In der neuen Serie „Next Generation“ wirft Bolzplazz einen Blick auf die Nachwuchsakademien der Super-League-Klubs und stellt die besten Talente des Landes vor. Teil 3: Servette FC. Welches sind die vielversprechendsten Servette-Junioren?
Servette wird seit Jahren für seine exzellente Nachwuchsarbeit gerühmt – und das absolut zurecht. An kaum einem anderen Ort des Landes werden so regelmässig so viele hochkarätige Talente hervorgebracht. Die Liste der Akademie-Absolventen aus den letzten Jahren liest sich eindrücklich: Denis Zakaria, Kevin Mbabu, Jérémy Guillemenot, Ulisses Garcia, Becir Omeragic, Zeki Amdouni, Kastriot Imeri, Alexandre Jankewitz, Diogo Monteiro…Die Auflistung könnte fast beliebig erweitert werden. Klar ist: Irgendetwas machen sie in Genf in der Nachwuchsausbildung richtig.
Doch nicht alles was glänzt ist Gold: Die Ausbildung in den U-Teams mag bei Servette hervorragend funktionieren, doch der Verein hat am Ende oft sehr wenig davon. Jahr für Jahr wandern die vielversprechendsten Genfer Talente ins Ausland oder zu Konkurrenten in der Schweiz ab. Von den oben erwähnten Spielern haben einzig Kastriot Imeri und Jérémy Guillemenot mehr als 10 Partien für Servettes 1. Mannschaft absolviert. Der Grund: In den vergangenen Jahren war die Durchlässigkeit in den Profibereich nicht sehr hoch, gerade Trainer Alain Geiger sträubte sich nach Servettes Wiederaufstieg, konsequent auf junge Eigengewächse zu setzen.
Ab nächstem Sommer beginnt in Genf jedoch eine neue Ära: Geiger verlässt den Verein und wird durch René Weiler ersetzt. Ein konkretes Ziel dieses Trainerwechsels ist der vermehrte Einbau von eigenen Akademie-Talenten. Welche aufstrebenden jungen Spieler könnten von diesen neuen Perspektiven profitieren? Wir stellen die vielversprechendsten Servette-Youngster vor, die den Verein in Zukunft tragen könnten. Vorab darf gesagt sein: Die Auswahl war alles andere als leicht. Da kommt einiges an Talent nach…
Tiemoko Ouattara (2005)
©? Marc Delacrétaz
Tiemoko Ouattara ist das aktuell vielleicht grösste Offensiv-Juwel auf dem Servette-Campus. Der 17-jährige Flügelstürmer ist Teil der erfolgreichen U21-Mannschaft, die in dieser Saison die 1. Liga aufmischt und vor dem Aufstieg in die Promotion League steht. In 19 Einsätzen erzielte Ouattara 7 Treffer, hat aber auch über seine Torgefährlichkeit hinaus einen hohen Wert für seine Mannschaft. Er ist sehr schnell und explosiv, stark im Eins-gegen-Eins, beweglich, leichtfüssig und technisch versiert. Ouattaras Kombination aus athletischer Power und technischer Klasse sticht auf diesem Level besonders hervor und wird ihn über kurz oder lang in den Profifussball führen. Der Schweizer U18-Nationalspieler ist bereits ein regelmässiger Trainingsgast in der 1. Mannschaft, das Debüt in der Super League dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Flügelspieler mit seinem aufregenden Profil sind heute gefragter denn je – Ouattara ist ein Name, den man sich unbedingt merken sollte.
Sidiki Camara (2002)
Anders als Ouattara hat Sidiki Camara bereits erste Erfahrungen auf Profi-Niveau in den Knochen. Der zentrale Mittelfeldspieler gehört ebenfalls Servettes U21-Team an, hat jedoch schon 7 Einsätze für die 1. Mannschaft bestritten. Camara ist sehr vielseitig, er überzeugt mit Dynamik, feiner Technik und Laufstärke. Dank seinen langen Beinen hat er in Zweikämpfen und Laufduellen einen entscheidenden Vorteil, sollte aber gerade für die Defensivarbeit noch an körperlicher Robustheit gewinnen. Wie Camara mit dem Ball am Fuss agil durchs Mittelfeld gleitet, ist ein echter Blickfang. Auch seine Spielübersicht und progressive Ausrichtung in Umschaltmomenten sind eine Erwähnung wert. Ohne Zweifel – Camara bringt ein hoch interessantes Gesamtpaket mit, das spätestens ab der nächsten Saison noch öfter in der Super League zu bestaunen sein wird. Erhält er regelmässig Spielzeit bei den Profis, scheint auch ein erstmaliges U-Nati-Aufgebot nur eine Frage der Zeit zu sein…
Adriatik Salihi (2005)
Adriatik Salihi ist ein weiterer hochveranlagter Mittelfeldspieler aus dem Servette-Nachwuchs. Der vormalige Kapitän der Schweizer U17-Nationalmannschaft gilt unter Scouts schon länger als eines der grössten Talente aus der Romandie. Auf diese Saison hin in die U21 befördert, besticht Salihi mit technischer Klasse, Ball- und Passsicherheit und einer bemerkenswerten Handlungsschnelligkeit. Er erkennt und bespielt Räume, bevor andere sie überhaupt wahrnehmen. Salihi strahlt Cleverness und Kreativität aus, er gibt dem Spiel seiner Mannschaft Struktur und Unberechenbarkeit. Neben seiner fussballerischen Begabung gefällt Salihi aber auch mit schnellen Füssen und Agilität. Dem 18-Jährigen sind von seinem reinen Talent her kaum Grenzen gesetzt. Etwas anders sieht es da im physischen Bereich aus: Salihis Körpergrösse von etwas unter 1,70m ist ein kleines Fragezeichen. Kann er das kompensieren, steht die Tür zu einer erfolgreichen Karriere aber weit offen.
