Next Generation FC Basel

In der Serie „Next Generation“ wirft Bolzplazz einen Blick auf die Nachwuchsakademien der Super League-Klubs und stellt die besten Talente des Landes vor. Teil 9: FC Basel. Wer sind die vielversprechendsten jungen Spieler am Rheinknie?

Die Nachwuchsproduktion des FC Basel erreichte ihren Höhepunkt wohl vor ca. 12 Jahren. Die Generation um Sommer, Shaqiri, Xhaka, Embolo und Co. aus der eigenen Jugend prägte nicht nur den Verein, sondern auch die Schweizer Nationalmannschaft nachhaltig. Solche Kaliber regelmässig hervorzubringen, ist schwer. Und trotzdem darf der FCB in den Jahren seit dem Ende der Serienmeisterschaften nicht zufrieden sein mit der Anzahl an Talenten, die es aus dem eigenen Nachwuchs in die 1. Mannschaft geschafft haben. Noah Okafor und Eray Cömert sind die einzigen, die in den letzten Jahren vom Basler Campus aus den Sprung auf die internationale Bühne geschafft haben.

Seit der letzten Saison hat sich der Wind aber wieder gedreht. Aufgrund vieler Kadermutationen unter David Degen, der langen Europacup-Kampagne und vielen Verletzungen, gab es in der abgelaufenen Spielzeit für viele hochtalentierte Junioren Einsätze im Fanionteam. Manche dieser Youngster wurden aus dem Ausland geholt, andere entstammen der eigenen Akademie. Zu Letzteren gehört Marvin Akahomen, der als 15-Jähriger (!) in der Super League debütieren durfte. Auf diese Saison hin hat Basel mit Leon Avdullahu, Junior Zé und Axel Kayombo drei Talente in die 1. Mannschaft hochzogen, die beiden erstgenannten kamen auch bereits in der Super League zum Einsatz.

Diverse weitere Spieler wurden bereits im Alter von 16 oder 17 Jahren aus der U18-Meistermannschaft zusammen mit Trainer Dennis Hediger in die U21 befördert. In dieser Spielzeit schickt der FCB eine sehr junge, spannende Mannschaft in der Promotion League an den Start. Schon bevor wir in der Folge fünf der grössten Talente im FCB-Nachwuchs detailliert vorstellen, darf festgehalten werden, dass beim FCB im Nachwuchsbereich sehr gute Arbeit geleistet wird. Trotz der aktuell schwierigen Gemengelage dürfen sich die Basler Fans also auf die Zukunft freuen.

Marvin Akahomen (2007)

Marvin Akahomen ist seit diesem Sommer vielen Schweizer Fussballfans ein Begriff. Im April debütierte er im Alter von 15 Jahren in der Super League und wurde Basels jüngster Spieler der Geschichte. Im Frühling war Akahomen ausserdem auch der jüngste Spieler im Kader der Schweizer U17-Nati an der Europameisterschaft in Ungarn – und war trotzdem ein unumstrittener Leistungsträger und ein wichtiger Faktor für den überraschenden Viertelfinal-Einzug. Nicht zu Unrecht sehen viele Scouts den Innenverteidiger als eines der grössten Talente der Schweiz.

© Salih Semiz

Akahomen ist trotz seines Alters bereits 1,86m gross, physisch robust und zweikampfstark. Dazu ist er sehr schnell, geschmeidig und – sein Parademerkmal – linksfüssig. Zu seinem hervorragenden Profil gehört zudem exzellentes Passspiel und ein vorzügliches Spielverständnis. Wenn Verbesserungspotenzial auszumachen ist, dann vielleicht noch im Stellungsspiel bei defensiven Umschaltmomenten. In dieser Saison ist Akahomen in der Basler U21 in der Promotion League als Stammspieler gesetzt und kann dort von Innenverteidigungs-Partner Timm Klose viel lernen. Diese Erfahrungen werden für Akahomens Entwicklung sehr wichtig sein. Früher oder später wird er eine echte Chance im Profiteam des FCB erhalten. Schweizweit gibt es kaum talentiertere und komplettere junge Innenverteidiger als ihn.

