Das sind die spannendsten Schweizer Wintertransfers 2023

Das internationale Winter-Transferfenster ist seit einigen Wochen wieder geschlossen. Im Folgenden blicken wir auf eine Auswahl an interessanten Schweizer Wintertransfers – von Darmstadt über Bern bis in die USA.

Das diesjährige Januar-Transferfenster wird aus Schweizer Sicht in erster Linie für das verrückte Torhüter-Karussell in Erinnerung bleiben. Yann Sommer (34) wechselte nach langwierigen Verhandlungen zum FC Bayern München, während sein Nati-Konkurrent Jonas Omlin (29) Montpellier in Richtung Bundesliga verliess, um dort den Posten von Sommer bei Borussia Mönchengladbach zu übernehmen.

Ein weiterer grosser Wechsel aus Schweizer Perspektive ging schliesslich am Deadline Day über die Bühne: Nati-Stürmer Haris Seferovic (31) brach seine Zelte in Istanbul ab und wechselte nach Spanien zu Celta Vigo. Der Mann aus Sursee war bereits in der Saison 2013/14 in Spanien aktiv, damals ging er für Real Sociedad auf Torejagd.

Neben der Torwart-Rochade und der La-Liga-Rückkehr von Seferovic wurden im Winter aber auch zahlreiche weitere interessante Deals mit Schweizer Beteiligung abgewickelt. Zeit, auf eine Auswahl der spannendsten Schweizer Wintertransfers zu blicken.

Filip Stojilkovic (23) zum SV Darmstadt 98

Der Stern von U21-Nationalspieler Filip Stojilkovic ging in der letzten Saison mit 11 Toren in der Liga für den FC Sion so richtig auf. Mit seiner Power, Aggressivität und seinem Biss ballerte sich der Zürcher in die Herzen der Walliser Fans. Bis zum 10. Spieltag der laufenden Saison registrierte Stojilkovic 7 Scorerpunkte (5 Tore, 2 Vorlagen) und wurde von FCSG-Coach Peter Zeidler als „bester Stürmer der Liga“ geadelt. Doch dann wurde ihm ein gewisser Mario Balotelli vor die Nase gesetzt. Danach schmolz seine Spielzeit und sein Einfluss dahin. Das liess sich der Heisssporn nicht bieten und peilte im Winter folgerichtig einen Wechsel an. Zum Erstaunen vieler wechselte Stojilkovic aber nicht etwa in eine grosse Liga, sondern in die 2. Bundesliga zum SV Darmstadt 98 – und das, obwohl sich auch Juventus Turin um ihn bemüht hatte. Die Darmstädter machten den Schweizer mit einer Ablöse von 2 Millionen Euro kurzerhand zum Rekordeinkauf.

Der Transfer ans Böllenfalltor spricht für Stojilkovics Karriereplanung. Lieber ein Wechsel zu einem ambitionierten Zweitligisten, wo Spielzeit garantiert ist, statt auf der Bank eines grossen Klubs zu versauern. Die Darmstädter sind zudem auf Aufstiegskurs, aktuell führen sie die Tabelle mit 4 Punkten Vorsprung an und dürfen sich realistische Chancen auf eine Rückkehr ins Oberhaus ausrechnen. Anlaufzeit benötigte Stojilkovic kaum, schon in seinem 3. Kurzeinsatz in der Liga erzielte er sein 1.Tor – ein herrliches Solo über den halben Platz, das dem SVD einen Punkt im Spitzenkampf gegen den HSV sicherte. Für seine Karriere dürfte dieser Wechsel goldrichtig sein. Auch Murat Yakin wird Stojilkovics Entwicklung genau verfolgen – steigt er mit Darmstadt auf, scheint ein erstmaliges Nati-Aufgebot in Reichweite.

Henri Koide (21) zu Beerschot V.A.

Ein knappes Jahr lang war Henri Koide von seinem Stammverein FC Zürich an Neuchâtel Xamax verliehen. Der junge Angreifer schwang sich in dieser kurzen Zeit zu einem Schlüsselspieler in der Offensive der Neuenburger auf. 12 Scorerpunkte (8 Tore, 4 Vorlagen) in 29 Einsätzen standen nach 12 Monaten zu Buche – nur Urgestein Raphael Nuzzolo scorte bei Xamax im selben Zeitraum öfter. Koide ist schnell, beweglich und technisch stark. Mit viel Tempo und Einsatz wuselt er sich an Verteidigern vorbei, ehe er den Torabschluss oder den letzten Pass sucht. Der frühere Schweizer Juniorennationalspieler legte im letzten Jahr eine erfreuliche Entwicklung hin – und wurde nun mit einem Transfer belohnt.

Der belgische Zweitligist Beerschot V.A. schlug zu und stattete Koide mit einem Vertrag bis 2025 aus. Der Verein aus der Region Antwerpen stieg in der letzten Saison aus der Pro League ab und peilt nun unter seinem österreichischen Trainer Andreas Wieland den Wiederaufstieg an. Koide trifft bei Beerschot auf einen Schweizer Landsmann: Seit letztem Sommer spielt Rechtsverteidiger Léo Seydoux für den Absteiger. Belgien ist dafür bekannt, jungen Spielern eine Plattform zu bieten – gute Bedingungen also für Koide, um den nächsten Schritt zu gehen.

Enrique Aguilar (16) zu RB Salzburg

Die Nachwuchsausbildung von RB Salzburg gehört weltweit zum Besten, was man finden kann. Von RedBulls Engagement im Fussball kann man halten was man will – aber jeder junge Spieler, der sich der Salzburger Akademie anschliesst, geht einen sinnvollen Schritt. So auch Enrique Aguilar. Der Schweizer U16-Nationalspieler ist zwar noch ein gutes Stück vom Profifussball entfernt, gilt aber als grosse Zukunftshoffnung. Der explosive, trickreiche und robuste Angreifer aus dem Nachwuchs des FC Basel machte die Scouts aus Österreich mit seinen starken Leistungen in der U-Nati und in der U16-Elite-Liga auf sich aufmerksam. Fortan wird Aguilar mit der U18 der Bullen in der ÖFB-Jugendliga antreten.

