Samuel Ballet – Ein YB-Junior verzückt die Challenge League

Gastbeitrag Jerry TakouAktuell leihweise beim FC Winterthur engagiert, gehört YB-Junior Samuel Ballet (21) zu einer neuen Generation aufregender Schweizer Angreifer. Wir werfen einen Blick auf seine Entwicklung in der Challenge League und seine Zukunft.

In den letzten Jahren war die Schweiz dafür bekannt, hervorragende Torhüter und Verteidiger wie Diego Benaglio oder Yann Sommer, Stephan Lichtsteiner oder Manuel Akanji hervorzubringen. Doch wenn es um „aufregende“ Stürmer geht, fehlte es der Schweiz lange an Konstanz und Qualität. Viele Jahre lang war Xherdan Shaqiri die einzige verlässliche Option in der Offensivreihe, gefolgt von einem oft kritisierten Haris Seferovic.

Mit der Ankunft einer neuen Generation von Stürmern weltweit, deren Stärken in den Bereichen Athletik und Schnelligkeit liegen, begann auch die Schweizer Nati, Spieler mit genau diesem Profil zu integrieren. Ein Profil, das in der Schweiz bis zu diesem Zeitpunkt aber nicht oft zu finden war. Zu diesen nachrückenden Angreifern zählen Spieler wie Breel Embolo, Ruben Vargas und natürlich der aufstrebende Noah Okafor, der mit hervorragenden Leistungen in Rom gegen Italien und in Luzern gegen Bulgarien eine grosse Rolle bei der Qualifikation der Nati für die Weltmeisterschaft in Katar spielte. Es gibt noch weitere Schweizer Spieler mit ähnlichem Profil, wie etwa Dan Ndoye vom FC Basel – oder aber YB-Leihgabe Samuel Ballet, der ebenfalls zu dieser neuen, dynamischen Generation von Schweizer Stürmern gehört, auch wenn er vielleicht noch nicht sehr bekannt ist.

Samuel Ballet – der Nächste in der Reihe?

Der 21 Jahre alte Angreifer mit kamerunischen Wurzeln wurde in Bern geboren. Ballet begann in der Akademie des FC Thun, bevor er 2016 zum BSC Young Boys wechselte und im Winter 2020 sein Debüt bei den Profis feierte – und das gleich mit einem Tor in der Super League gegen Lugano. Nach einem 0:1-Rückstand schickte der damalige YB-Trainer Gerardo Seoane Ballet aufs Feld. Lugano verdoppelte die Führung zwar nur wenige Minuten später, musste aber gleich wieder den Anschlusstreffer hinnehmen: Nur 11 Minuten nach seiner Einwechslung erzielte Ballet sein erstes Profi-Tor, konnte am Ausgang des Spiels jedoch nichts mehr ändern.

Trotz dieses vielversprechenden Starts kam der Schweizer U-Nationalspieler in der Saison 2019/20 zu keinem weiteren Einsatz in der 1. Mannschaft des Schweizer Meisters und wurde daraufhin im Sommer ausgeliehen. Er wechselte zum Challenge-League-Verein FC Wil, der dafür bekannt ist, jungen Spielern aus der Super League Spielzeit zu verschaffen. Für Ballet lief dieser Wechsel jedoch nicht wunschgemäss. Bereits nach wenigen Monaten löste er seinen Vertrag auf und wechselte auf Leihbasis zu einem anderen Challenge-League-Verein – dem FC Winterthur, wo er bis heute spielt.

Die aktuelle Saison hat für Ballet nicht gut begonnen: Er erlebte eine schwierige erste Saisonhälfte, in der er trotz einiger guter Einsätze als Joker kein Tor und keinen Assist verbuchen konnte. Seit Beginn der Rückrunde und der Verpflichtung von Alex Frei als neuem FCW-Cheftrainer ist jedoch eine deutliche Verbesserung zu erkennen. Seit dem Trainerwechsel hat er 4 Mal ins Schwarze getroffen, 1 Assist verbucht und ist mittlerweile in eine wichtigere Rolle in der Offensive der Eulachstädter hineingewachsen. Ausserdem: Ballet wirkt plötzlich spritziger, konzentrierter und deutlich torgefährlicher. Ist das der Verdienst seines neuen Trainers Alex Frei, der bekanntlich einst selbst ein erfolgreicher Stürmer war? „Ja, er hat einen grossen Einfluss auf mich gehabt. Dank ihm bin ich reifer geworden, und er hilft mir, zu verstehen, wie ich mich verbessern kann und an welchen Dingen ich arbeiten muss“, sagt uns Ballet im Gespräch.

