Die Super-League-Saison 2021/22 liegt in ihren letzten Zügen. Wie jedes Jahr drängten sich auch heuer wieder zahlreiche junge Spieler ins Scheinwerferlicht. Die Bolzplazz-Redaktion kürt ihre Picks für den „Rookie of the Season“.
Vorab die Definitionsfrage: Wer gilt alles als Rookie? Wir haben uns auf jene Talente beschränkt, die ihre erste Spielzeit als Stammspieler in der Super League bestreiten. Exzellente junge Spieler wie Becir Omeragic, Kastriot Imeri oder Leonidas Stergiou fallen somit weg – sie sind nicht erst seit dieser Saison Gesprächsthema, sondern haben ihre Qualitäten bereits in den Jahren zuvor nachweisen könnnen.
Genug der Vorrede, Vorhang auf für die Rookies of the Season 2021/22!
Emanuel Staub
Zeki Amdouni (21): Lausanne Sport
Bandagierte Hand, kurzgeschorenes Haar, Wurzeln im Maghreb: Zeki Amdouni teilt so einiges mit seinem Idol und Superstar Karim Benzema. Der Vergleich mag natürlich etwas hochgegriffen sein, doch Amdounis Bedeutung für den Absteiger Lausanne-Sport war in dieser Spielzeit nicht kleiner als jene von Benzema für Champions-League-Finalist Real. Der Schweizer U21-Nationalspieler ist die offensive Lebensversicherung der Waadtländer, in seiner Debütsaison in der Super League gehört er mit 12 Toren auf Anhieb zu den besten Schützen der Liga. Amdouni überzeugt mit Beidfüssigkeit, überragender Schusstechnik und viel fussballerischem Feingefühl. Dazu ist er wendig, beweglich und ein äusserst begabter Dribbler. Seine ersten Monate in der Schweizer Elite haben gezeigt, dass er etwas Besonderes ist – und sich den Titel „Rookie of the Season“ redlich verdient hat.
Chris Eggenberger
Liam Millar (22): FC Basel
Liam Millar kam im Sommer 2021 vom FC Liverpool nach Basel. An der Mersey war er nie in der 1. Mannschaft unter Jürgen Klopp zum Einsatz gekommen, trotzdem erlebte er eine persönlich sehr erfolgreiche erste Saison in der Schweiz. Wettbewerbsübergreifend stehen 10 Tore zu Buche, damit steht der Kanadier zusammen mit Valentin Stocker hinter Arthur Cabral (27 Tore) auf Platz zwei der FCB-Torschützenliste. Millar sorgt auf dem linken Flügel mit seinem Tempo und seiner Dribbelstärke für Wirbel, reisst Lücken in die gegnerischen Defensiven und verströmt viel Spielfreude. Der 15-fache Nationalspieler – der sich mit seinem Land für die WM in Katar qualifizieren konnte – war auf Anhieb unumstrittener Stammspieler beim FCB, glänzte dazu auch auf der europäischen Bühne. Für mich ist er damit ohne Zweifel „Rookie der Saison“, auch wenn ihn nun ein gebrochener Arm frühzeitig in den Sommerurlaub geschickt hat.
Livio Dörig
Julian Von Moos (21): FC St.Gallen
Meine Wahl fällt mit Julian von Moos auf jenen jungen Spieler, der vor ein paar Jahren als nächstes Schweizer Toptalent gehandelt wurde. Beim FC Wil deutete er in der zweiten Hälfte der Saison 2019/20 ein erstes Mal an, dass er bereit ist für den Profifussball. Daraufhin folgte aber eine sportlich schwere Phase beim FC Basel und bei seiner Leihstation Vitesse Arnheim. In St.Gallen scheint der Flügelspieler nun endlich die Umgebung und die Spielphilosophie gefunden zu haben, die sein ganzes Potenzial zur Entfaltung bringt. In der Rückrunde startete Von Moos regelrecht durch, in 12 Auftritten registrierte er 4 Tore und 2 Assists – was ihm jüngst ein erstmaliges Aufgebot in die Schweizer U21-Nati einbrachte. Ist er fit, steht er in der Startelf und begeistert mit hohem Tempo, viel Einsatzwille und einem Riecher für gefährliche Situationen. Mit flüssigen Bewegungen, Spielwitz und den tief getragenen Stutzen sticht von Moos dem Betrachter sofort ins Auge. In diesen Monaten hat er die Handbremse endlich gelöst und weiss nun sein grosses Talent abzurufen – damit für mich der beste Rookie dieser Saison.
