Neue Gesichter in der Liga: Diese jungen Talente erobern die Super League

Sie sind gekommen, um zu bleiben: Viele junge Spieler haben in dieser ersten Saisonphase die Super-League-Bühne betreten. Wir stellen einige dieser neuen Gesichter genauer vor.

Die Super League ist eine Ausbildungsliga. Das ist nichts Neues. Im Sommer verliessen Hochkaräter wie Fabian Rieder, Becir Omeragic oder Zeki Amdouni die Schweiz. Gerüstet für eine erfolgreiche Karriere im Ausland und im Nationalteam. Mit Aurèle Amenda, Ardon Jashari oder Alvyn Sanches warten nun die nächsten Top-Talente auf den lukrativen Schritt über die Grenze.

Hinter diesen Spielern bringt sich aktuell bereits die nächste Generation in Stellung. Bereit, die Super League im Sturm zu erobern. Wir stellen jene aufstrebenden Talente, die in dieser Saison ins Rampenlicht gestürmt sind, genauer vor.

Vermerk: Die aufregenden Basel-Youngster Leon Avdullahu und Junior Zé haben wir kürzlich schon im Detail thematisiert. Daher fehlen sie in dieser Auflistung. Mehr zu ihnen in unserem FCB-Next-Generation-Artikel hier.

Filipe De Carvalho (20), Grasshoppers

Filipe De Carvalho ist auf bestem Weg, sich in der 1. Mannschaft seines Jugendklubs GC zu etablieren. Der flinke Flügel ist seit bald zwei Jahren Teil des Profi-Kaders, gehört aber erst seit Bruno Berners Ankunft in diesem Sommer zum erweiterten Stamm. 14 Einsätze verzeichnete De Carvalho bereits in dieser Saison – achtmal von Beginn an. Seine Bilanz von 4 Scorerpunkten (3 Tore, 1 Assists) lässt sich sehen. Nur Lars Villger (Luzern, 6) und sein Mitspieler Theo Corbeanu (GC, 5) kommen von allen U21-Spielern in der Liga auf mehr Torbeteiligungen in der laufenden Spielzeit.

Die bis dato grösste Sternstunde seiner jungen Laufbahn erlebte De Carvalho am 16. Spieltag gegen Lausanne-Sport (5:0). Nachdem er zur Pause eingewechselt wurde, erzielte er innert weniger Minuten einen Doppelpack. Zwei schöne Tore, die seine grosse technische Klasse und das Flair in seinen Füssen aufblitzen liessen. Auf dem Platz verströmt De Carvalho stets viel Spielfreude, sorgt mit seinen schnellen Rushes für viel Betrieb. Dazu ist er leichtfüssig unterwegs und technisch sehr fein – Qualitäten, die ihn zu einem jenen Spieler machen, denen man einfach gerne zusieht. Macht er so weiter, dürfte De Carvalho im neuen Jahr auch für die Schweizer U21-Nationalmannschaft zu einem ernsthaften Thema werden.

Roméo Beney (18), FC Basel

Roméo Beney ist beim FC Basel zur Zeit in aller Munde. Und das aus gutem Grund: Denn der junge Angreifer legte ein absolutes Traumdebüt für die 1. Mannschaft hin: Im Nachholspiel gegen Lugano (3:1) verhalf ihm Fabio Celestini zur Premiere – und Beney zahlte das Vertrauen eindrücklich zurück. Kurz vor Schluss markierte der Schweizer U19-Nationalspieler mit einem satten Linksschuss das dritte Basler Tor. Debüt-Treffer im allerersten Einsatz. Besser gehts nicht. Und dabei soll es nicht bleiben. Denn Beney bringt alles mit, um dem FCB noch viele weitere solcher denkwürdigen Momente zu bescheren.