Rohes Tempo und die Dribbelstärke

Ballet kann auf jeder Position in der Spitze eingesetzt werden und ist beidfüssig stark. Eine seiner auffälligsten Eigenschaften ist sein Drang, stets Eins-gegen-Eins-Duelle zu suchen. Der Schweizer Angreifer scheut sich nicht, mit dem Ball am Fuss Verteidiger zu attackieren und so mit Einzelaktionen Räume zu kreieren. Gerade wenn er als Flügelstürmer auf der Aussenbahn aufgestellt wird, ist diese Lust am Dribbling seine primäre Stärke, gefolgt von seinen seinen explosiven, rohen Bewegungen und Tempovortössen im letzten Drittel des Spielfelds. Die Kombination aus seinen technischen Fähigkeiten, seiner Unbekümmertheit und seinen plötzlichen Richtungsänderungen macht Ballet zu einem der trickreichsten Angreifer in der Challenge League.

Der Youngster hat jedoch noch reichlich Verbesserungspotenzial: Er ist kein Spezialist für das Schlagen von Flanken. Und: Auch seine Entscheidungsfindung ist zu verbessern, denn wenn er einmal an seinem Gegenspieler vorbeigezogen ist, sind seine nachfolgenden Entscheidungen nicht immer die richtigen. Auch seine Torausbeute müsste besser sein, vor allem seine Effizienz im Strafraum muss erhöht werden, er vergibt noch zu viele Chancen – auch wenn bereits Schritte in die richtige Richtung zu erkennen sind, seit ex-Stürmer Alex Frei als Winti-Trainer übernommen hat und den jungen Spielern mehr Vertrauen schenkt.

Auf die Frage nach seiner grössten Stärke als Spieler meint Ballet: „Das ist schwer zu sagen, denn mit der Zeit entwickeln sich meine Fähigkeiten generell weiter, heute kann ich zudem auf verschiedenen Positionen spielen. Aber ich würde sagen, dass meine grösste Stärke meine Dribblings und mein Flair in Eins-gegen–Eins-Situationen sind, weil ich dabei nicht viel nachdenken muss, sondern einfach meiner Kreativität und meinem Instinkt freien Lauf lassen kann.“

Mit einer Körpergrösse von 1,84 m, einer hohen Geschwindigkeit über eine weite Distanz und einer explosiven Beschleunigung auf den ersten Metern, bringt Ballet auch athletisch sehr viel mit. Wenn er als Nummer 9 agiert, lässt er sich gerne fallen, um seiner Mannschaft beim Spielaufbau zu helfen, oder aber er läuft mit seinem Speed und seiner Dynamik in die Tiefe und öffnet so Räume für seine Mannschaft.

Auf die Frage nach den Spielern, die ihn am meisten inspiriert haben, antwortet er: „Ich schaue mir gerne moderne Offensivspieler an, die einen grossen Einfluss auf den Sport haben, wie Mbappé, Zaha oder Benzema. Das perfekte Vorbild für mich ist allerdings Mbappé. Als Kind waren Robinho und Ronaldo meine Idole.“

Bereit für eine Rolle in Bern?

Insgesamt darf festgehalten werden, dass Samuel Ballet ein Spieler ist, den man in den nächsten Jahren auf dem Zettel haben sollte. Trotz all seiner körperlichen und technischen Fähigkeiten hat er freilich noch viel Raum für Verbesserungen, vor allem was die Effizienz betrifft und ist weit davon entfernt, das „fertige“ Produkt zu sein. Dass es ihm noch immer nicht leicht fällt, seine Chancen konstant in Assists oder Tore umzumünzen, könnte für ihn langfristig zu einem Problem werden. Um in seiner Karriere die nächste Stufe zu erreichen, muss er also lernen, eiskalt im Sechzehner zu agieren und ohne Nervosität die richtigen Entscheide zu treffen. Die wichtige Frage ist: Kann er seinem Verein BSC Young Boys bereits jetzt weiterhelfen oder schliesst sich das Kapitel YB?

