Swiss Talent Watch: Isaiah Okafor – „Schweizer Pogba“ aus dem Leverkusen-Nachwuchs

In der Serie „Swiss Talent Watch“ stellt Bolzplazz jeweils ein Schweizer Talent vor. Heute im Fokus: Isaiah Okafor, der in der Jugend von Bayer Leverkusen auf den grossen Durchbruch hinarbeitet.

Okafor – ein Name, der in der Schweiz mittlerweile jedem Fussballfan ein Begriff ist. Der Hauptgrund dafür: Noah Okafor – Isaiahs älterer Bruder. Dieser schoss die Schweizer Nati im vergangenen November an die Weltmeisterschaft und sorgte mit RB Salzburg auch in der Champions League für Schlagzeilen. Noah ist aber nicht der einzige begabte Fussballer in der Familie Okafor. Seinen beiden jüngeren Geschwistern, Elijah (18, FC Basel) und Isaiah (17, Bayer Leverkusen), wird ebenfalls eine grosse Zukunft vorausgesagt. Gemeinsam mit Noah haben sie das Ziel, den Namen Okafor in die Schweizer Fussballgeschichte einzugravieren. Gerade der Jüngste der Familie, Isaiah, gilt als ausserordentlich talentiert. Zeit für uns, den Schweizer U17-Nationalspieler genauer unter die Lupe zu nehmen…

Aus dem beschaulichen Arisdorf nach Leverkusen

Seit Isaiah denken kann, spielt der Fussball in seinem Leben eine Rolle. Schon im Alter von 5 Jahren trat er dem Nachwuchs des FC Basel bei. 11 Jahre lang trug er das rot-blaue Shirt. In dieser Zeit wurde aus dem kleinen Jungen ein selbstbewusster Teenager mit grossen Plänen – und sehr viel fussballerischem Potential. Okafor stammt aus Arisdorf, einer beschaulichen Ortschaft im Kanton Basel-Land. Der grosse FCB besitzt in dieser Region als einziger Profiklub weit und breit eine ungeheure Strahlkraft. Auch für den 17-Jährigen ist der FC Basel das Mass aller Dinge. Sein ganzes Leben lang gab es für ihn nur einen Verein. Und doch spielt er seit kurzem nicht mehr für „seinen“ FCB: Um seinen Traum von einer Profikarriere zu verwirklichen, entschloss sich Okafor im Winter 2022 ein Angebot des deutschen Topklubs Bayer Leverkusen anzunehmen.

Seit Ende Januar ist sein neuer Lebensmittelpunkt nun nicht mehr das 1.500-Seelen-Dörfchen Arisdorf, sondern das grosse Leverkusen, ganz in der Nähe deutscher Metropolen wie Düsseldorf oder Köln gelegen. Dort lebt er in einer eigenen Wohnung, die von einer Gastfamilie betreut wird. Ein grosser Schritt für einen jungen Spieler – der aber auch exemplarisch aufzeigt, mit welcher Hingabe Okafor seinem Traum von einer erfolgreichen Fussballkarriere nachjagt. Trotz der grossen Distanz zu seiner Familie und den vielen Entbehrungen, die das Ziel Fussballprofi mit sich bringt, ist ihm die Eingewöhnung in Deutschland sehr gut gelungen: „Die Teamkollegen haben mich super aufgenommen und es macht mich einfach unheimlich stolz, hier sein zu dürfen“, erzählt er uns im Gespräch.

Beim FC Basel spielte Okafor zuletzt in der U17. Kaum in Leverkusen angekommen, ging es für ihn aber direkt zwei Stufen nach oben. Dank starken Leistungen in einzelnen Trainings und Testspielen mit der U19, wurde er nach Ankunft seiner Spielberechtigung rasch befördert. Ab der neuen Saison dürfte er fix im Kader der U19 eingeplant sein und damit auch in der A-Junioren-Bundesliga Erfahrungen sammeln. Die Leverkusener U19 ist bestückt mit so einigen internationalen Toptalenten, neben Okafor wären da etwa auch ex-Barca-Sturmjuwel Iker Bravo, der dänische Ballzauberer Zidan Sertedemir oder der schwedische Angreifer Jardell Kanga zu nennen. Ein tolles Umfeld, um sich weiterzuentwickeln!

