Louis Mafouta: Xamax-Torjäger aus der 4. Liga Frankreichs

Mit seinem Hattrick gegen GC liess er aufhorchen: Xamax-Stürmer Louis Mafouta (26) befindet sich in Höchstform. Vor einem Jahr spielte er noch in der 4. Liga Frankreichs. Wer ist dieser Unbekannte, der sich im Nu zum Neuenburger Hoffnungsträger entwickelt hat? Bolzplazz macht den Check.

Neuchâtel Xamax erwischte nach dem Abstieg in die Challenge League einen schweren Start in die neue Saison. Das Team wurde komplett umgebaut und verjüngert. Nur noch eine Handvoll der Spieler, die der Abstiegsmannschaft angehört hatten, wurden in die Challenge League mitgenommen.

Einer davon war Altmeister Raphael Nuzzolo (37), über Jahre die personifizierte Xamax-Lebensversicherung. Auch jetzt noch gehört der Oldie zum Neuenburger Stammpersonal, ihm wurde aber Hilfe zur Seite gestellt. Mit 10 Scorerpunkten in 26 Challenge League-Auftritten ist Nuzzolo nach wie vor eine Stütze des Angriffs, die offensive Hauptlast liegt nun aber bei einem anderen Spieler: Louis Mafouta.

Und Mafouta ist in den letzten Wochen regelrecht explodiert. Der 26-jährige Zentralafrikanische Nationalstürmer hat in den letzten 9 Partien überragende 9 Tore erzielt, darunter ein Hattrick am vergangenen Wochenende gegen Leader GC, und steht damit stellvertretend für den Neuenburger Aufwärtstrend. In dieser Phase hat Xamax 14 Punkte gesammelt und sich Stück für Stück aus der roten Zone gebracht.

Noch sind die Neuenburger aber nicht aus dem Schneider. Nach 27 Runden mit 29 Punkten stehen sie mit einem 4-Punkte-Polster zu Tabellenschlusslicht Chiasso auf Rang 8. Dass man sich in dieser heiklen Lage befindet, hat mit einem unglaublichen Negativlauf zu tun, den Xamax von November letzten Jahres bis Ende Januar 2021 hingelegt hat. In diesem Zeitraum reihte man 9 (!) Niederlagen aneinander und schien ein veritabler Kandidat auf einen Abstieg in die Promotion League zu sein.

Dass man jetzt wieder aufatmen kann, hat viel mit Louis Mafouta zu tun. In 26 Auftritten für Neuchâtel Xamax kommt er auf 13 Tore und 3 Assists – 10 dieser insgesamt 16 Scorerpunkte sammelte er wie erwähnt allein in den letzten 9 Spielen. Es ist eine beachtliche Entwicklung, die Mafouta an den Tag legt, er befindet sich nun sogar mitten im Rennen um die Auszeichnung des Challenge League-Torschützenkönigs.

Aus der französischen Provinz in die Challenge League

In der letzten Saison ging Mafouta noch für Racing Club de Grasse in der 4. Liga Frankreichs auf Torejagd, nun zerlegt er im Alleingang den Schweizer Rekordmeister. Dass der kräftige Stürmer derart einschlägt, war nicht vorherzusehen. Der Xamax-Scoutingabteilung kann man für ihre Entdeckung in den Niederungen des französischen Provinzfussballs nur gratulieren. Die Verpflichtung eines Spielers aus dem halbprofessionellen Bereich braucht für jeden Profi-Klub viel Mut. Mut, der sich für Xamax ausbezahlt hat.

Dass Mafouta für höhere Aufgaben berufen ist, hat er aber bereits in der 4. Liga gezeigt. 2019/20 erzielte er 18 Tore in 24 Spielen für den Racing Club de Grasse. Durch seine Athletik und Körperlichkeit war er für das 4. Liga-Niveau wohl überqualifiziert. Die Challenge League bietet ihm nun eine tolle Plattform. Er konnte seine Fähigkeiten auf einem höheren Level bestätigen und seine Entwicklung weiter vorantreiben.