Da sein Leihengagement in Winterthur im Sommer ein Ende nimmt, darf man gespannt sein, was YB mit ihm vorhat. Sein Kontrakt in Bern läuft nämlich zeitgleich im Juni 2022 aus. Mit der Möglichkeit, dass der FCW in diesem Jahr den Aufstieg in die Super League schafft, könnte ein Verbleib in der Eulachstadt in Form einer fixen Verpflichtung eine spannende Option für Ballet sein. Oder will YB ihn vielleicht zurückholen? Nach der chaotischen, unbefriedigenden Saison, in der man den Titel verlor und sogar um einen Platz in den Top 3 kämpfen muss, wird man im Sommer das Kader neu aufbauen wollen.

Sportdirektor Christoph Spycher könnte ein neues Projekt mit mehr jungen Spielern aus der eigenen Akademie starten und so Ballet eine Chance in der 1. Mannschaft geben. Es besteht zudem auch die Möglichkeit, dass Angreifer wie Meschack Elia, Moumi Ngamaleu oder Christian Fassnacht in grössere Ligen wechseln und ersetzt werden müssen. Warum also nicht einen jungen, hungrigen Stürmer sich beweisen lassen? So oder so: Die nächsten Monate werden für Samuel Ballet entscheidend sein.

English version:

Samuel Ballet – The YB-loanee making waves in the Challenge League

Currently on loan from the Swiss champions Young Boys Bern to FC Winterthur, Samuel Ballet (21) is part of a new generation of exciting Swiss forwards. A view on his development in the Challenge League and his future.

In recent years, Switzerland has been known to produce excellent goalkeepers and defenders such as Diego Benaglio or Yann Sommer, Stephan Lichtsteiner or Manuel Akanji. However, when it comes to „exciting“ forwards, it has been noticeable that the Helvetic country lacked consistency. For many years, Xherdan Shaqiri was the only reliable option in the attacking line, followed by an often-criticized Haris Seferovic.

With the birth of a new generation of strikers worldwide, who have their strengths in athleticism and speed, the Swiss Nati also started to introduce players with this exact profile. A profile, that the country didn’t have often before. Those upcoming attackers include players of the likes of Breel Embolo, Ruben Vargas and of course rising star Noah Okafor, who played a big role in Switzerland’s qualification for the World Cup in Qatar with excellent performances in Rome vs Italy and in Lucerne vs Bulgaria. There are more Swiss players with similar profiles coming through at the moment, like FC Basel’s Dan Ndoye – or YB-loanee Samuel Ballet, who is also part of this new, dynamic generation of Swiss forwards, even though he may not be very well known yet.

Samuel Ballet – Next in line?

The 21 years old attacker with Cameroonian roots was born in Bern. The Swiss youth international started playing for the academy of FC Thun, the second biggest club in the canton of Bern, before joining BSC Young Boys in 2016 and earning his pro debut in winter 2020 – scoring right away in the Swiss Super League against Lugano. After being 1-0 down for most of the time, Gerardo Seoane, the former YB manager who is now excelling in the Bundesliga with Leverkusen, decided to bring on Ballet in the 78th minute of the game. Lugano doubled their lead a couple minutes leader, but saw the score line reduced again right away: Only 11 minutes after coming on, Ballet scored his 1st ever professional goal but couldn’t change the outcome of the game.

Despite this promising start, he failed to earn another appearance with the 1st team of the Swiss champions in the season 2019/20 and was subsequently sent out on loan in the summer. He went to Challenge League side FC Wil, a club known for providing gametime for youngsters from the Super League. However, that move didn’t work out for Ballet. After just a couple of months he already terminated his contract and went on loan to another Challenge League side – FC Winterthur, where he still is to this date.

