Aktualisiert: 15. Mai 2022
In der Serie „Swiss Talent Watch“ stellt Bolzplazz jeweils ein Schweizer Talent vor. Heute im Fokus: Alessio Besio, der mit 18 Jahren schon die grosse Ostschweizer Zukunfthoffnung in der Offensive ist.
Sein grosses Potential trat erstmals in der Saison 2020/21 zu Tage: Besio war Bestandteil der St.Galler U18-Auswahl und zeigte sowohl in der Elite League, als auch im Cup beachtliche Leistungen. Im ersten Saisondrittel gelangen ihm wettbewerbsübergreifend 10 Treffer in 12 Partien. Als auffälligster Angreifer seines Teams zog er die Aufmerksamkeit Peter Zeidlers auf sich – der ihm noch in der selben Saison zum Debüt in der 1. Mannschaft verhalf.
Alessio Besios rasanter Aufstieg zum Profifussballer
Im Halbfinale des Schweizer Cups im April 2021 absolvierte Besio sein letztes Spiel für die U18 des FCSG. Statt dem logischen Übertritt in die U21-Abteilung folgte einen Monat später allerdings direkt der erste Profieinsatz in Grün-Weiss. Drei Tage vor dem Cupfinal 2020/21 gegen den FC Luzern schickte Peter Zeidler im letzten Meisterschaftsspiel gegen Servette etliche Youngster aufs Feld. Der Trainer war von den Auftritten Besios im Nachwuchsbereich und von dessen Trainingsleistungen so angetan, dass er den damals 17-Jährigen direkt in die Startelf beorderte. Die jungen Espen spielten auswärts in Genf unbekümmert auf und konnten überraschend drei Punkte einfahren. Einen grossen Beitrag dazu leistete Alessio Besio, der in der 45. Spielminute das 2:0 für den FCSG erzielte. Erstes Tor im ersten Profi-Einsatz – besser hätte es für den jungen Stürmer nicht laufen können. Der Jubel nach dem Treffer war riesig, denn Besio mauserte sich mit 17 Jahren, zwei Monaten und drei Tagen zu einem der jüngsten Torschützen in der Geschichte der Super League.
Vor diesem Abend in Genf war der Angreifer in St.Galler Kreisen nur wenigen bekannt. Dank des Vertrauens von Peter Zeidler bekam Besio seine Chance und nutzte diese auf Anhieb. Die Hoffnung ist gross, dass nach Silvan Hefti und Leonidas Stergiou endlich auch ein Offensivspieler aus dem eigenen Nachwuchs durch die Decke geht. Diese Hoffnungen sind mehr als berechtigt, denn nach seinem erfolgsgekrönten Profidebüt setzte Besio seine positive Entwicklung fort. Gegen Ende der vergangenen Saison absolvierte er noch drei Partien mit der St. Galler U21, scorte auch dort und ist seit der letzten Sommervorbereitung fester Bestandteil der 1. Mannschaft.
St.Gallens Powerpaket in der Offensive
Besios grösste Stärke ist seine beachtliche Physis. Diese erleichterte ihm den nahtlosen Übertritt ins Profigeschäft. Bereits mit 16 Jahren war der St.Galler körperlich weit entwickelt und vielen seiner Altersgenossen aus der U18 überlegen. Mit einer Körpergrösse von 1,85m und einer breiten, kräftigen Statur bringt er alle physischen Voraussetzungen mit, um auf Topniveau zu bestehen. Schon jetzt, im Alter von 18 Jahren, ist Besio ein äusserst bulliger Spieler und dürfte in den nächsten Jahren noch weiter an Muskelmasse zulegen. Dazu verfügt er über eine erstaunliche Athletik. Seine Geschwindigkeit verleiht ihm so in Verbindung mit seinem Körperbau eine rohe Power, die ihn nur schwer aufzuhalten macht.
Eine weitere grosse Qualität Besios ist seine Mentalität. Der Stürmer scheut keinen Zweikampf und stellt sich läuferisch gänzlich in den Dienst der Mannschaft. Sein Einsatzwille ist bemerkenswert, mit ernster Miene und voller Hingabe sprintet er in Peter Zeidlers aggressivem Angriffspressing seine Gegenspieler an. Mit guten Laufwegen und klugen Bewegungen sorgt er in der Abwehr für viel Unruhe, nutzt seinen robusten Körper zudem perfekt in Duellen. Besio bringt so zu jederzeit viel Dynamik und Bewegung in die Offensive der Espen und ist gerade als Joker sehr wertvoll.
Glänzte Besio in der U18 vor allem mit seiner Treffsicherheit, ist in diesem Bereich bei den Profis noch Luft nach oben. Wettbewerbsübergreifend erzielte er in dieser Saison 2 Treffer und sammelte 4 Assists. In Anbetracht seines Alters und den beschränkten Einsatzzeiten (900 Spielminuten, 8 Startelfeinsätze) sind 6 Scorerpunkte sicher alles andere als schlecht. Stürmer werden aber an Toren gemessen, weswegen Besion in den nächsten Jahren in diesem Bereich nochmals einen Sprung machen sollte. Das ist ihm definitiv zuzutrauen: Das Spielverständnis ist gut, die Laufwege wie angesprochen ebenfalls und körperlich kann er sich auch gegen stämmige Verteidiger behaupten. Dazu verfügt Besio über eine tolle Schusstechnik und – sein vielleicht grösstes Plus – ist beidfüssig stark. Links oder rechts spielt ihm keine Rolle, das nötige Gefühl hat er in beiden Füssen.
Potential zum Publikumsliebling – und zur Nati-Hoffnung
Besio stammt aus der Region und ist ein Kind des Vereins. Seine Identifikation mit dem FC St.Gallen ist dementsprechend gross. Für das fanatische Ostschweizer Publikum zählt bei einem Spieler die Einsatzbereitschaft und die Hingabe mehr als andernorts. Schlechte Resultate werden verziehen, wenn die Haltung der Mannschaft stimmt. Besio bringt dank seiner Verbundenheit mit dem Verein und seiner aufopferungsvollen Spielweise alles mit, um zum Publikumsliebling zu werden. Er ist kein filigraner Techniker, sondern besticht mit Wucht und Emotionalität – Faktoren, die man in St.Gallen besonders schätzt. Das zeigt auch die Auszeichnung, die der Youngster im letzten Winter erhielt: An der Nacht des Ostschweizer Fussballs wurde er zum Ostschweizer Spieler des Jahres 2021 gekürt.
Auch für den SFV ist Besio natürlich ein Zukunftsversprechen. Da sein Aufstieg so rasant vonstatten ging, bestritt er bislang erst zwei Länderspiele in den Nachwuchsnationalteams, beide als Teil der U19-Auswahl. Zukünftig werden ohne Frage weitere folgen, denn ein Stürmer mit seiner Power und seinem Arbeitseifer kann die Schweiz auf allen Stufen gut gebrauchen. Schon in diesem Sommer könnte Besio beim ein oder anderen Abgang in eine Schlüsselrolle in der FCSG-Offensive hineinwachsen – und somit vielleicht auch schon bald zu einem Thema für Mauro Lustrinellis U21-Nati werden.