Beney Profil ist hochinteressant – und in der Schweiz sehr selten zu finden. Der gebürtige Waadtländer kommt meist über den Flügel, kann aber auch zentral angreifen Er vereint Grösse (1,87m) und Athletik mit enormer Explosivität und hoher Geschwindigkeit. Was ihn besonders auszeichnet, ist eine rohe Dynamik, mit der er auf seine Gegenspieler losstürmt und so im Alleingang Lücken reissen und gefährliche Situationen provozieren kann. Beney ist furchtlos und sehr stark im Eins-gegen-Eins, er liebt es, die Verteidiger in vollem Speed frontal zu attackieren. In diesen Situationen vertraut er auf seine Intuition, kann seine Gegner mit Körpertäuschungen und Finten aus dem Spiel nehmen.

Beneys Mutter stammt aus Brasilien – logisch, dass er da mit seiner Spielweise «Samba-Vibes» versprüht. Nicht nur, was die Unbeschwertheit in seinen Aktionen anbetrifft. Sondern auch seine hervorragenden technischen Anlagen. Unter anderem etwa seine Beidfüssigkeit im Abschluss, ein grosses Plus für jeden Angreifer. Ohne Zweifel: Der FC Basel verfügt mit Roméo Beney über eines der spannendsten Schweizer Offensiv-Talente. Und er ist bei weitem nicht das einzige. Die FCB-Fans dürfen sich freuen.

Loïc Lüthi (20), FC Winterthur

Auch der FC Winterthur ist für gute Nachwuchsarbeit bekannt. Akanji, Mehmedi Zuber oder Freuler sind nur eine Handvoll jener Spieler, die in der Eulachstadt ausgebildet worden sind. Seit dem Aufstieg in die Super League ist die Integration der eigenen Talente aber schwieriger. Der nächste, dem der Schritt in die 1. Mannschaft nachhaltig zugetraut wird, ist er: Loïc Lüthi, Innenverteidiger und designierter Abwehrchef. Das FCW-Eigengewächs verbrachte die letzte Saison beim SC Kriens in der Promotion League, wo er wertvolle Schritte nach vorne machen konnte. Im Sommer wurde er dann in den Profi-Kader integriert, zumeist kommt er aber noch in der U21 zum Einsatz, die in der 1. Liga Classic angemeldet ist.

Am 14. Spieltag schnupperte Lüthi zum allerersten Mal Super-League-Luft. Beim Auswärtsspiel in St. Gallen (2:4) kam er nach einer guten halben Stunde und drei frühen Gegentoren für Yannick Schmid in die Partie. Nahtlos fügte er sich ein, die strauchelnde FCW-Defensive wurde sogleich stabilisiert. Was ihm bei seinem Debüt half, sind alle jene Qualitäten, mit denen er sich bereits im Nachwuchs einen Namen gemacht hatte: Seine ausgeprägte Persönlichkeit, seine grosse körperliche Präsenz und seine Aggressivität. Lüthi ist gross (1,87m), kräftig und knallhart. Seine Lust an Duellen ist offensichtlich, mit hoher Intensität und viel Galligkeit stürzt er sich in Zweikämpfe. Sein Biss, sein Selbstvertrauen und seine Ausstrahlung sind für einen jungen Verteidiger bemerkenswert. Lüthi wird seinen Weg machen. Und womöglich der nächste Winti-Junior werden, der es nach oben schafft.

Albin Krasniqi (20), FC St. Gallen

An anderer Stelle haben wir bereits ausführlich über Albin Krasniqi berichtet. Unter anderem haben wir ihn im Sommer zu einem der sechs «Super-League-Spieler to watch 2023/24» gekürt. Und tatsächlich ist dem früheren FCB-Talent in den letztem Wochen ein grosser Entwicklungsschritt geglückt. Mittlerweile gehört der dynamische Angreifer zum fixen Kader von Peter Zeidler, verzeichnete bereits 6 Einsätze in der Super League. Unvergesslich für Krasniqi ist der 13. Spieltag anfangs November. Im Spiel gegen Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy (5:2) erzielte er seinen Debüt-Treffer im Profifussball. Kurz darauf wurde er erstmals für die Schweizer U21-Nationalmannschaft aufgeboten.

