Ab nach oben: Das sind die Challenge-League-Aufsteiger

Die Challenge-League-Saison 2023/24 steht in den Startlöchern. Mit am Start: Zwei Aufsteiger aus der drittklassigen Promotion League. Wir stellen die beiden neuen Klubs genauer vor.

Die Challenge-League-Saison 2023/24 startet mit einer zum Vorjahr stark abweichenden Zusammensetzung. Mit Yverdon Sport, Lausanne-Sport und Stade Lausanne Ouchy sind gleich drei Vereine aufgestiegen, während mit dem FC Sion lediglich ein Absteiger nach unten kommt. Dafür steigen aus der Promotion League zwei neue Klubs auf, die beide nach langen Jahren im Amateurbereich in den Profifussball zurückkehren.

Zusammensetzung der Challenge League in der neuen Saison

Doch wer sind die beiden Aufsteiger eigentlich? Was zeichnet die Klubs aus, auf welche Spieler dürfen sich die Fans freuen?

Stade Nyonnais – der 4. Waadtländer Klub im Schweizer Profibereich

Stade Nyonnais schloss die letzte Saison in der Promotion League auf dem 2. Platz hinter der U21 des FC Luzern ab. Nach einem bürokratischen Spiessrutenlauf inklusive Besitzerwechsel war dann Ende Mai endlich klar, dass Nyon die Lizenz für die Challenge League erhält und somit aufsteigen darf. Mit Nyons Promotion in die zweithöchste Spielklasse ist der Kanton Waadt neu mit vier Vereinen im Schweizer Profibereich vertreten (Lausanne-Sport, SLO, Yverdon und neu Nyon) – kein anderer Kanton stellt mehr Fussballvereine in den obersten zwei Ligen.

Nyon ist im Schweizer Profifussball kein Unbekannter. Von 2008 bis 2012 war der Verein während vier Saisons bereits in der Challenge League vertreten. 11 Jahre später kehrt Stade Nyonnais nun zurück. In den letzten Jahren war der Verein in den Händen der Familie von Vartan Sirmarkes, dem Besitzer von Stade Lausanne Ouchy. Erst der Übertrag der Aktienmehrheit an Michael Palma hat die Rückkehr in den Profifussball möglich gemacht. Seine Heimspiele trägt Nyon im „Centre Sportif de Colovray“ aus, einem aus der Zeit gefallenen Sportplatz mit einer einzigen Tribüne.

Trainer: Christophe Caschili hat Stade Nyonnais zum Aufstieg geführt. Der 43-jährige Franzose übernahm das Amt im letzten Sommer und erreichte in seiner Debütsaison direkt das angestrebte Ziel. Davor war Caschili bei diversen anderen westschweizer Vereinen aus unteren Ligen beschäftigt, u.a. beim FC La Chaux-de-Fonds und bei Vevey United. Nun coacht er zum allerersten Mal im Profibereich.

Schlüsselspieler: Quentin Fouley kam im letzten Sommer aus der deutschen Regionalliga zu Stade Nyonnais. Der 1,90m grosse offensive Mittelfeldspieler eroberte sich sogleich eine Schlüsselposition im Team und machte sich schnell unverzichtbar. Kraftvoll, technisch gut, selbstbewusst und sehr torgefährlich – Fouley stieg zum Unterschiedsspieler auf und hatte grossen Anteil am Aufstieg seiner Mannschaft. 10 Tore trug der 29-jährige Franzose bei. Man darf gespannt sein, wie er sich in der Challenge League präsentieren wird.

Quentin Fouley, Nyons Unterschiedsspieler.

