Kein Land stellt mehr Champions League-Goalies als die Schweiz

Mit dem Champions League-Einzug der BSC Young Boys und des FC Red Bull Salzburg ist klar: In dieser Saison werden drei Schweizer Nummer 1-Keeper in der Champions League vertreten sein – ein europäischer Spitzenwert! Wo haben unsere drei CL-Keeper ihre Stärken? Bolzplazz macht den Check..

Aus Schweizer Sicht liegt eine höchst erfreuliche Champions League-Woche hinter uns. Einerseits kehrte nach drei Jahren Absenz mit dem BSC Young Boys wieder ein Vertreter unserer Liga auf die Bühne der Königsklasse zurück, andererseits dürfen wir uns über eine ganz besondere Statistik freuen: Gleich drei Schweizer Nummer 1-Torhüter werden in diesem Herbst in der Champions League im Einsatz stehen – ein europäischer Spitzenwert.

Dass die Schweiz überdurchschnittlich viele starke Torhüter hervorbringt, ist längst kein Geheimnis mehr. Unsere Goalieausbildung zählt zur internationalen Topklasse. Jüngst in dieser Woche wurde dies einmal mehr verdeutlicht. Mit Gregor Kobel (23, BVB), David von Ballmoos (26, YB) und Philipp Köhn (23, RB Salzburg) sind drei Schweizer Keeper mit Nummer 1-Status in der Champions League vertreten.

Blickt man auf das restliche Teilnehmerfeld, fällt sofort auf: Kein Land stellt mehr Champions League-Torhüter als die Schweiz! Wir teilen uns den ersten Platz mit Belgien und Spanien, die beide ebenfalls je drei Königsklassen-Keeper vorweisen können. Im europäischen Vergleich stellt die Schweiz damit nicht nur mehr CL-Goalies als etwa Deutschland (2), sondern auch als die drei Riesen England, Italien und Frankreich zusammen (2). Eine äusserst bemerkenswerte Statistik, die die Qualität des eidgenössischen Torwartgeschäfts einmal mehr hervorstreicht.

Berücksichtigt sind alle europäischen Länder, die mindestens zwei Nummer 1-Keeper in der diesjährigen Champions League-Ausgabe stellen.

Wer sind die Schweizer Torhüter, die in diesem Herbst nach den Sternen greifen wollen?

Gregor Kobel, 23: Borussia Dortmund

Er gilt als die Nati-Nummer 1 der Zukunft. Kobel ist sehr gross (1,94m), sprunggewaltig und stark mit den Füssen. In der Bundesliga entwickelte er sich in der vergangenen Saison bei Aufsteiger VfB Stuttgart prächtig und erarbeitete sich den Ruf eines Elfmeterkillers. Nicht nur das: Kobel glänzt durch Konstanz, begeht keinerlei Fehler und gefällt durch lautstarke Kommunikation mit den Mitspielern. Die Auftritte des Zürchers waren mitunter so beeindruckend, dass ihn der BVB in diesem Sommer für 15 Millionen Euro als neuen Stammkeeper verpflichtete.

In Dortmund herrscht nun die einmalige Situation, dass das Torhütertrio komplett schweizerisch ist, wobei die langjährige Nummer 1 Roman Bürki allerdings noch verkauft werden soll. Kobel reiste in diesem Jahr mit der Schweiz an die EURO und könnte vielleicht schon im Testspiel gegen Griechenland (1.9.) sein Debüt für die Nati geben. Tritt Publikumsliebling Yann Sommer eines Tages vom internationalen Dienst zurück, steht mit dem jungen, hungrigen Kobel ein mehr als valabler Ersatz bereit.

David von Ballmoos, 26: BSC Young Boys

Der langjährige YB-Goalie ist seit seiner Leih-Rückkehr vom FC Winterthur im Sommer 2017 absolut gesetzt. Mit von Ballmoos im Tor startete YB’s grosse Verwandlung vom ewigen Basel-Jäger zum Dauerchampion. Ähnlich wie Kobel, weist auch der gebürtige Berner eine beeindruckende Physis auf. Seine 1,92m, gepaart mit breiten Schultern, sorgen für hervorragende Voraussetzungen. Von Ballmoos ist ein durch und durch souveräner Torwart, spielt sehr konstant und ist für die Mannschaft auch als Vizecaptain in der Kabine sehr wichtig.

Er mag weniger durch spektakuläre Paraden oder abenteuerliche Ausflüge auffallen, ist aber dennoch ein äusserst verlässlicher Wert auf der Linie. Von Ballmoos steht im erweiterten Kreis der Schweizer Nationalmannschaft, zuletzt wurde er im November 2020 aufgeboten – zu einem Einsatz ist es allerdings noch nie gekommen. In der Champions League wird ihm in diesem Jahr eine grosse Bühne geboten, auf der er sich für einen allfälligen Auslandwechsel empfehlen könnte.

Philipp Köhn, 23: FC Red Bull Salzburg

106 Tage ist es her, als Philipp Köhn als Leihspieler mit dem FC Wil mitten im Challenge League-Abstiegskampf einen enorm wichtigen 3:2-Sieg gegen den FC Chiasso feiern konnte. Etwas über drei Monate später steht Köhn in den Champions League-Playoffs für Stammklub Red Bull Salzburg im Tor, als die Österreicher zum dritten Mal in Serie den Einzug in die Gruppenphase schaffen. Es ist ein unglaublich schneller Aufstieg, den Köhn hingelegt hat. Vom Wiler Bergholz-Stadion auf die Bühne der Königsklasse – und das als frischgebackene Salzburger Nummer 1, mit einem neuen Vertrag bis 2025 ausgestattet.

Köhn ist ein dynamischer, hochmoderner Torwart, der in Salzburgs System quasi als elfter Feldspieler eingesetzt und strikt in den Spielaufbau einbezogen wird. Das Rüstzeug dafür bringt der ehemalige Schweizer U21-Keeper mit: Er ist äusserst ballsicher strahlt viel Ruhe aus, daneben gefällt er durch viel Übersicht und Passsicherheit. Aber auch das Torhüter-Kerngeschäft beherrscht Köhn tadellos, Reaktionsschnelligkeit und eine starke Präsenz in der Box zeichnen ihn aus. Als Sohn einer Schweizerin wuchs er in Deutschland auf, entschied sich aber für den SFV. Es könnte sich im Nachhinein als grossen Coup für die Schweiz erweisen.

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