Nicht weiter verwunderlich. Denn wie im Fall Beney, gilt auch für Krasniqi: Allzu viele Offensivspieler mit seinen Fähigkeiten findet man hierzulande nicht. Auch der FCSG-Youngster kann auf dem Flügel oder in der Spitze aufgestellt werden. Er ist sehr torgefährlich (20 Tore in 49 Promotion-League-Partien für Basel U21 und St. Gallen U21) und hat ein gutes Gespür für Räume und Situationen. Krasniqi attackiert die Tiefe mit explosiven Bewegungen und schnellen Füssen, kann dank technischer Versiertheit und blitzsauberem Passspiel auch unter Druck und in engen Räumen bestehen. Er ist frech, fintenreich und sucht den direkten Weg zum Abschluss. Ein spannendes Profil, das den Espen-Fans noch viel Freude bereiten dürfte.

Luca Jaquez (20), FC Luzern

Luca Jaquez ist kein neuer Name, seinen allerersten Einsatz in der Super League hatte er im Januar 2022. Lange musste sich der Innenverteidiger gedulden – doch in dieser Saison ist ihm der Schritt zum Stammspieler endlich geglückt. Seit der schweren Verletzung von Ismajl Beka (Kreuzbandriss), ist Jaquez aus der FCL-Hintermannschaft nicht mehr wegzudenken. Auch im Schweizer U21-Nationalteam ist er mittlerweile angekommen, gehört diskussionslos zum Kader. Verdient hat sich Jaquez das nicht nur mit immer mehr Spielzeit. Sondern auch mit vorbildlichen Leistungen – in gewissen Bereichen ist der junge Abwehrspieler gar regelrecht herausragend.

Seine Paradedisziplin ist der defensive Zweikampf. Überragende 90% seiner defensiven Duelle* gewinnt Luca Jaquez in dieser Saison – Liga-Bestwert! Möglich macht das seine Grösse (1,87m) und sein robuster Körperbau, dank seinen physischen Voraussetzungen ist er ausserordentlich widerstandsfähig und durchsetzungsstark. Jaquez ist ein unangenehmer Verteidiger, prescht mit Wucht und der nötigen Härte aus der Kette hervor, um Bälle zu erobern und seine Gegenspieler wegzudrücken. Dazu verfügt er über eine ansprechende Geschwindigkeit, die ihm gerade im Forechecking und in der Abdeckung der Tiefe zugutekommt. Athletisch hat er alles für eine erfolgreiche Karriere – macht er in diesem Takt weiter, dürfte er bald schon im Ausland gehandelt werden.

(* Datenquelle Wyscout)

Liam Bollati (20), Grasshoppers

Neben De Carvalho spielt sich in diesem Herbst ein weiterer junger GC-Spieler in den Fokus: Rechtsverteidiger Liam Bollati. Der Tessiner, der beim Team Ticino ausgebildet wurde, ehe er via Promotion League (Bellinzona) und Challenge League (Kriens) im Sommer 2022 bei GC gelandet ist, erhält von Trainer Berner immer mehr Vertrauen geschenkt. Am 15. Spieltag debütierte Bollati gegen Servette (0:2) in der Super League, eine Woche später feierte er gegen Lausanne bereits seine Premiere in der Startelf (5:0) und lieferte eine ordentliche Leistung ab.

Bollati hat seine Stärken in der Geschwindigkeit und der Dynamik, dank gutem Antritt kann er in Laufduellen bestehen und mit offensiven Flankenläufen für Impulse sorgen. In puncto Stellungsspiel und Verhalten unter Druck hat er noch Entwicklungsraum, doch das ist bei einem jungen, unerfahrenen Spieler bis zu einem gewissen Grad nicht zu verhindern. Viele talentierte Aussenverteidiger, die in jungem Alter schon in der Super League spielen, gibt es aktuell nicht. Umso wichtiger, dass sich mit Bollati einer in Stellung bringt, der bei guter Entwicklung auch für die U21-Nationalmannschaft zu einer Option werden könnte.

Next Up – weitere junge Spieler im Dunstkreis einer 1. Mannschaft, die in dieser Saison noch von sich reden machen könnten:

  • Eliah Jordan (FC Basel)
  • Malik Deme (BSC Young Boys)
  • Labinot Bajrami (FC Zürich)
  • Tiemoko Ouattara (Servette)
  • Sascha Meyer (Luzern)

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