Interessanter Transfer: Nyon hat sich nach dem Aufstieg nur sporadisch verstärkt. Drei Neuverpflichtungen verdienen aber besondere Erwähnung. Von Lausanne-Sport und Servette wechselten drei der interessantesten westschweizer Nachwuchsspieler leihweise zu Stade Nyonnais. Dabei handelt es sich um den 1,98m grossen Innenverteidiger Karim Sow (20), den dynamischen Mittelfeldspieler Sidiki Camara (20) und den dribbelstarken Linksverteidiger Malik Sawadogo (20). Alle drei sind Nachwuchs-Nationalspieler und gelten in ihren Stammvereinen als Zukunftsversprechen. Die Saison in der Challenge League soll ihnen die Tür zum Profifussball öffnen und ihre Entwicklung weiter vorantreiben.

FC Baden – ein bemerkenswerter Durchmarsch aus der 1. Liga Classic

Der zweite Aufsteiger in die Challenge League hat einen märchenhaften Aufstieg hinter sich. 2022 spielte der FC Baden noch in der 1. Liga Classic und schaffte von dort aus den Aufstieg in die Promotion League. Ein Jahr später haben die Aargauer den direkten Durchmarsch von der vierthöchsten Liga in die Challenge League perfekt gemacht. Seit 2012 war der FC Baden in der 1. Liga angemeldet, nun hat er es innerhalb eines Jahres mit zwei Aufstiegen in Folge aus dem Provinzfussball in den Profibereich geschafft. Zuletzt war der FC Baden von 1996 bis 2006 in der Nationalliga B bzw. der Challenge League vertreten. Nach 17 Jahren im Amateurfussball kehren die Aargauer unverhofft auf die grosse Bühne zurück.

Ein solch rasanter Aufstieg bringt allerdings auch grosse Herausforderungen mit sich. Der Verein ist nicht auf Profifussball ausgerichtet, ausnahmslos alle Spieler der Aufstiegsmannschaft – inklusive dem Trainer – sind Halbprofis mit Jobs in der regulären Arbeitswelt. Seine Heimspiele trägt Baden im altehrwürdigen Stadion Esp aus, zum Saisonauftakt wartet mit dem Derby gegen den FC Aarau direkt ein Highlight. Unter den gegebenen Voraussetzungen dürfte es Baden aber schwer haben, sich in der Challenge League zu behaupten. Alles andere als der sofortige Abstieg käme überraschend – und doch hat der Verein zuletzt ja bewiesen, für alle Überraschungen gut zu sein.

Trainer: Michael Winsauer übernahm im letzten Sommer das Amt und führte den FC Baden direkt in die Challenge League. Der 40-jährige Österreicher liess sich nach einer Profikarriere im Aargau nieder, wo er via Regionalfussball den Weg als Coach nach oben fand. Nun steht er vor der bis dato grössten Herausforderung seiner Karriere.

Schlüsselspieler: Grossen Anteil am Aufstieg hatte der erfahrene Stürmer Davide Giampa. Der 30-jährige Italiener erzielte satte 17 Treffer in der abgelaufenen Saison und gehörte damit zu den besten Torschützen der gesamten Liga. Für den FC Wohlen und den FC Aarau bestritt Giampa bereits 60 Partien in der Challenge League. Seine Erfahrung und seine Knipser-Qualitäten dürften für Baden auch in der kommenden Saison unverzichtbar sein.

Davide Giampa ballerte Baden in die Challenge League.

Interessanter Transfer: Der FC Baden ist mit der Herausforderung konfrontiert, als de facto Amateurverein ein profitaugliches Kader auf die Beine zu stellen. Da ist Kreativität gefragt. Besonders ins Auge sticht der Zuzug von Marin Wiskemann, der in der Promotion League seit Jahren für Furore sorgt und sich nun endlich auf höherem Level zeigen kann. Weiss er diese Chance zu nutzen, könnte er sich für einen Profivertrag bei einem grösseren Verein empfehlen. Daneben lassen die Verpflichtungen von Omer Dzonlagic (Thun) und Samuel Alabi (Luzern) aufhorchen. Auch die Ausleihe von U20-Nati-Goalie Tim Spycher ist interessant, der talentierte Keeper aus dem Basler Nachwuchs ist als Nummer 1 vorgesehen.

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