Arlet Junior Zé (2006)

Arlet Junior Zé gehörte genau wie Marvin Akahomen zu den Stützen der Schweizer Auswahl an der diesjährigen U17-Euro. Zé ist ein enorm explosiver, technischer starker Spieler mit hervorragendem Abschluss und viel Flair, der in der Offensive auf diversen Positionen eingesetzt werden kann. Bei Grösse (1.78m) und Physis ist Zé ebenfalls gut aufgestellt, dazu kommt reichlich Intensität und Aggressivität. Das alles macht ihn zu einem sehr kompletten Angreifer, den man hierzulande nirgends sonst findet. Ein Alleinstellungsmerkmal des Schweiz-Kameruners ist ausserdem seine Beidfüssigkeit, gerade im Abschluss. Das verleiht seinem Spiel eine grosse Unberechenbarkeit und macht ihn schwer zu verteidigen. Als Flügel, wo er beim FCB oft spielt, kann Zé der Linie entlangdribbeln, in die Mitte ziehen und mit feinen Einzelaktionen Lücken reissen und Chancen kreieren. Im Trikot der Nati spielt Zé teilweise in zentralen Positionen, hängend oder im offensiven Mittelfeld, wo er sich dank seiner überragenden technischen Qualitäten und Beidfüssigkeit auf engem Raum behaupten kann.

Wie erwähnt wurde der 17-Jährige im Sommer in den Kader der 1. Mannschaft integriert. In drei der ersten vier Super-League-Spiele erhielt Zé denn auch prompt Einsatzzeit, in der dritten Runde gegen GC durfte er sogar die ganze zweite Halbzeit spielen. Beim 8:1-Sieg im Cup gegen Saint-Blaise gelang ihm ausserdem das Debütor für die 1. Mannschaft. Mit seinen starken Auftritten im Fanionteam hat er sein Potential unterstrichen – und sich für eine grössere Rolle in der FCB-Offensive aufgedrängt. Die letzten Spiele verpasste er verletzungsbedingt, mittlerweile ist er aber wieder fit und traf jüngst für die U19 in der Youth League gegen Gent. Schon jetzt dürfen sich die Basler Fans auf seine Rückkehr freuen. Denn eins ist klar: Zé ist ein Ausnahmetalent, das beim FCB noch für viel Freude sorgen wird.

Leon Avdullahu (2004)

Leon Avdullahu ist mit 19 Jahren der älteste Spieler dieser Liste, er kam ebenfalls zu Beginn der Saison ins Fanionteam und dort zu einigen Einsätzen. In zwei Pflichtspielen, gegen Lausanne in der Liga und im Cup gegen Saint-Blaise, stand er bereits in der Startelf. Der gebürtige Solothurner ist ein kampfstarker defensiver bzw. zentraler Mittelfeldspieler, der im Spiel gegen den Ball seine starke Physis und sein gutes Spielverständnis zum Einsatz bringt. Auch hohe Ballgewinne gelingen dem ehemaligen U-Nationalspieler oft. Mit dem Ball am Fuss versucht Avdullahu, das Spiel schnell nach vorne zu treiben, er nutzt seine gute Übersicht für Vorwärtspässe. Manchmal können seine Entscheidungen aber noch überhastet wirken. 

Da Taulant Xhaka zu Saisonbeginn gesperrt fehlte, bekam Avdullahu auf der Sechs seine Chance. Mittlerweile sieht man in weniger auf dem Rasen, sein letzter Einsatz in der Liga datiert auf Ende September. Angesichts der sportlichen Misere des FC Basel ist es aber richtig, den Youngster zu schützen und nicht mit zu viel Verantwortung zu belasten. Auch wenn er daher die Mehrzahl seiner Partien in dieser Saison noch in der U21 absolvieren dürfte, ist Avdullahu der Durchbruch auf dem höchsten Schweizer Niveau allemal zuzutrauen. Tritt er regelmässig in der 1. Mannschaft an, winkt ein baldiges Aufgebot für die U21-Nationalmannschaft.

Noah Streit (2005)

Noah Streit ist der zweite aufregende Flügelspieler dieser Liste. Streit ist Rechtsfuss und zeichnet sich vor allem durch sein brachiales Tempo und seine Stärke im Dribbling aus. Er ist furchtlos, sucht gerne das Eins-gegen-Eins und lässt seine Gegenspieler intuitiv mit flinken Bewegungen stehen, ehe er gute Flanken in den Strafraum schlägt. Streit ist ein Spätzünder, hat sich zuletzt aber hervorragend entwickelt. Der gebürtige Berner kam erst in der Saison 2021/22 regelmässig zu Einsätzen in der U17, im darauffolgenden Jahr in der U18 machte er einen grossen Schritt, wurde reifer und entscheidender. Ende letzter Saison wurde er Ende Mai für seine starke Entwicklung mit einem Super-League-Aufgebot für die Partie gegen Lugano (1:1) belohnt, für die 1. Mannschaft debütieren durfte er aber noch nicht.

