Die Schweizer Vereine stecken inmitten der Transferphase. In unserer neuen Rubrik Transfer Review blicken wir jeweils auf einen Super-League-Neuzugang. Heute werfen wir einen Blick auf Anthony Racioppi, die kurzfristige Nummer 1 im Tor von YB.
Nachdem YB in der Hinrunde fünf verschiedene Torhüter eingesetzt hat, kommt nun ein sechster dazu: Die Nummer 1 im Berner Tor zu Beginn der Rückrunde wird Neuzugang Anthony Racioppi (23) sein. Der gebürtige Genfer wechselte schon früh von Heimatverein CS Chênois zu Olympique Lyon und genoss fast seine komplette Ausbildung beim siebenfachen französischen Meister. In der Schweizer U20 und U21-Nationalmannschaft war er zudem Stammgoalie und Teil der erfolgreichen Qualifikation für die U21-EM im letzten Jahr.
Ein Transfer ganz nach dem YB-Modell
Für den Sprung in die erste Mannschaft bei OL reichte es Racioppi dennoch nicht, am routinierten Anthony Lopes gab und gibt es in Lyon bis heute kein vorbeikommen. Der Genfer ging so im Sommer 2020 nach Ende seines Vertrages bei OL zu Dijon, wo er als zweiter Torhüter immerhin den Alltag eines Profis kennenlernte. Racioppi empfahl sich im Training sehr, so dass er ab dem 10. Spieltag zur Nummer 1 ernannt wurde und in der letzten Saison 21 Ligue-1-Spiele absolvierte. Auch wenn Dijon am Ende abstieg und die meisten Gegentore der ganzen Liga kassierte – Racioppis Statistik stufte ihn als überdurchschnittlich guten Torhüter der Ligue-1-Spielzeit 2020/21 ein.
Nach dem Abstieg hat sich der ehemalige U21-Nati-Goalie, wie er in einem Interview erzählt, nicht mit einem Stammplatz als Goalie in der zweiten Liga zufrieden geben wollen und nach einem Transfer Ausschau gehalten. Dank dem Interesse von YB hat er nun den Sprung geschafft und ist der nächste einer langen Liste von Schweizer Spielern, die früh ins Ausland gewechselt sind, sich dort aber nicht durchsetzen konnten und in Bern ihre Karriere neu lanciert haben. Bei seinen Vorgängern um Mbabu, Sow und co. hat dieses Modell sehr gut funktioniert.
Nur vorübergehend die Nummer 1
Racioppi konnte mit YB vor dem Rückrundenstart bereits einige Testspiele bestreiten und bewies dabei seine Fähigkeiten als modern ausgebildeter, am Spiel teilnehmender Torhüter. Der mittlerweile 23-Jährige ist bekannt für eine leichte Fehleranfälligkeit, man erinnert sich zum Beispiel an den bösen Patzer vor dem 0:1 gegen Kroatien an der U21-EM-Endrunde, er macht aber grundsätzlich auf der Linie wie auch im Passspiel einen guten Eindruck.
Bei YB ist Racioppi gesetzt, bis Stammgoalie David von Ballmoos etwa im März von seiner Schulterverletzung zurückkehrt. Danach wird der Neuzugang wieder auf die ungeliebte Ersatzposition zurückgestellt. Das sei für ihn aber kein Problem, sagt Racioppi, er sei sich der Situation bewusst und freue sich auf einen gesunden Wettbewerb im Goalieteam. Von Ballmoos und Racioppi haben beide einen Vertrag bis 2025 und könnten nach den grossen Problemen im YB-Kasten in der Hinrunde nun tatsächlich die angestrebte langfristige Lösung bilden. Und sollte von Ballmoos in naher Zukunft auf einen Transfer ins Ausland schielen – YB hätte mit Racioppi bereits den In-House-Ersatz bereitstehen.