Drei Neue für Yakin: Diese Spieler haben ein Nati-Aufgebot verdient

Ende März lanciert die Schweizer Fussballnationalmannschaft das WM-Jahr 2022 mit zwei Freundschaftsspielen gegen England (26.3.) und Kosovo (29.3.). Es ist der perfekte Zeitpunkt, um neuen Gesichtern eine Chance zu erteilen. In wenigen Tagen gibt Murat Yakin sein Aufgebot bekannt – gut möglich, dass einige der folgenden Spieler auf der Liste stehen werden.

Yakin hat in seiner kurzen Amtszeit bereits bewiesen, dass er sich nicht scheut, mutige Personalentscheide zu treffen. Die Reaktivierung Fabian Freis, die überraschende Nomination der beiden Talente Kastriot Imeri und Bryan Okoh oder der Poker mit Noah Okafor, der voll aufgegangen ist: Yakin experimentiert gerne und zögert auch nicht, junge Spieler aufzubieten, wenn er in ihnen einen Mehrwert sieht. So ist es gut möglich, dass wir in der ersten Länderspielpause dieses Jahres erneut den ein oder anderen Debütanten sehen werden. Die Liste an potentiellen Nationalspielern ist lang und die Konkurrenz gross, die folgenden Namen haben sich ihre Chance aber mit starken Leistungen zweifellos verdient.

Silvan Hefti (24), CFC Genoa

Silvan Hefti ist direkt gelungen, woran viele vor ihm gescheitert sind: Der vormalige YB-Rechtsverteidiger hat sich nach seinem Wechsel auf Anhieb in einer Top-Liga durchgesetzt. Genoa legte kolportierte 5 Millionen Euro auf den Tisch, um den Ostschweizer zu bekommen – gut angelegtes Geld, wie die ersten Monate zeigen. Hefti ist auf der rechten Aussenbahn gesetzt, glänzt mit Tempo, Zweikampfstärke, Offensivdrang und grossem Einsatzwillen. Tugenden, mit denen er sich sogleich in die Herzen der Fans gespielt hat. Genoa ist zwar auch nach dem Trainerwechsel hin zum Deutschen Alexander Blessin stark abstiegsgefährdet, der Trend der letzten Wochen stimmt aber zuversichtlich: Keine einzige der letzten sechs Partien ging verloren, gerademal zwei Gegentore liess man in dieser Phase zu. Dabei stets über 90 Minuten auf dem Feld: Silvan Hefti.

Der 24-Jährige hat nach starken Leistungen in der Champions League nun auch in der Serie A bewiesen, auf internationalem Top-Niveau bestehen zu können. Die logische Folge muss daher über kurz oder lang ein Nati-Aufgebot sein. Yakin hat auf der Rechtsverteidiger-Position die Qual der Wahl: Widmer, Mbabu, Lotomba, Hefti und Cédric Brunner streiten sich um zwei Kaderplätze. Geht man nach aktuellem Formstand muss Hefti aber einen davon belegen. Vielleicht kann er ja davon profitieren, dass Mbabu seit Jahresbeginn erst drei Einsätze für Wolfsburg verbuchen konnte. So oder so: Mit seinem Drive und seiner defensiven Zuverlässigkeit wäre Hefti für die Nati ein Gewinn.

Fabian Rieder (20), BSC Young Boys

Die Entwicklung, die Fabian Rieder seit Saisonstart genommen hat, ist fantastisch. Das junge Eigengewächs hat bei den Young Boys den Sprung vom aufstrebenden Nachwuchstalent zum Schlüsselspieler geschafft und übernimmt seit dem Winterabgang von Michel Aebischer noch mehr Verantwortung. Selbst in den sportlich wenig erfolgreichen Wochen vor David Wagners Entlassung war Rieder mit überragenden Auftritten ein Lichtblick. Im zentralen Mittelfeld des Schweizer Meisters zieht der 20-Jährige mittlerweile wie selbstverständlich die Fäden, gefällt mit technischer Beschlagenheit, starker Übersicht und einer unglaublichen Abgeklärtheit und Reife. Kein Wunder, wird der U21-Nationalspieler mit grossen Vereinen aus ganz Europa in Verbindung gebracht. Gemäss dem Blick soll er sogar bereits von Real Madrid beobachtet worden sein.