Maximilian Wagner
Dan Ndoye (21): FC Basel
Dan Ndoye stiess im Sommer aus Nizza zum FCB, wo er jüngst einen Vertrag bis 2026 erhielt. Der Titel «Rookie» mag für ihn nicht mehr ganz zutreffend sein, immerhin wurde er noch unter Petkovic bereits für die A-Nati aufgeboten, sammelte zudem Erfahrungen in der Ligue 1 und in der Europa League. Aber mit 21 Jahren bestreitet der Lausanner nun seine erste Super-League-Spielzeit – und ist nach Startschwierigkeiten immer besser in Fahrt gekommen. Mittlerweile ist Ndoye als Dauerbrenner in Basel gesetzt, der Flügelspieler verzückt mit Dynamik, hoher Geschwindigkeit und viel Geschick im Eins-gegen-Eins. Die Scorerausbeute von insgesamt 4 Treffern und 7 Vorlagen ist zwar ausbaufähig, doch seine Bedeutung fürs Team lässt sich nicht nur daran messen: Ist Ndoye nicht da, fehlt es dem FCB an Speed und Unberechenbarkeit. Er hat das Potential zum Unterschiedsspieler – und dürfte dank seinen bestechenden Anlagen bald explodieren. In meinen Augen hat er sich den Titel „Rookie of the Season“ verdient.
Owen Ogieva
Isaac Schmidt (22): FC St.Gallen
Isaac Schmidt kam im Sommer 2021 als unbekanntes Offensivtalent aus Lausanne zum FC St.Gallen – ein knappes Jahr später ist er der aufregendste Aussenverteidiger der Liga und steht auf dem Notizblock von Murat Yakin. Zu Beginn der Rückrunde stellte Trainer Peter Zeidler Schmidt experimentell als Linksverteidiger auf und rückte seither nicht mehr von ihm ab. Explosiv, ballsicher, dribbelstark: Der dynamische Aussenbahnspieler belebte das Offensivspiel der Espen merklich und zeigte sich auch defensiv lernwillig, bissig und geschickt im Zweikampf. Schmidt hatte damit einen grossen Anteil am sportlichen Aufschwung des FCSG in der Rückrunde. Besonders in Erinnerung bleibt sein Spiel vom 19. März gegen den FC Luzern, wo er einen Treffer selbst erzielte und einen weiteren vorbereitete. Aus dem Nichts zum vielleicht Besten auf seiner Position: Ohne jeden Zweifel – Schmidt ist der „Rookie of the Season“.
Besnik Shala
Ardon Jashari (19): FC Luzern
Ardon Jashari: In der Hinrunde noch die Luzerner U21 als Kapitän angeführt, ist er heute einer der Hoffnungsträger im Kampf gegen die Barrage. Trainer Mario Frick erkannte nach seiner Ankunft direkt das grosse Potential des Mittelfeldspielers und setzte sogleich vollstes Vertrauen in ihn. Seit Beginn der Rückrunde ist Jashari als Stammkraft unumstritten gesetzt und ein wichtiger Faktor für die guten Resultate der letzten Monate. 3 Torbeteiligungen (darunter ein Traumtor) in 14 Spielen in seinem ersten Halbjahr Profisaison – eine mehr als achtbare Bilanz für einen Sechser. Jashari dirigiert das Luzerner Spiel von hinten und fällt dabei mit mutigen Vertikalpässen und feinen technischen Eigenschaften auf. Neben seinen fussballerischen Fähigkeiten wirkt er zudem extrem reif und abgeklärt, und das trotz Abstiegsgefahr. Der Lohn war jüngst ein erstes Aufgebot in die U21-Nati. Wenn ein Youngster in einer schwierigen Situation derart souverän aufspielt, verdient er den Titel „Rookie of the Season“.
Luca Feurer
Lewin Blum (20): BSC Young Boys
Ein Spieler, der sich einen Platz in dieser Diskussion verdient hat, und dies, obwohl er nur die zweite Hälfte der Saison in der Super League gespielt hat, ist Lewin Blum. Der 20-jährige Rechtsverteidiger spielte in der Hinrunde noch auf Leihbasis bei Yverdon-Sport, wo er sich mit starken Leistungen für höhere Aufgaben empfahl. Als die Young Boys im Winter Silvan Hefti nach Genua ziehen liessen, war Lewin Blum die logische Nachfolge. Zurück bei seinem Stammklub kam er in 15 von 16 Partien zum Einsatz und schien Hefti schnell vergessen zu machen. In einem sonst krisengeschüttelten YB zeigt Blum stets tolle Performances und überzeugt mit viel Laufeinsatz, Offensivdrang und Einsatzwille. Die Konsequenz dieser starken Leistungen: Im März 2022 wurde Lewin Blum erstmals für die Schweizer U21-Nationalmannschaft aufgeboten und debütierte sogleich beim 5:1-Erfolg gegen Wales. Wer aus der Challenge League kommt und sich beim (mittlerweile entthronten) Meister direkt festspielt, verdient den Titel „Rookie of the Season“.
Weitere Kandidaten:
Kaly Sène (20): Grasshopper Club Zürich
Wilfried Gnonto (18): FC Zürich
Andy Pelmard (22): FC Basel
Filip Stojilkovic (22): FC Sion