Neues Jahr, neues Personal? Diese Talente könnten die U21-Nati verstärken

Im März steht der erste Zusammenzug des Schweizer U21-Nationalteams im Jahr 2024 an. Seit den letzten Partien im November hat der ein oder andere Spieler auf hohem Level auf sich aufmerksam gemacht. Zeit für frisches Blut? Wir präsentieren potentielle neue U21-Nationalspieler.

Im Herbst übernahm Sascha Stauch offiziell die Zügel als neuer U21-Auswahltrainer. Unter seiner Führung wurde ein Generationenwechsel vollzogen, denn ab dieser Saison sind nur noch Spieler ab Jahrgang 2002 spielberechtigt. Heisst: Stauch musste einen Umbruch bewältigen. Weg von Amdouni, Ndoye oder Imeri, hin zu Surdez, Dos Santos, Villiger und Konsorten.

Der Auftakt ist der neu zusammengesetzten U21-Equipe unter dem Strich geglückt. In der EM-Qualifikation belegt die Schweiz den 1. Platz vor Rumänien mit 11 Punkten aus 5 Partien. Als Nächstes wartet im März nun Albanien. Trotz der insgesamt guten Ausbeute ist rund um diese neue U21-Generation aber noch nicht alles perfekt. Auf gewissen Positionen fehlt Kadertiefe, auf anderen die Qualität in der Spitze. Daher dürfte die Tür für neues Personal weiter offen sein. In den vergangenen Monaten haben einige junge Spieler für Aufsehen gesorgt – möglich, dass der ein oder andere im März ein erstmaliges U21-Nati-Aufgebot erhält.

Leon Avdullahu (20) – FC Basel

Streng genommen gehört Leon Avdullahu nicht in diese Liste. Der zentrale Mittelfeldspieler wurde im November bereits erstmals aufgeboten, kam damals aber noch nicht zum Einsatz. Das dürfte sich heuer ändern. Mehr noch: Avdullahus steile Entwicklung zum Stammspieler in Basel prädestiniert ihn auch für eine gewichtige Rolle in der U21-Auswahl. Angesichts der Tatsache, dass die Zukunft von Rieder und Jashari perspektivisch eher in der A-Nati liegen dürfte, könnte Avdullahu schnell zu einem Schlüsselbaustein in Stauchs Equipe aufsteigen.

Gross, zweikampfstark, intelligent, exzellente Übersicht, bockstark im Passspiel – der 20-Jährige begeistert seit dem Trainerwechsel hin zu Fabio Celestini. Und ist eine der wenigen Basler Konstanten. Wie er als unerfahrener Nachwuchsspieler Leithammel Xhaka den Stammplatz abgeluchst hat, ist beeindruckend. Mit Avdullahu dürfte das nächste vielversprechende Schweizer Mittelfeld-Juwel, das nach Rieder und Jashari gross herauskommt, aus Basel stammen. Mit ihm ist zu rechnen. Auch in der U21-Nati.

Roméo Beney (19) – FC Basel

Auch ein weiteres FCB-Juwel darf sich berechtigte Hoffnungen machen, schon bald einen fixen Platz in der U21-Nati innezuhaben: Flügelstürmer Roméo Beney. Der Waadtländer hat sich in den vergangenen Wochen in der 1. Mannschaft festgespielt und ist mittlerweile ein wichtiges Element in der Basler Offensive. Bei seinem Super-League-Debüt gegen Lugano traf er sogleich – im Cup-Halbfinal gegen denselben Gegner gelang ihm zudem jüngst seine erste Torvorlage.

Was Beney für die U21-Nati besonders spannend macht, ist nicht nur seine Spielpraxis auf Super-League-Level. Sondern auch zwei weitere entscheidende Faktoren: Da wäre einerseits die Knappheit an qualitativem Personal auf den offensiven Aussenpositionen – mit Franck Surdez und Albin Krasniqi standen zuletzt nur zwei Flügelspieler im Aufgebot. Und dann, ebenso zentral, ist da natürlich noch Beneys hochattraktives Skillset: Explosiv, kraftvoll, stark im Eins-gegen-Eins. Ein Spieler, der Überraschungsmomente kreiert, der mit feinen Einzelaktionen und roher Dynamik für die Differenz sorgen kann. Flügel wie diese gibt es nicht zuhauf in der Schweiz – mit Beney wächst ein aufregender Angreifer heran, der seinen Wert auch schon bald in der U21-Nati zeigen dürfte.

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Bryan Okoh (20) – RB Salzburg

Endlich ist er wieder fit: Nach zwei schweren Verletzungen in den vergangenen Jahren (Kreuzbandriss, Oberschenkel) bläst Bryan Okoh zum Angriff. Der Innenverteidiger in Diensten von RB Salzburg ist bei Partnerklub Liefering in der 2. Liga in Österreich gesetzt. Und deutet wieder an, warum er 2021 im Alter von 18 Jahren ohne einen einzigen Profi-Einsatz in den Beinen von Murat Yakin in die A-Nationalmannschaft aufgeboten wurde. Athletisch und physisch auf Top-Niveau, dazu beidfüssig im Spielaufbau. Seine rohen Anlagen suchen unter Schweizer Verteidigern ihresgleichen. Nicht umsonst wird Okoh bis heute als vielleicht grösstes Innenverteidiger-Talent des Landes erachtet.

