„In Youth We Believe“ – so sieht die Struktur des YB-Nachwuchs aus

Gastbeitrag Maxime SchärWankdorf Stadion, Sonntag 4. Juni 2023, Schweizer Cupfinal YB – Lugano: Mit Sandro Lauper, Lewin Blum, Fabian Rieder und Aurèle Amenda stehen vier Eigengewächse in der Berner Startelf. Trotz der hohen Qualität des Kaders setzt man bei den Young Boys immer mehr auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Das YB-Motto „In Youth We Believe“ könnte kaum besser passen. Doch wie ist die Nachwuchsarbeit der Young Boys strukturiert? Ein Blick hinter die Kulissen.

David von Ballmoos, Michel Aebischer, Sandro Lauper, Felix Mambimbi, Fabian Rieder, Lewin Blum, Aurèle Amenda sie alle haben in den letzten fünf Jahren den Durchbruch in der 1. Mannschaft der Young Boys geschafft. Sie vereint, dass sie allesamt die Nachwuchsausbildung beim Schweizer Meister absolviert haben. Irgendetwas machen sie in Bern also richtig. Aber was genau?

Regionale Kooperationsparner

Ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit in Bern und die hohe Anzahl an Spielern, die den Sprung in den Profifussball schaffen, ist die enge Kooperation mit anderen kantonalen Akademien. YB betreibt eine Zusammenarbeit mit dem FC Solothurn, dem Team Köniz, dem Team TOBE (Oberaargau & Emmental) sowie dem Team AFF-FFV (Freibutg). Alle sind sie Ausbildungspartner der Young Boys. Die Solothurner sind neuerdings Teil der Kooperation, wohingegen die Partnerschaft mit dem Team AFF-FFV bereits seit längerer Zeit etabliert ist und in den letzten Jahren zahlreiche namhafte Spieler hervorgebracht hat – etwa Yvon Mvogo, Michel Aebischer und Felix Mambimbi.

Aktuell ist auch der junge Sensler Torhüter Leandro Zbinden im Kader der 1. Mannschaft, während der talentierte Freiburger Mittelfeldspieler Théo Golliard einen Profivertrag erhalten hat und die nächste Saison auf Leihbasis in Vaduz bestreiten wird. Talentierte Spieler wie diese wechseln oft schon mit 15 Jahren an den Ausbildungsstandort in Bern, nachdem sie unter anderem beim Feusi Cup im Wankdorf (U15-Turnier mit den verschiedenen Ausbildungspartnern) beobachtet werden.

Der Aufbau der „Youth Base“

In den obersten Stufen der YB-Nachwuchsorganisation sind sehr gute Mannschaften zu finden, die sich mit den Besten Europas messen können, wie man in den letzten Jahren mit Achtungserfolgen in der UEFA Youth League beweisen konnte. In diesen oberen Alterskategorien wird positionsspezifisch trainiert. Die Klublegenden Martin Trümpler und Stéphane Chapuisat helfen bei der Ausbildung der Stürmer, während der ehemalige YB-Trainer Claude Ryf Defensivtrainings gibt. Zusätzlich zum Talentmanager Erich Hänzi, auch eine Vereinsikone, steht den Spielern seit ein paar Jahren auch eine Mentaltrainerin zur Verfügung, die sie während dieser für ihre Karriere entscheidenden Etappe eng begleitet. Christian Franke, Technischer Leiter der Youth Base, sorgt für das Alltagsleben der Spieler, indem er unter anderem vor ein paar Jahren das «YB Huus» aufbauen liess, ein Wohnheim in Bern für Spieler mit einem zu langen Anreiseweg.

Die letzten Stufen vor der 1. Mannschaft sind sehr schwierig zu erreichen. Das soll sich im gesamten Schweizer Fussball aufgrund einer tiefgreifenden Anpassung aber bald ändern: Ab der nächsten Saison wird die U18-Meisterschaft mit einer U19-Liga ersetzt. Dazu wird es statt U16 neu U17-Teams geben. In Bern werden fortan Spieler, die mit 17 Jahren den Sprung in die U19 nicht geschafft haben, ein Jahr lang beim Team AFF-FFV spielen und sich dort in Ruhe weiterentwickeln. In Freiburg wird es dadurch viele Spieler mit einer Doppellizenz geben. Diese Doppellizenzen erlauben es YB, einen spezifischen Spieler bei konstant guten Leistungen noch im Laufe der Saison zurück nach Bern zu lotsen.

Die Arbeit mit den Jüngsten

Nicht nur die Nachwuchsphilosophie in den obersten Kategorien verdient Anerkennung, sondern auch wie YB mit den Jüngsten arbeitet. Dass sehr viele aktuelle Profi-Spieler wie Jan Kronig (Aarau), Samuel Ballet (Winterthur), Joel Schmied (Sion), Kwadwo Duah (Nürnberg), Nico Maier (FC Will) sowie Amenda und Blum bereits in der U12 der Young Boys angefangen haben, ist kein Zufall, sondern die Konsequenz von geduldiger Arbeit: Als Eingangstür vor der U12-Stufe dient das sogenannte Selection Team, wo eine grobe Auswahl der besten E-Junioren aus der Region während mindestens 6 Monaten gesammelt und beobachtet wird. Zusätzlich zu den Aktivitäten in ihrem Stammverein trainieren diese Spieler einmal jede Woche bei YB und nehmen zusammen regelmässig an Turnieren teil. Fehlentscheidungen werden so im Vergleich zu einmaligen Sichtungsturnieren reduziert.

Auch ausserhalb der fussballerischen Ausbildung hat der Verein interessante Projekte für Kinder. Da wäre etwa das YB-Kids-Camp. Ein «Fussball-Lager» für sportbegeisterte Kids, das durch Besuche von Spielern aus der 1. Mannschaft unvergessliche Momente bietet. Aktionen wie diese tragen zur wachsenden Popularität des Vereins und der Sportart in der Region bei. Nicht nur Fussball wird bei solchen Lagern gespielt, sondern neuerdings auch Futsal mithilfe einer Partnerschaft mit dem Berner Futsalverein Minerva. Bei der Youth Base wird regional und strategisch gedacht, deswegen wurde Minerva ebenfalls in die Nachwuchsförderung integriert. Seit mehreren Jahren gibt Pedro Santos, ein ehemaliger Trainer von Benfica und Sporting, den U12-, U13- und U14-Teams der Gelbschwarzen im Winter spezielle Futsaltrainings.

Futbol Therapist blickt in diesem Video im Detail auf die Rolle von Futsal in der Nachwuchsarbeit in Bern:

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