Mafouta gefällt durch eine rohe körperliche Power. Seine tolle Athletik gibt ihm in Zweikämpfen und Sprintduellen einen Vorteil gegenüber dem Verteidiger. Mit einer Grösse von 1,81m besitzt er zudem Gardemass für einen Offensivspieler. Mafouta ist sehr schnell und explosiv. Seine Läufe in die Tiefe sind nur schwer zu unterbinden. Taucht er im Strafraum auf, sorgt er sofort für Unruhe. Was ihn zudem auszeichnet, ist seine Geradlinigkeit. Mafouta sucht stets den direkten Weg zum Tor und schliesst sofort ab. Dieser Eindruck wiederspiegelt sich in der Statistik: Kein einziger Challenge League-Spieler hat in der laufenden Saison Stand jetzt öfter aufs Tor geschossen als Mafouta (62 Mal).

Ein grosses Plus ist des Weiteren seine Beidfüssigkeit: Mafouta bevorzugt zwar den rechten Fuss, trifft aber auch mit links. 9 Tore erzielte er mit rechts, 4 mit links. Eine Schwäche ist definitiv das Kopfballspiel: Gerade aufgrund seiner tollen physischen Voraussetzungen, müsste Mafouta auch per Kopf für Gefahr sorgen können. Noch ist ihm aber kein einziger Kopfballtreffer für Xamax geglückt.

Star in Zentralafrika

Ähnlich wichtig wie für Xamax ist Mafouta auch für die Nationalmannschaft der Zentralafrikanischen Republik. In der jüngst abgeschlossenen Qualifikation für den Afrika Cup gehörte er zu den besten Torschützen der Kampagne. 4 Tore erzielte er für Zentralafrika, nur Patson Daka (Sambia, 5 Tore) und Victor Osimhen (Nigeria, 5 Tore) trafen öfter.

Mafoutas Toren zum Trotz konnte sich die Zentralafrikanische Republik nicht für den AFCON qualifizieren. In einem Team der Unbekannten ist der Xamax-Torjäger zusammen mit Geoffrey Kondogbia von Atletico Madrid so etwas wie der Star des Teams und einer der wenigen Spieler, die in Europa engagiert sind.

Einen kleinen Trost gab es für Mafouta trotz der erfolglosen Qualifikation dennoch. Der Torjäger wurde vom Afrikanischen Fussballverband (CAF) in die Top-Mannschaft der AFCON-Qualifikationskampagne gewählt, zusammen mit Grössen des Weltfussballs wie Kalidou Koulibaly, Riyad Mahrez oder Sadio Mané. Übrigens ebenfalls dabei: FCZ und Gambia-Stürmer Assan Ceesay, der sein Land zur erstmaligen Afrika Cup-Teilnahme schoss.

Perspektiven

Mafouta hat mit seinen tollen Auftritten für Xamax ein perfektes Bewerbungsschreiben für höhere Aufgaben abgegeben. Neuchâtel wird alles daran setzen wollen, seinen Torgaranten zu halten. Gerade hinsichtlich eines potentiellen Aufstiegsrennens in den nächsten Jahren wären seine Treffer Gold wert.

Aber klar ist, dass Mafoutas Leistungen nicht unbemerkt geblieben sind. Es ist alles andere als unwahrscheinlich, dass ein grösserer Klub zuschnappt. Eine Möglichkeit wäre vielleicht ein Engagement in der Super League. Klubs wie St. Gallen, Zürich, Servette oder Sion könnten einen treffsicheren, athletischen Stürmer bestens gebrauchen. Mafouta hat nun mehr als einen Fuss in der Tür zu einer erfolgreichen Karriere. Aus Schweizer Sicht bleibt zu hoffen, dass er uns noch ein Weilchen erhalten bleibt.

* Update der Statistiken nach dem 28. Spieltag und der Xamaxer 0:1-Niederlage gegen Aarau

AFCON-Teilnehmerfeld: https://de.fifa.com/news/das-teilnehmerfeld-ist-fast-komplett

Mafouta will Torschützenkönig werden: https://www.lematin.ch/story/jai-envie-daller-chercher-le-titre-de-meilleur-buteur-653640323612

Mafoutas Profil: http://www.xamax.ch/joueur.php?langue=2&idjoueur=5309#

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