Körperlich ist der junge Stürmer für sein Alter bereits sehr weit. Diese Physis – in Verbindung mit seinem Speed, seiner Explosivität und seiner technischen Qualität – könnte ihn weit bringen. In Salzburg werden junge Talente zu High-Speed- und Vollgas-Fussballern geformt. Das ideale körperliche Rüstzeug dazu bringt Aguilar bereits mit. Setzt er seine starke Entwicklung in Österreich fort, darf sich die Schweiz auf ein aufregendes neues Sturmjuwel mit einem Profil à la Okafor freuen.

Michael Frey (28) zu Schalke 04

Sieben Jahre nach seinem Abgang aus der Ligue 1 ist Michael Frey zurück in einer Top-5-Liga. Der Berner wechselte im Januar leihweise von Royal Antwerpen zum deutschen Traditionsverein und Aufsteiger Schalke 04. Sein Auftrag: Die lahme Offensive der Königsblauen beleben und den Klub mit Toren in der Liga halten. Dem Wechsel nach Gelsenkirchen ging ein Streit bei seinem ex-Verein voraus. Nach einer überragenden Vorsaison mit 24 Toren war Frey über seine Degradierung zur Nummer 2 im Antwerpen-Sturm hinter dem Holländer Vincent Janssen alles andere als glücklich – und liess seinem Frust öffentlich freien Lauf. Danach war das Tischtuch zerschnitten und ein Abgang unausweichlich.

Nun läuft Frey in der Bundesliga auf. Der 1,88m-Sturmtank eroberte sich in der Schalke-Offensive auf Anhieb einen Stammplatz. Nach 7 Einsätzen wartet er zwar noch auf seinen Debüt-Treffer, registrierte dafür aber bereits 2 Assists. Zuletzt gelang ihm eine Vorlage beim 2:1-Sieg über den VfB Stuttgart – den 1. Dreier der Schalker im neuen Jahr. Mit seiner aufopferungsvollen, physischen Art scheint Frey beim stolzen Arbeiterverein am rechten Ort zu sein. Kann er nun auch noch mit Toren in Deutschland auftrumpfen, dürften auch Nationaltrainer Murat Yakin langsam die Argumente für die stete Nicht-Berücksichtigung ausgehen.

Maren Haile-Selassie (23) zu Chicago Fire

Via Wil, Neuenburg und Lugano nach Chicago: Maren-Haile-Selassies Aufstieg erfolgte rasant – und hat nun einen neuen Höhepunkt erreicht. Der schnelle Flügel wechselte nach einem Jahr in Diensten des FC Lugano zu dessen MLS-Partnerklub Chicago Fire. Die Major League Soccer hat sich in jüngerer Vergangenheit zu einer hochinteressanten Destination für junge Spieler aus aller Welt entwickelt. Die Zeiten der „Rentner-Liga“ sind definitiv vorbei – neu liegt der Fokus auf der Ausbildung und dem Verkauf von Talenten. Haile-Selassie folgte dem Lockruf einer boomenden, aufregenden Liga. Für seine Karriere könnte das ein guter nächster Schritt sein.

Bei Chicago trifft der Zürcher auf Xherdan Shaqiri. Gemeinsam mit seinem Schweizer Landsmann soll Haile-Selassie für einen sportlichen Aufschwung sorgen, nachdem der Verein im letzten Jahr die Playoffs verpasst hat. Mit seinem hohen Speed, seiner Agilität und seiner Stärke im Eins-gegen-Eins passt der letztjährige Cup-Sieger perfekt in den dynamischen amerikanischen Fussball. Der Wechsel in die USA ist ein neuer Reiz, der Haile-Selassies Entwicklung sehr dienlich sein kann. Viele Schweizer Spieler mit seinen Anlagen gibt es nicht – auch aus Nati-Perspektive ist sein weiterer Weg daher aufmerksam zu verfolgen.

Marvin Keller (20) zum BSC Young Boys

YB realisierte klammheimlich einen der vielversprechendsten Transfers dieses Winters: Vom Challenge-League-Leader FC Wil wechselte U21-Nationaltorhüter Marvin Keller mit einem langfristigen Vertrag bis 2027 nach Bern. Der frühere GC-Junior beerbte in Wil den heutigen Salzburg-Goalie Philipp Köhn als Nummer 1 und entwickelte sich im Nu zu einem der besten jungen Keeper des Landes. Keller ist nicht nur reflexstark und sicher in der Luft, sondern auch mit dem Ball am Fuss sehr gut. Darüber hinaus strahlt der Youngster eine bemerkenswerte Souveränität aus, begeht kaum Fehler und kommuniziert klar mit seinen Vordermännern.

Kellers Anlagen sind ausgezeichnet. Mit 20 Jahren bereits über die Erfahrung von 50 Profi-Spielen als Nummer 1 zu verfügen, ist zudem eine Seltenheit. Dass in der Ostschweiz ein hervorragender Torwart heranwächst, blieb natürlich auch dem Liga-Krösus aus Bern nicht verborgen. Sein Transfer und die lange Vertragslaufzeit sind ein klares Signal: YB plant Keller als zukünftige Nummer 1 und langfristigen Nachfolger von David von Ballmoos ein. Es würde nicht erstaunen, wenn der junge Goalie noch in dieser Saison ein erstes Mal für Gelb-Schwarz zwischen den Pfosten steht.

Share the Post: