SFL International: Überraschungs-Aufgebote und neue U21-Nationalspieler

Es ist wieder Länderspielpause. Bolzplazz liefert im eine Übersicht zu den Nationalspielern aus den Schweizer Ligen. Besonderer Fokus gilt jenen Spielern, die erstmals ein Aufgebot für ihre jeweilige Auswahl erhalten haben.

Ganze 78 Spieler aus den höchsten drei Schweizer Ligen sind in dieser Länderspielpause mit ihren Nationalteams unterwegs. 54 davon stehen bei Klubs aus der Super League unter Vertrag, 22 kicken in der Challenge League und zwei laufen in der Promotion League auf.

Lange nicht alle aufgebotenen Spieler sind für A-Nationalmannschaften nominiert. Viele erhielten Aufgebote von U-Teams, etwa U23, U21 oder gar U19.

Kosovo, Tunesien und Kuba: Drei neue A-Nationalspieler aus der Super League

Drei Spieler aus der SFL wurden zum allerersten Mal von ihren A-Nationalteams einberufen. Dabei handelt es sich einerseits um Angreifer Alban Ajdini (24) von Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy. Der gebürtige Genfer ist zum ersten Mal Teil der kosovarischen Nationalmannschaft. Verdient hat sich Ajdini das Aufgebot dank eines guten Saisonstarts in der Super League. Mit 5 Scorerpunkten in 11 Partien ist er der gefährlichste Spieler im SLO-Kader. Schon in der Aufstiegssaison spielte er für die Waadtländer mit 14 Toren eine wichtige Rolle.

Beim Kosovo, der Heimat seiner Eltern, ist er bei weitem nicht der einzige gebürtige Schweizer. Aktuell sind mit Arijanet Muric, Fidan Aliti, Kreshnik Hajrizi und Florent Hadergjonaj vier weitere Schweizer in der Auswahl.

Der zweite neue A-Nationalspieler aus der Super League verdient sein Geld im Tessin. Die Rede ist von Lugano-Mittelfeldspieler Hadj Mahmoud (23), der erstmals für Tunesien aufgeboten worden ist. Der Cupsieger von 2022 gehört in Lugano mittlerweile zum erweiterten Stamm, das Aufgebot für die «Adler von Karthago» insofern der verdiente Lohn. In der tunesischen Auswahl trifft Mahmoud auf den flinken Winti-Flügelstürmer Sayfallah Ltaief (23), der bereits bei vier Länderspielen steht.

Wirklich überraschend kommen weder Ajdinis Aufgebot noch jenes von Mahmoud. Das kann man im Fall von Fabian Gloor (21) aber nicht sagen. Der Rechtsverteidiger aus der Jugend des FC Zürich, der in dieser Saison an Challenge-League-Aufsteiger FC Baden verliehen ist und dort regelmässig Spielzeit erhält, ist erstmals für die A-Auswahl von Kuba nominiert. Möglich machen das seine kubanischen Wurzeln durch seine Mutter.

Drei neue Schweizer U21-Nationalspieler

Auch die Schweizer U21-Nationalmannschaft begrüsst einige neue Gesichter. Drei davon stehen bei Super-League-Vereinen unter Vertrag. Namentlich sind das Torhüter Tim Spycher (19, FC Basel, verliehen an FC Baden), Mittelfeldspieler Leon Avdullahu (19, FC Basel) und Flügel Albin Krasniqi (20, FC St. Gallen).

Während sich Spycher gegen starke Konkurrenz wie Edin Omeragic (Nyon) oder Marvin Hübel (Aarau) durchgesetzt hat, haben sich die Aufgebote für Avdullahu und Krasniqi eher abgezeichnet. Beide erhalten in der Super League nach und nach mehr Einsatzzeit, anfangs Monat markierte Krasniqi gar seinen Debüt-Treffer im Profifussall. Mit seiner Dynamik, technischen Klasse und Torgefährlichkeit dürfte er für die U21-Nati ein echter Gewinn sein.

Der U21 mangelt es gerade auf dem Flügel an Alternativen, Xamax-Juwel Franck Surdez war zuletzt stets der einzige «klassische» offensive Aussenbahnspieler. Krasniqi kann hier die Kadertiefe vergrössern und Trainer Sascha Stauch offensiv mehr Variabilität verleihen. Ein interessantes Detail: Alle drei neuen U21-Nati-Spieler entstammen dem Nachwuchs des FC Basel. Soll noch einer sagen, der FCB produziere keine Talente mehr.

Zwei neue Schweizer für den Kosovo

Der kosovarische Verband hat sich in den letzten Jahren immer wieder mit Spielern aus der Schweiz verstärkt. Nicht nur in der A-Nationalmannschaft ist diese Tendenz zu beobachten, sondern auch in den Junioren-Kategorien. In dieser Länderspielpause sind nun zwei relativ unbekannte Youngster erstmals für die kosovarische U21 aufgeboten: Wil-Rechtsverteidiger Rafet Baralija (18), der bereits auf vier Einsätze in der Challenge League kommt. Und Servettes Linksverteidiger Valton Behrami (19), der in der letzten Saison an die AC Bellinzona verliehen war.

Behrami stand im Frühling 2022 vor dem Durchbruch. Er debütierte in der Super League und sammelte unter Alain Geiger vermehrt Einsatzminuten. Ausserdem wurde er damals vom SFV in die U19 einberufen. Seine Ausleihe in die Challenge League ist aber nicht wie erhofft gelaufen – mittlerweile ist Behrami zurück bei Servette, dort aber in der U21 parkiert. Trotzdem gibt ihm der Kosovo nun eine Chance – gemeinsam mit Baralija soll er eine neue Talent-Generation in der Defensive anführen. Mit Rejan Thaçi (20, Yverdon) und Egzon Rexhaj (21, Xamax) sind aktuell zwei weitere Schweizer Verteidiger Teil der kosovarischen U21.

Der kuriose Fall des 26-fachen Nationalspielers aus Bellinzona

Wir bleiben bei Bellinzona. Seit diesem Sommer spielt bei den Tessinern der defensive Mittelfeldspieler Abdallahi Mahmoud (23), ausgeliehen von Alaves. Speziell: Der 1,89m-Schlaks ist 25-facher A-Nationalspieler von Mauretanien, debütierte einst mit 18 Jahren. Mit seinem Heimatland nahm Mahmoud bereit am Afrika Cup teil, nun spielt er ums Ticket für die WM 2026.

Dass ein renommierter Nationalspieler in der Challenge League aufläuft – und dann noch bei der AC Bellinzona – gibt es nicht alle Tage. Wird bei einem Blick auf seinen Berater aber verständlich. Denn Mahmoud wird offiziell von der in Uruguay ansässigen Agentur «Oscar Bentancourt Representaciones Deportivas» vertreten, bei der gleich sieben aktuelle oder ehemalige Bellinzona-Spieler gesigned sind. Und Bellinzonas Eigentümer ist der Peruaner und Spielervermittler Pablo Bentancur, dem ein zweifelhafter Ruf vorauseilt. Ob Pablo Bentancur etwas mit «Oscar Bentancourt Representaciones Deportivas» zu tun hat? Für diese Vorstellung braucht es nicht viel Fantasie…

Auch die Promotion League entsendet A-Nationalspieler

Auch in der dritthöchsten Schweizer Liga, der Promotion League, sind zwei A-Nationalspieler zu finden. Beim ersten handelt es sich um Signori Antonio (29), Torhüter von Tabellenführer Etoile Carouge. Er ist für Angola aufgeboten, muss sich dort aber mit einer Ersatztorhüter-Rolle abfinden. Immerhin 10 Länderspiele hat Antonio für Angola bereits in den Knochen, das letzte bestritt er in der Afrika-Cup-Quali im Jahr 2016 gegen Madagaskar.

Seit diesem Sommer ist er zurück in der Schweiz nach einer erfolgreichen Zeit mit drei Meistertiteln beim angolanischen Verein Petro Luanda. Der gebürtige Waadtländer genoss einen Teil seiner fussballerischen Ausbildung im Nachwuchs von Lausanne-Sport, stand ausserdem von der U15 bis zur U20 für die Schweizer Junioren-Nati im Einsatz. Von Winter 2018 bis Sommer 2019 war Antonio während eineinhalb Jahren im Torwartteam des FC Basel, kam aber nur zu einem einzigen Einsatz in der 1. Mannschaft.

Der zweite Promotion-Spieler auf Länderspielreise ist Kriens-Stürmer Saleh Chihadeh (29). Der frühere Thun-Angreifer (73 Spiele, 22 Tore) ist mit der Nationalmannschaft Palästinas im Einsatz. 2018 debütierte der Oberwalliser für die A-Auswahl, seither kommt er auf 14 Länderspiele und 2 Tore.

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