Die Freundschaftsspiele Ende März sind nun die ideale Gelegenheit, um Rieder an die Nati heranzuführen. Das zentrale Mittelfeld ist – ähnlich wie die rechte Abwehrseite – bereits qualitativ hochwertig bestückt (Xhaka, Freuler, Zakaria, Sow), aber Rieder verkörpert auf dieser Position die Zukunft der Schweiz, und je früher er sich unter Yakin zeigen kann, desto mehr wird die Nati später von seinen Fähigkeiten profitieren. Hinzu kommt, dass Rieder – anders als seine Konkurrenten – nicht nur für die Spielgestaltung, sondern auch offensiv einen grossen Beitrag leistet. 5 Tore und 9 Vorlagen sind ihm in dieser Saison wettbewerbsübergreifend gelungen, darunter ein Traumtor in der Champions League gegen Manchester United.

Michael Frey (27), Royal Antwerp

Die Zahlen lügen nicht: Michael Frey spielt die mit Abstand beste Saison seiner bisherigen Karriere und gehört statistisch zu den produktivsten Stürmern Europas. 22 Tore und 3 Vorlagen sind ihm in 29 Partien für seinen neuen Klub Royal Antwerp geglückt – exzellente Werte. Frey befindet sich mitten im Rennen um die belgische Torjägerkrone und ist an unfassbaren 49% aller Antwerp-Treffer direkt beteiligt. Aber: Murat Yakin scheint nicht auf ihn zu stehen. Sonst hätte der Berner wohl bereits im letzten Herbst ein Aufgebot erhalten. Damals wurde er mit den Worten „Wir beobachten ihn weiter. Er muss sich noch weiterentwickeln, weiter Tore schiessen“ vertröstet. Frey hat geliefert und Royal Antwerp auf Rang 3 geballert. Greift Yakin nun endlich zum Hörer oder gibt er erneut anderen Stürmern wie Albian Ajeti und Cedric Itten den Vorzug?

Angesichts der aktuell prekären Stürmerlage wäre eine Nicht-Nomination Freys unverständlich. Breel Embolo ist bei Gladbach in einem Tief, Haris Seferovic seit Monaten verletzt. Andi Zeqiri muss sich in Augsburg mit einem Bankplatz zufriedengeben. Nur Gavranovic und Okafor (wobei letzterer zuletzt ebenfalls verletzt gefehlt hat) spielen und treffen regelmässig. Ajeti und Itten sind in Schottland vollends auf dem Abstellgleis gelandet, ein Aufgebot in die Nati wäre daher zurzeit unverständlich. Bliebe noch Josip Drmic, der seiner Karriere in Kroatien mit vielen Toren wieder neuen Schwung verliehen hat. Nicht ausgeschlossen, dass Yakin ihn reaktivieren wird. Freys Qualitäten, namentlich Wucht und Durchsetzungskraft, Präzision im Abschluss und eine starke Präsenz in der Box, stünden der Nati aber in jedem Fall gut zu Gesichte. Hinzukommt, dass sich der Heisssporn geläutert hat, reifer und ruhiger neben dem Platz geworden ist. Ob Yakin also ein Einsehen hat?

Wie eingangs erwähnt, ist die Liste an potentiellen Debütanten lang. Nachfolgend ein Blick auf weitere Kandidaten, die ebenfalls gute Karten auf ein Nati-Aufgebot haben könnten:

  • Antonio Marchesano (31), FC Zürich
  • Leonidas Stergiou (20), FC St.Gallen
  • Cédric Brunner (28), Arminia Bielefeld

Wild Cards könnten zudem Spieler wie Kwadwo Duah (FCSG), Dominik Schmid (GC), Isaac Schmidt (FCSG) oder Filip Ugrinic (FCL) sein, die in der Super League auf ihrer Position in dieser Saison allesamt zu den Besten gehören.

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