In dieser Spielzeit pendelt Streit nun zwischen der neugeschaffenen U19 und der U21 in der Promotion League. Beim U21-Saisonauftakt gegen Breitenrein konnte der 18-Jährige gleich seinen ersten Treffer in der dritthöchsten Spielklasse verbuchen. Im Frühling 2023 wurde Streit erstmals für eine Schweizer U-Nati aufgeboten, damals für die U18. Seither ist er zur U19-Auswahl aufgerückt, für die er gegen Holland (3:4) jüngst 90 Minuten auf dem Rasen stand. Wenn seine Entwicklung weiter so rasant vorangeht wie seine Sprints auf der Aussenbahn, sind weitere Einsätze mit dem Schweizer Dress gewiss. Der FCB hat in Streit ein weiteres spannendes Offensivjuwel in seiner Akademie – und auch die Schweiz darf sich auf ihn freuen.

Demir Xhemalija (2006)

Demir Xhemalija war Captain und Herzstück der Schweizer U17-Nati bei der Euro. Mit seiner Ruhe am Ball diktiert er das Tempo des Spiels und ist das Bindeglied zwischen Verteidigung und Angriff. Als Spielermacher zeichnen ihn seine hervorragende Übersicht und Ballsicherheit aus, daneben ist er vorwärtsdenkend, versucht Zuspiele in die Tiefe oder in die Schnittstellen. Auch mit tollen Weitschusstoren konnte Xhemalija bereits auf sich aufmerksam machen, in 14 Spielen für die U17-Nati traf er starke fünfmal. 

Auch Xhemalija vollzog in diesem Sommer den Schritt in die U21 des FCB, wo er in 10 der bisherigen 12 Spiele auf dem Platz stand. Die Mittelfeldpositionen sind im System von Trainer Dennis Hediger sehr flexibel ausgelegt, so dass er sich sowohl auf der Spielmacherposition des Sechsers wie auch in den seitlichen Halbräumen als Achter aufzuhalten hat. Für die Entwicklung zu einem kompletten Spieler ist das mit Sicherheit von Vorteil. Xhemalijas nächsten Schritte bleiben zu beobachten. Bisher legt er eine mustergültige Karriere hin, die das Potenzial hat, ihn dereinst einmal in die 1. Mannschaft des FC Basel und weit darüber hinaus zu tragen.

Weitere spannende Spieler:

Fast die gesamte U21 des FCB mit ihrem jungen Kader hätte einen Platz auf dieser Liste erhalten können. Wir haben uns hier aber auf einige wenige Talente begrenzt:

Adriano Onyegbule (2006): Onyegbule kam im Sommer 2022 als deutscher U-Nationalspieler von RB Leipzig. Der wuchtige und technisch versierte offensive Mittelfeldspieler kam bisher insgesamt zu vier Einsätzen im Fanionteam.

Axel Kayombo (2006): Kayombo ist der dritte Spieler, der im Sommer in die 1. Mannschaft hochgezogen wurde. Der Stürmer, der 2022 von Servette kam, ist gross, physisch stark und antrittsschnell. An seinen technischen Fähigkeiten und der letzten Präzision kann er noch arbeiten.

Eliah Jordan (2006): Jordan ist auf der defensiven Aussenbahn daheim, aktuell in der U21 des FCB und in der Schweizer U18-Nati. Laufstärke, Intensität und technische Fähigkeiten zeichnen ihn aus, kann zudem sowohl rechts als auch links verteidigen.

Cobel Sow Garcia (2006): Cobel Sow Garcia ist ein kleiner, wirbliger Flügel mit einem starken linken Fuss. Der Spieler mit Wurzeln in Spanien und Guinea agiert gerne auf der rechte Seite, von wo aus er dann in die Mitte ziehen kann.

Roméo Beney (2005): U19-Nati-Stürmer, der 2021 aus der Sion-Jugend zum FCB stiess. Robust, athletisch und mobil. Sehr geschmeidig und mit viel Drive. Schon im letzten Jahr in der Promotion League regelmässig im Einsatz. 3 Tore in 7 Spielen in der U21 in dieser Saison.

Aaron Akalé (2005): U21-Torjäger aus Frankreich, im letzten Sommer von Lens in die Schweiz gewechselt. 9 Tore in 27 Promotion-League-Partien in der abgelaufenen Saison, debütierte bereits in der 1. Mannschaft.

Modou Minteh (2006): Sturmjuwel aus der U19, 6 Tore in 6 Partien in dieser Saison. 11 Treffer in 23 Spiele in der U18 im letzten Jahr. Nahm mit der U17-Nati im Frühling an der EM teil, ist mittlerweile in die U18-Nati aufgerückt. Athletisch, explosiv, bullig.

Dardan Destani (2006): Zerschoss die U17-Elite-League in der letzten Saison mit 31 Toren (!) in 24 Einsätzen – und das als nomineller Mittelfeldspieler. Nun in der U19 im Einsatz, aber nicht mehr ganz so torgefährlich.

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