Fünf Partien unter Franco Foda, null Siege, offensive Harmlosigkeit: Vom einst so souveränen Meister-Kollektiv des FC Zürich ist wenig übriggeblieben, etliche Mannschaftsstützen der letzten Saison sind kaum wiederzuerkennen und auch die Neuzugänge bleiben noch weit hinter den Erwartungen zurück. Doch woran liegt das?
Nach der 2:0-Niederlage gegen den FC St. Gallen ist der FCZ saisonübergreifend nun seit acht Pflichtspielen ohne Sieg. Während man gegen Ende der letzten Spielzeit den Meisterblues dafür verantwortlich machen konnte, so lässt die aktuelle Ausgabe des Stadtclubs den Fan ziemlich ratlos zurück. Dabei fing die neue Saison nicht übel an: Die erste Aufstellung in der Ära Franco Foda stimmte die Fans zuversichtlich. Der FC Zürich startete gegen YB mit seinem bewährten System, das letzte Saison für den Exploit verantwortlich war. Die ersten 60 Minuten waren dann auch sehr ansprechend, obschon Marchesano in der 54. Minute kläglich vom Elfmeterpunkt aus scheiterte.
Infolge dieses Fehlschusses brach der FCZ wie ein Kartenhaus zusammen: Fassnacht köpfte fast zehn Zeigerumdrehungen später zur Führung ein und setzte somit den Startschuss zur 4:0-Niederlage gegen die Berner. Doch das Resultat hätte keineswegs in dieser Höhe ausfallen müssen, die auf Fassnachts Führungstor folgende taktische Umstellung auf eine Viererkette endete aber wie auch schon unter Breitenreiter beim Cup-Out gegen Yverdon im Debakel.
Die Viererkette passt nicht
Foda scheitert aktuell mit einem Konzept, das man bereits unter Ludovic Magnin implementieren wollte: Taktische Variabilität und die damit eingehende Beherrschung von mehreren Spielsystemen – dies ist allerdings mit dem aktuellen Kader des FCZ absolutes Wunschdenken. Die Mannschaft wurde letzte Saison auf Anweisung von Meistertrainer André Breitenreiter hin auf eine Dreierkette ausgerichtet, was sich mit den Zuzügen in diesem Transferfenster nicht geändert hat.
In einem System mit Viererkette gehen aber jegliche Stärken aus der Vorsaison verloren: Das kongeniale Aussenläufer-Duo Guerrero und Boranijasevic muss sich vornehmlich auf die Defensive konzentrieren und kriegt im Angriff auf den Seiten zu wenig Platz, um gefährliche Flanken schlagen zu können. Beide sind defensiv aber nicht immer sattelfest, gerade Guerrero liess sich zum Saisonstart immer wieder sehr einfach von seinen Gegnern aus dem Spiel nehmen. Hinzukommt, dass in diesem System hinter dem Doppelsturm Marchesanos Position als Ballverteiler und Freigeist fehlt – wodurch der FCZ auch sein Überraschungselement im Umschaltspiel verliert.
Fehlendes Spielkonzept, fragwürdige Rotation und viel Pech
Noch sucht man vergebens nach einer Handschrift des neuen Trainers. Einige Überbleibsel aus der letzten Saison sind erkennbar, aufgrund seinem neuen Streben nach Ballbesitz fällt der FCZ aktuell aber vor allem mit Fehlpässen auf. Zu kurz geratene Seitenwechsel wechseln sich ab mit missratenen Abstössen und auch im Spiel durch die Mitte landet der Ball zu oft beim Gegner. Dies ist sicher auch den vielen Wechseln geschuldet, die Foda während den englischen Wochen vorgenommen hat. In den fünf absolvierten Partien standen zu keinem Zeitpunkt die gleichen elf Spieler in der Startelf – verständlich, dass so keine Automatismen entstehen können. In der Konsequenz suchen momentan viele Leistungsträger aus der letzten Saison ihre Form und entsprechend haben auch die Neuzugänge Mühe, ihren Vorschusslorbeeren gerecht zu werden.
Den Zürchern fehlt zudem momentan jenes Spielglück, das ihnen letzte Saison immer wieder zur Seite stand. Auch in der vergangenen Spielzeit gab es einige Partien, die man ähnlich schwach gestaltet hatte, dank dem nötigen Quäntchen Glück konnte man oftmals dennoch ausgleichen oder gar noch den Siegtreffer erzielen. Das Spiel gegen St.Gallen dient hierbei als Vorzeigebeispiel: Auch letzte Saison hatte der FCZ gegen die Ostschweizer Mühe, verlor beispielsweise im März mit 0:3 im Letzigrund. Am 3. Spieltag der laufenden Saison hatten die Zürcher fast doppelt so viele Torschüsse wie die Espen. Aber weil Fortuna aktuell nicht bei den Zürchern weilt, landeten diese Abschlüsse zumeist in den Händen des gegnerischen Torhüters oder drei Mal an der Torumrandung.
Wie weiter?
Der FCZ ist gut beraten, Foda noch Zeit zu geben. Gäbe es die Auswärtstorregel noch, so wäre man in der Champions League eine Runde weiter und dies, obwohl den Spieler in beiden Partien die fehlende internationale Reife anzusehen war. Werden die ständigen Wechsel reduziert und gelingt es Foda, dem Team ein aufs verfügbare Personal zugeschnittenes Konzept zu verpassen, wird sich die Negativspirale einstellen.
Auch wenn Foda noch fest im Sattel sitzt, so muss nun trotzdem unter der Woche gegen Linfield FC ein Sieg her. Ein Ausscheiden gegen die Halbprofis aus Nordirland würde die Teilnahme an einer europäischen Gruppenphase aufs Spiel setzen, eventuell könnte Canepa dann bereits ins Grübeln kommen. Daher gilt es, am kommenden Donnerstag in Belfast auf das bewährte System zu setzen und mit den bekannten Mitteln aus der Vorsaison zum Erfolg zu kommen. Bereits gegen Linfield im Einsatz stehen dürfte Neuzugang Donis Avdijaj. Der Kosovare wechselt per sofort aus Österreich zum Schweizer Meister und soll dabei helfen, die Tor-Impotenz zu beenden. Die beste Phase seiner Karriere erlebte das ehemalige Toptalent übrigens bei Sturm Graz – unter keinem Geringeren als Franco Foda.
Um das Ruder herumzureissen, empfiehlt die Bolzplazz-Redaktion folgende Aufstellung für die Partie gegen Linfield: