spieler-Radar – erstellt von Footballytics.

Hervorragende Werte in den Bereichen erfolgreiche Defensivaktionen, Tackles & Interceptions (Ballgewinne), Dribbling-Erfolgsrate, Ballberührungen in der gegnerischen Box und linienbrechende Pässe. Ein überaus spannendes Aussenverteidigerprofil, das auf einen Spieler mit starkem Gesamtpaket und ausgeprägtem Offensivdenken schliessen lässt.

Die weiteren jungen Spieler: Pechvogel Ballet, Seiler verheissungsvoll

Di Giusto, Diaby, Burkart und Gantenbein haben allesamt grossen Anteil am aktuellen Erfolg des Aufsteigers. Doch sie sind nicht die einzigen interessanten jungen Spieler im Kader der Winterthurer. Auch ex-YB-Sturmtalent Samuel Ballet (21), der den FCW mit einem herrlichen Tor zum 1. Saisonsieg in Sion geführt hat, sich nach einer brutalen Attacke von Lavanchy aber einen Syndesmosebandriss zuzog, muss an dieser Stelle Erwähnung finden. Ähnlich wie Burkart gehört auch Ballet einer vielversprechenden neuen Schweizer Stürmergeneration an, die sich durch Explosivität, Dynamik, Dribbelstärke und aufregende technische Fertigkeiten auszeichnet. Nach seiner Rückkehr im neuen Jahr dürfte er den FCW-Fans wieder viel Freude bereiten.

Im Mittelfeld konnte zuletzt FCZ-Leihgabe Stephan Seiler (22) für Akzente sorgen. Bei der 1:3-Niederlage in Basel verzeichnete er seinen ersten Treffer im Profifussball – eine toll ausgeführte Einzelaktion, die seine technischen Qualitäten unterstrich. Auf dem Flügel sollte man ein Auge auf U20-Nationalspieler und Dribbelkönig Carmine Chiappetta (19) zu haben, der frühere FCB-Junior kam in dieser Saison bereits zu 5 Teileinsätzen. In der Abwehr gilt schliesslich auch der junge Innenverteidiger Pascal Hammer (18) als grosses Versprechen. Das Eigengewächs zählt seit geraumer Zeit zum erweiterten Profikader des FCW und amtet als Kapitän der Schweizer U19-Nati.

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