Isaiah Okafor – Chefstratege auf dem Platz

Interessant an der Fussball-Familie Okafor: Jeder spielt auf einer gänzlich anderen Position und bringt andere Stärken mit. Während Noah bekanntlich in der Offensive mit seinem Tempo und seiner Qualität im Eins-gegen-Eins für Furore sorgt, hält Elijah als athletischer, spielstarker Innenverteidiger in der Abwehr die Schotten dicht. Isaiah hingegen läuft im Zentrum auf, wo er die technische Klasse von Noah mit der Spielauslösung von Elijah kombiniert. „Meine Lieblingsposition ist die Sechs, allerdings kann ich auch als Achter oder Innenverteidiger spielen“, erklärt er. Tatsächlich ist Okafor in sämtlichen zentralen Rollen gut aufgehoben. Am besten kommen seine Fähigkeiten nämlich zur Geltung, wenn er mit dem Ball in den Füssen das Spiel seines Teams aufziehen und dirigieren kann – egal ob aus der Tiefe der eigenen Abwehr oder weiter vorgelagert im Mittelfeld.

Um diese Regisseur-Rolle bestmöglich ausfüllen zu können, hilft ihm ein äusserst interessantes Gesamtpaket. Okafors grösste Stärke ist sein exzellentes Passspiel – präzise, gefühlvoll, sauber. Die Besonderheit daran: Er ist beidfüssig. Seine Bälle kann er sowohl mit rechts, als auch mit links verteilen – eine Qualität, die im modernen Fussball immer gefragter wird. In Kombination mit seiner tollen Übersicht und Orientierung sowie feinen technischen Fähigkeiten, kann er so das Spiel an sich reissen. Mit schönen Vertikalbällen, Schnittstellenpässen oder ballführenden Läufen in die gegnerische Zone sorgt Okafor als Kopf des Teams für die Musik auf dem Platz.

Auch gegen den Ball erweist er sich als Führungsspieler: Bissig, geschickt und hart im Zweikampf, gutes Raumgefühl. Dieses komplette Skillset erlaubt es ihm, auf vielen verschiedenen Position eingesetzt zu werden. „Man hat nur Vorteile, wenn man flexibel einsetzbar ist“, meint der 17-Jährige.

„Swiss Pogba“?

Okafor verfügt also offenkundig über extrem vielversprechende Anlagen. Als Bruder von Nati-Star Noah kommt ihm aber noch eine zusätzliche Portion Aufmerksamkeit zu. So rückte Fussball-Youtuber Cubanito den jungen Mittelfeldstrategen in den vergangenen Jahren bereits einige Male ins Spotlight. Dabei setzte sich für Okafor der Spitzname „Swiss Pogba“ durch. Ballsicher, technisch versiert, passstark – grundsätzlich kein verkehrter Vergleich. Gewisse Unterschiede bestehen aber doch: Pogba ist ein äusserst athletischer Spieler und besticht mit seiner körperlichen Power. In dieser Hinsicht hat der Leverkusener noch einen gewissen Nachholbedarf. Er sagt denn auch selbst: „Verbesserungspotenzial habe ich im athletischen Bereich.“ Trotz einer Körpergrösse von 1,83m hat er da noch Luft nach oben – für einen so jungen Spieler allerdings auch nicht weiter überraschend.

In der Schweizer U17-Auswahl – betreut von ex-Nati-Spieler Johan Vogel – ist Okafor bereits eine feste Grösse. In einem aufregenden Team rund um GC-Flügeltalent Malik Deme, Servette-Sechser Adriatik Salihi oder FCZ-Tormaschine Labinot Bajrami wird er auch in Zukunft dank seiner Auslandserfahrung eine gewichtige Rolle als Führungsspieler einnehmen. Sein Ziel ist klar: Zuerst in Deutschland zum Profi aufsteigen und dann in der Schweizer Nati den Spuren seines älteren Bruders folgen. Das Rüstzeug dazu bringt er zweifellos mit.

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