Auf den zentralen Abwehrpositionen ist die U21-Nati eigentlich gut aufgestellt. Mit Amenda, Omeragic, Jaquez und Bichsel, dazu Stergiou und Hajdari, die beide oft auf der Seite auflaufen, verfügt Stauch über einen beachtlichen Talent-Pool. Und doch dürfte Okoh, wenn er fit ist, ohne Probleme in die Startelf der Schweizer U21-Auswahl marschieren. Denn Innenverteidiger mit seiner raren Kombination aus Geschwindigkeit und Wucht, Eleganz und Durchschlagskraft, gibts nicht viele. Zwar bestritt Okoh 2021 zwei Partien für die U21-Nati. Damals aber noch unter Ex-Coach Mauro Lustrinelli. Gut vorstellbar, dass er nun auch in der Ära Stauch schon bald wieder mit dem Schweizerkreuz auf der Brust auflaufen wird.

Liam Chipperfield (20) – FC Sion

Dass sich Stauch nicht scheut, auch Spieler aus der Challenge League aufzubieten, hat er bereits zur Genüge bewiesen. Einer, der auf eine erstmalige Nomination hoffen darf, ist Liam Chipperfield. Der zentrale Mittelfeldspieler wechselte im Sommer vom FC Basel ins Wallis zu Absteiger Sion. Dort gehört er mittlerweile zum erweiterten Stammpersonal. Und hat sich im Nu in die Herzen der Sittener Anhänger gespielt. Technisch versiert, frech und kreativ. Dazu sehr torgefährlich: In der Liga steht der frühere FCB-Junior bereits bei 10 Scorerpunkten (7 Tore, 3 Vorlagen). Im Schnitt scort er fast alle 60 Minuten – ein sensationeller Wert.

Angesichts seiner bestechenden Verfassung in diesem Frühjahr könnte Chipperfield eine ernsthafte Option für die U21-Nati werden. Gerade aus dem Zentrum heraus fehlten in gewissen Spielen im letzten Herbst die spielerischen Lösungen und Impulse. Chipperfield könnte mit seinem Flair am Ball und seinem Mut zum Vertikalspiel genau jenes Puzzleteil sein, das die U21-Nati als zusätzliches Element gut brauchen könnte.

Théo Magnin (20) – Servette

Servette dominiert aktuell das Schweizer Fussballgeschehen. Dabei hilft ein junges Eigengewächs tatkräftig mit: Théo Magnin. Unter René Weiler hat sich der variabel einsatzbare Nachwuchsspieler in den erweiterten Kreis des Stammpersonals geschlichen, stand auch auf internationalem Parkett im Einsatz. Interessant macht Magnin seine Flexibilität: Nominell als Aussenverteidiger gelistet, kann der Genfer auch im zentralen Mittelfeld eingesetzt werden. Was Weiler aber ganz besonders an Magnin schätzt, ist dessen Laufbereitschaft und Pressing-Fähigkeit. Sein hoher Aktionsradius und seine Mannschaftsdienlichkeit sind bemerkenswert.

Physisch und technisch ist Magnin zwar (noch) nicht auf Spitzenlevel. Durch seine Energie, sein Biss und seine Disziplin könnte der junge Alleskönner dennoch eine valable Option für Auswahltrainer Sascha Stauch sein. Denn Spieler mit seiner Einsatzfreude und läuferischen Qualität haben immer ihren Wert und können für ein funktionierendes Kollektiv von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein.

Filipe De Carvalho (20) – Grasshoppers

In dieser Saison hat sich Filipe De Carvalho bei seinem Jugendklub GC zum Stammspieler gemausert. 22 Einsätze in der Super League bilanziert der wuselige Flügel bereits, kommt dabei auf 4 Scorerpunkte (3 Tore, 1 Assist). Ähnlich wie in Beneys Fall, spricht gerade auch der Mangel an hochwertigen Alternativen auf den offensiven Aussen für De Carvalho. Anders als sein Positions-Genosse aus Basel ist der junge Hopper aber weniger dynamisch und durchschlagskräftig, dafür flinker und technisch feiner. Je nach dem welches Profil U21-Coach Stauch auf dem Flügel vorschwebt, könnte also auch De Carvalho eine ernsthafte Option für ein Aufgebot sein.

Aussenseiterchancen:

Loic Lüthi (20): Beim FC Winterthur in dieser Saison vor dem Durchbruch. Aggressiver Innenverteidiger mit toller Ausstrahlung und Präsenz. Hat in der Nati aber mit grosser Konkurrenz auf seiner Position zu kämpfen.

Aaron Keller (19): Ist bei Unterhaching in der 3. Liga in Deutschland gesetzt. Variabel einsetzbarer Offensivspieler. Kommt auf 5 Tore in 26 Einsätzen in dieser Saison.

Malik Sawadogo (20): Servette-Eigengewächs, das in dieser Saison leihweise in der Challenge League bei Nyon engagiert ist. Schneller, wendiger Linksverteidiger mit viel Offensivdrang. Zählt zum Stammpersonal bei Nyon.

Tiemoko Ouattara (18): Eines der vielversprechendsten Angriffs-Talente der Schweiz. Bei Servette nah an der 1. Mannschaft, sammelt immer mehr Einsatzminuten. Sehr schnell, mutig, durchsetzungsstark im Eins-gegen-Eins.

Bruno Ogbus (18): Athletischer Innenverteidiger mit viel Energie und Speed. Stammspieler in der 2. Mannschaft des SC Freiburg, die ebenfalls in der 3. Liga antritt.

Marc Giger (19): Im Winter nach starkem Halbjahr in der Promotion League (7 Tore in 16 Spielen) zum FC Schaffhausen gewechselt, könnte sich der junge Flügel schnell ins Blickfeld von Stauch spielen. Noch etwas roh, aber beweglich, schnell und technisch exzellent.

Liam Bollati (20): Rechtsverteidiger aus dem Tessin, der sich bei GC nach und nach für die 1. Mannschaft empfiehlt.

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