Jarell Simo (2004)
In Person von Jarell Simo wächst ein unbekanntes, aber sehr spannendes Servette-Talent heran. Der defensive Mittelfeldspieler ist ebenfalls ein wichtiges Element im erfolgreichen Genfer U21-Team, wo er als Teilzeit-Kapitän amtet. Physisch robust, aggressiv, zweikampfstark – und trotz all dieser Defensivfähigkeiten auch spielerisch ein wichtiger Faktor für das Spiel seiner Mannschaft. Simo ist technisch sauber, ballsicher und verfügt über eine bemerkenswerte Passqualität. Sein Mix aus Physis, Athletik und spielerischer Klasse macht aus ihm ein überaus kompletter Sechser. Simo besitzt ohne Zweifel grosses Potential, das er bald schon auf Profistufe zeigen dürfte. In den vergangenen Wochen konnte sich der 19-Jährige immer wieder im Training der 1. Mannschaft zeigen. Sein Debüt scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.
Leart Zuka (2005)
Leart Zuka ist mit 17 Jahren bereits Stammspieler in Servettes U21 – ein Nachweis dafür, dass er über besonderes Talent verfügt. In Genf hört man viel Gutes über den Schweizer U17-Nationalspieler, nicht wenige sehen in ihm das aktuell vielversprechendste Defensiv-Talent aus der Servette-Akademie. Zuka ist in der Verteidigung flexibel einsetzbar, dank seinem guten linken Fuss kann er sowohl als Linksverteidiger als auch als linker Innenverteidiger auflaufen. Er bringt eine starke Mentalität, grossen Einsatzwillen und eine für sein Alter beeindruckende Abgeklärtheit mit. Daneben ist Zuka ballsicher, technisch sauber und aktiv in die Spielauslösung seiner Mannschaft eingebunden. Gegen den Ball agiert der junge Verteidiger resolut und aggressiv, ohnehin hat alles was er tut Hand und Fuss. Die Servette-Fans dürfen sich über einen echten Rohdiamanten freuen, der schon in naher Zukunft erste Spuren im Profifussball hinterlassen dürfte.
Weitere spannende Servette-Talente:
Malik Sawadogo (2003): Ein flinker Linksverteidiger mit hoher Geschwindigkeit und Intensität. Spielfreudig und stark im Eins-gegen-Eins. Bereits 4 Einsätze in der 1. Mannschaft, wurde aber von einer Meniskusverletzung zurückgeworfen. Nun zurück auf dem Rasen für Servettes U21 und die Schweizer U20-Nati.
Lois Ndema (2004): Variabler Mittelfelfspieler mit toller Technik, Spielwitz und Übersicht. Debütierte bereits in der Super League und gehört genau wie Sawadogo zum erweiterten Kader der 1. Mannschaft. Schweizer U19-Nationalspieler.
Issa Kaloga (2004): Ebenfalls im Dunstkreis der 1. Mannschaft, debütierte in dieser Saison in der Super League. Ein dynamischer Aussenbahnspieler, der sowohl links als auch rechts auflaufen kann. Aussenverteidiger, Schienenspieler oder Flügelstürmer – Kaloga kann auf den Seiten jede Position bekleiden. Schweizer U19-Nationalspieler.
Patrick Weber Taveira (2004): Schlüsselspieler in der U21, 8 Tore in 18 Partien. Durfte zuletzt erstmals mit der 1. Mannschaft trainieren, schnuppert an einem Profivertrag. Ein technisch versierter und kreativer Mittelfeldspieler, der sowohl als Achter als auch als Zehner agieren kann.
Ardonit Selimi (2005): Ein intelligenter, spielstarker Sechser aus Servettes U18-Team. Teilzeit-Kapitän mit Leaderfähigkeiten und Reife. Wurde vom SFV ins Förderprogramm Footuro aufgenommen, wo die talentiertesten jungen Spieler des Landes gezielt begleitet werden. Schweizer U17-Nationalspieler.
Loun Srdanovic (2006): Mit 16 Jahren bereits Stammspieler in Servettes U18. Rechtsverteidiger mit hohem Offensivdrang, Tempo und Biss. Technisch und spielerisch stark, aber auch athletisch gut. Schweizer U17-Nationalspieler.
Mohamed Ishuayed (2006): Offensiver Mittelfeldspieler, der noch zwischen U17 und U18 pendelt. Technisch versiert, dribbelstark und torgefährlich. Wurde ebenfalls für Footuro ausgewählt. Schweizer U16-Nationalspieler.