Cameron Puertas – Der nächste Schweizer Nationalspieler?

Cameron Puertas mischt in seiner ersten Super League Saison die Schweiz gehörig auf. Mit Wucht, Punch und feinem Füsschen bahnt er sich zurzeit seinen Weg durch die Liga und wird völlig zurecht zu den besten Spielern 2020/21 gezählt. Der nächste logische Schritt wäre eine Berufung in die Nationalmannschaft. Welche Qualitäten würde er einbringen? Bolzplazz macht den Check.

Nach dem Aufstieg in die Super League im Sommer 2020 hat der FC Lausanne-Sport sein Team mit vielen Neuzugängen verstärkt. Ein grosser Teil davon sind vielversprechende Talente von „Kooperationspartner“ Nizza aus der Ligue 1. Doch nach knapp zwei Dritteln der Saison ragt bei den Waadtländern keiner der Neuankömmlinge besonders heraus, sondern ein Akteur aus dem eigenen Nachwuchs. Cameron Puertas ist 22 Jahre jung und macht sich bereits in seiner ersten Super-League-Saison einen Namen als einer der besten zentralen Mittelfeldspieler der Liga.

Mit 16 wechselte Puertas vom Amateurverein FC Forward-Morges in den Nachwuchs von Lausanne-Sport, wo er nach dem Abstieg aus der Super League 2018 in die erste Mannschaft hochgezogen wurde. Der gebürtige Lausanner mit Wurzeln in Spanien kam in den beiden zweitklassigen Saisons von LS zu 48 Pflichtspieleinsätzen, nach einer zwischenzeitlichen Knieverletzung eroberte er sich seinen Stammplatz im Team von Giorgio Contini aber erst nach der Coronapause im Sommer 2020 wieder zurück.

Puertas steht für Kampf und Spektakel zugleich

Zu Beginn der Saison 2020/21 änderte sich beim Aufsteiger die Ausgangslage aufgrund der Verletzung von Joel Geissmann und der Aussortierung von Christian Schneuwly. Puertas war gesetzt und blickte nie zurück. Er verpasste in dieser Saison erst 2 Spiele – beide aufgrund von Gelbsperren, was seinen Spielstil bereits perfekt beschreibt. An der Seite von Stjepan Kukuruzovic ist Puertas ein absoluter Aggressivleader, er verzeichnet in dieser Saison 51 erfolgreiche Tacklings, 15 mehr als der zweitbeste Spieler der Liga in dieser Statistik (Lukas Görtler, 36). Puertas ist der Spieler der ligaweit die meisten Fouls begeht, aber auch am vierthäufigsten gefoult wird. Niemand sah mehr gelbe Karten als er. Kein Wunder sagt Puertas über sich selbst, er werde oft mit Gennaro Gattuso verglichen.

via twitter.com

Dass er aber mehr kann als nur abräumen, zeigte der beidfüssige Mittelfeldspieler bereits in der 3. Runde der Saison gegen den FC Zürich, als er sich nach einem scheinbar geklärten Eckball ein Herz fasste und aus ca. 25 Metern Distanz sein erstes RSL-Tor erzielte – ein Weitschuss, der zum Tor des Monats Oktober in der Super League gewählt wurde. Und es sollte nicht sein letzter Treffer bleiben: Beim bisher einzigen Sieg der Lausanner im Jahr 2021, 3-1 gegen Servette, steuerte der für einmal weiter vorne im offensiven Mittelfeld aufgestellte Puertas einen Doppelpack bei. Insgesamt war Puertas in dieser Saison bereits an 9 RSL-Toren direkt beteiligt (5 Treffer, 4 Vorlagen). Kein Spieler von Lausanne sammelte mehr Scorerpunkte.

Mögliche Verbesserungspunkte und Weg ins Nationalteam

Um sich bei Abstössen oder zweiten Bällen behaupten zu können und seine Präsenz im Mittelfeld noch unverzichtbarer zu machen, muss Puertas über kurz oder lang sein Kopfballspiel verbessern. Nur 1.6 Kopfballduelle pro Spiel ging er in der laufenden Spielzeit trotz immerhin 1.78m Körpergrösse ein, wovon er nur 35% erfolgreich gestaltete. Ein weiterer möglicher Verbesserungspunkt: Am Ball sucht Puertas oft die in Lausannes 3-4-1-2 hoch stehenden Aussenverteidiger, vielleicht könnte er mit etwas mehr Vertikalität noch mehr Torgefahr erzeugen.

Doch auch so dürfte Puertas schon in naher Zukunft zum Kreis der Kandidaten für die Schweizer Nationalmannschaft gehören, falls er dies denn auch möchte. Auf der Vereinswebseite von Lausanne-Sport ist nämlich Spanien als seine Nationalität vermerkt. Für Nachwuchs-Nationalteams hat der Doppelbürger weder in Spanien noch in der Schweiz je gespielt, einmal reiste Puertas aber immerhin mit der Schweizer U21 zu einem Freundschaftsspiel. Aktuell besitzt die Schweiz mit Denis Zakaria, Djibril Sow, Edimilson Fernandes, Michel Aebischer, Sandro Lauper, Nedim Bajrami, Bastien Toma, Simon Sohm, Fabian Rieder, Toni Domgjoni, Kastriot Imeri und Alexandre Jankewitz eine hohe Dichte an jungen und äusserst talentierten Mittelfeldspielern, die alle 24 Jahre alt oder jünger sind und allesamt das Potential mitbringen, eine Rolle in der Nati einzunehmen, wenn sie nicht sogar bereits Teil der Schweizer Landesauswahl sind. Harte Konkurrenz also für Cameron Puertas. Doch: Seine Qualitäten, sprich der untypische Mix aus unfassbarer Zweikampfstärke, Aggressivität und technischer Eleganz, würden der Nati bereits jetzt gut zu Gesicht stehen und sollte sich der 22-Jährige so weiterentwickeln wie in der jüngeren Vergangenheit, wäre es mit Sicherheit von Vorteil, wenn sich Vladimir Petkovic bald einmal beim Lausanner in Stellung bringt …

Puertas‘ Tor des Monats Oktober 2020 gegen den FC Zürich: https://www.youtube.com/watch?v=HmWqesLYr80

Statistiken zu Puertas (im Text Stand 27.2.): https://fbref.com/en/players/185a2732/Cameron-Puertas

Steckbrief von Puertas auf der Website von Lausanne-Sport: https://www.lausanne-sport.ch/contingent/21-cameron-puertas-castro/

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