The current season didn’t start well for Ballet: He experienced a difficult first half of the season with no goal and no assist despite a few good appearances as a substitute. However, since the start of the second part of the season and the appointment of Alex Frei as new FCW headcoach, a massive improvement has been noticeable. He hit the back of the net 4 times, registered 1 assist and grew into a more important role since the managerial change. Also: Ballet suddenly looks sharper, more focused and way more dangerous. The merit of his new coach Alex Frei, who was a successful striker himself? “Yes, he did have a significant impact on me. I have gained more maturity thanks to him, and he helps me to better understand how I can improve and which areas I should work on,” Ballet tells us in a conversation.

Raw speed and the power to take on opponents

Able to play on any position in the front line, Ballet is a skillful forward, comfortable to play with both feet even though he is originally right-footed. One of his striking personal features is his desire to seek 1 versus 1 duels. The Swiss attacker isn’t afraid to take on defenders and looking for a way through. When he is deployed as a winger in a wider position, this is exactly his most important ability helping him to take on opponents, followed by his varied dribbling range and his explosive, raw movement in the final third of the pitch. The combination of his technical ability, his recklessness and his sudden direction changes make him one of the trickiest wingers in the Challenge League.

However, Ballet does have room to improve: He is not a specialist in swinging in crosses from deeper areas. And: His decision making has to be upgraded as well, once he has dribbled past his opponent, his subsequent decisions aren’t always the best ones. His scoring output could be better as well, especially his efficiency in the box has to be improved, he still misses too many chances – even though there are already steps into the right direction noticeable since ex striker Alex Frei has taken over as Winti coach and given Ballet and other youngsters more confidence.

Asked about his biggest strength as a player, Ballet says: „It’s hard to tell as, with time, my skills generally get better, and I have the versatility to play in different posts now. But I would say my best overall quality is my dribbling and my flair in 1 versus 1 situations, because I don’t have to think much, I can just let my creativity and my instincts express themselves.“

With his height of 1,84m, good speed over a long distance and explosive acceleration on the first meters, one can state that he is very athletic and a „beast“ of velocity. When Ballet plays as a number 9, he likes to drop deep to help his team with the buildup, or he runs from behind with his pace and dynamic, thus opening up spaces and creating opportunities for himself and for his team. The Swiss attacker genuinely has a good space awareness, as he understands when the game requires him to drop down or run into free spaces.

When asked about players that inspired him the most, he comments:“ I like to watch modern attacking players who have a big impact in the game like Mbappé, Zaha or Benzema. The perfect model for me is Mbappé though. As a child, Robinho and Ronaldo were my inspirational players.“

Ready to get a role in Bern?

Overall, I think Samuel Ballet is a player to watch for the coming years. Despite all his physical and technical abilities, he still has plenty of room for improvement, especially when it comes to efficiency. Although he is an outstanding 1 versus 1 player, he sometimes overplays by not releasing the ball quickly enough or by trying to go through multiple opponents by himself. The fact that he struggles to convert his chances into either assists or goals could be a massive blow if there is no improvement. Learning how to be a „stone-cold“ striker will be key for him reach the next steps in his career. So, the important question is: Can he – despite being far from the finished product – already be of help for his club BSC Young Boys or will he need to find a new permanent home?

Arriving at the end of his loan in Winterthur at the end of the season, it will be interesting to see what YB have planned for the player with his contract at the club expiring in June 2022. With the possibility of seeing FCW winning promotion to the Super League this year, staying there in the form of a permanent deal and developing into a key player could be an exciting option for Ballet. Or maybe YB want him back? After their chaotic, unsatisfactory season, that sees them losing the title and even having to fight for a top 3 finish, they will want to rebuild their squad in summer. Technical director Christoph Spycher could start a new project with more young players from their own academy, thus giving Ballet a chance in the 1st team. There’s also a chance that YB attackers like Meschack Elia, Moumi Ngamaleu or Christian Fassnacht will move to bigger leagues and will need to be replaced. Why not let a young, hungry striker like the FCW loanee prove himself? Either way: The next months will be crucial for Samuel Ballet.

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