Sions Suche nach dem zweiten Cunha

Warum der Rekordverkauf ein Grund für Sions möglichen Abstieg ist.

„Aujourd’hui müssen wir sagen: Der Cunha-Transfer war ein vergiftetes Geschenk. Er liess uns glauben, wir könnten das ständig wiederholen“, sagte Sion-Sportchef und Präsidentensohn Barthélémy Constantin im Frühling in einem Portrait des Fussballmagazins ZWÖLF. „Aber das war ein Trugschluss. Stattdessen stimmte dann das Gleichgewicht im Team nicht mehr“.

Knapp 20 Millionen Gewinn machte der FC Sion mit dem Brasilianer, der gerade einmal eine Saison im Wallis spielte. Er wurde zum Rekordtransfer der Sittener, einem der 5 teuersten Spieler in der Geschichte der Super League. Cunha ist mittlerweile Leistungsträger in der Bundesliga und wurde schon für Brasiliens Seleção aufgeboten. Gleichzeitig kämpft der FC Sion in der Barrage gegen Thun ums Überleben. Was ist passiert?

Zahlreiche Fehltransfers seit dem Cunha-Verkauf

Die Sittener Probleme sind vielschichtig, tragen aber zum Grossteil den Nachnamen Constantin. Über ein Dutzend junge Ausländer haben die Sittener seit dem Cunha-Verkauf verpflichtet, auf der Suche nach dem nächsten grossen Exploit auf dem Transfermarkt. Ohne grosse Erfolge. Christian Constantin plant mit 7.5 Millionen Franken Transfergewinnen pro Saison, wie er im April in einem Interview mit L’Illustre sagte.

Auch wenn bei weitem nicht alle Ablösesummen offiziell bekannt sind, spricht die Bilanz der Sittener für 2019/20 und 2020/21 Klartext: Laut Transfermarkt.ch sind es nicht +15 Millionen wie in CCs Budget vorgesehen, sondern -2.2 Millionen Franken. Exklusive der Löhne für die ablösefreien Guillaume Hoarau und Co., versteht sich.

Keiner (!) der U21-Neuzugänge seit 2018 konnte bisher mit Gewinn weiterverkauft werden. Die Millionentransfers: Saintini spielt auf Leihbasis in der luxemburgischen Liga, Barrenechea wurde für Verlust weiterverkauft und Andersson machte in dieser Saison erst 1 Pflichtspiel – für die U21! Auch sportlich haben diese Transfers selten den gewünschten Einfluss: Nur Uldrikis und Baltazar kommen in dieser Saison regelmässig in der 1. Mannschaft der Sittener zum Einsatz.

Transfers führen zu fehlender Balance auf dem Platz

Dazu kommen, vor allem in dieser Saison, zahlreiche Spieler auf Leihbasis ins Wallis. Sion setzte in dieser Super-League-Saison schon 33 verschiedene Spieler ein, nur der FC Basel mehr (34). Fabio Grosso nahm oft auch 4, 5 oder 6 Wechsel in der Startformationen zwischen 2 Spielen vor. Als Beobachter hatte man oft das Gefühl, es spiele dort kein Team, sondern 11 Einzelspieler. Dass der Erfolg ausblieb, zeigt ein Blick auf die Tabelle.

via derbund.ch

Um den Bogen zurück zu Barthélémy Constantin zu spannen: Er mag nicht als besonders talentierter Sportchef gelten und der Übermut nach dem Cunha-Rekordtransfer ist am Transferverhalten des Vereins in den letzten Jahren klar erkennbar. Doch wenn Papa Christian die Kaderplanung weiter ohne seine Zustimmung mit Spielern wie Hoarau, Serey Die, Behrami oder Djourou ergänzt und regelmässig den Trainer ersetzt, wird es weiter sehr schwierig bleiben, beim FC Sion eine Konstanz und Balance in der Mannschaft zu schaffen, die Grundlage für Erfolg ist.

Es wäre wohl nur die Quittung für die Arbeit der vergangenen Jahre, wenn der FC Sion in der Barrage aus der Super League absteigt. Vielleicht kann ein Abstieg der Katalysator sein für einen grossen Umbruch, weg vom Verein mit dem grossen Budget und den noch grösseren Ambitionen. Es wäre zu wünschen, denn der FC Sion gehört in die Super League und der nächste Cupsieg ist traditionsgemäss auch nicht weit …

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