Transfer Review: Karol Mets zum FC Zürich – Zukünftiger Abwehrchef? 

Aktualisiert: 6. Feb. 2022

Das Transferfenster in der Schweiz ist noch bis Mitte Februar geöffnet. In unserer neuen Rubrik Transfer Review blicken wir jeweils auf einen Super-League-Neuzugang. Heute im Fokus: Der neue FCZ-Innenverteidiger Karol Mets (28).

Dass der FC Zürich seit längerem auf der Suche nach einem zusätzlichen Abwehrspieler ist, ist kein Geheimnis. Mirlind Kryeziu (25) entwickelte sich unter dem neuen Trainer André Breitenreiter prächtig und stieg zum Abwehrleader auf, neben ihm machen Toptalent Becir Omeragic (19) und Fidan Aliti (28) einen guten Eindruck. Dahinter fehlen aber ein wenig die Alternativen für die Dreierkette, das Kader ist defensiv knapp besetzt. Hinter den drei gesetzten Leistungsträgern Omeragic, Aliti und Kryeziu folgen der polyvalent einsetzbare Marc Hornschuh (30), der im Sommer aus der Reserve des HSV verpflichtet wurde und normalerweise kein Startelfkandidat ist, sowie Eigengewächs Lindrit Kamberi (22), dem Breitenreiter nicht allzu viel Vertrauen zu schenken scheint.

Defensivkraft aus dem Baltikum

Um die Abwehr breiter (meisterlicher?) aufzustellen, sah sich der Stadtklub im Winter nach einem zusätzlichen Innenverteidiger mit einem ganz bestimmten Profil um: Gesucht wurde ein erfahrener Spieler, der physisch stark ist und der Hintermannschaft durch seine Präsenz Ruhe vermitteln kann. Dieses Profil erfüllt der estnische Internationale Karol Mets bestens. Der FCZ identifizierte ihn als Wunschspieler und nahm eine niedrige sechsstellige Summe in die Hand, um den Abwehrmann vom bulgarischen Topklub ZSKA Sofia loszueisen. Die Zeit in Sofia war für Mets zwar nur von kurzer Dauer, dafür aber erfolgreich. Im Sommer erst schloss er sich dem bulgarischen Traditionsverein an und bestritt in der Hinrunde 12 Partien – wobei 9 Siege heraussprangen.

FCZ-Sportchef Marinko Jurendic kommentierte den Transfer folgendermassen:

„Mit Karol konnten wir einen physisch starken Innenverteidiger für den FCZ gewinnen, der auch über internationale Erfahrung verfügt. Er soll mit seiner Persönlichkeit und mit seiner Aggressivität unsere Defensive stärken und unserem Team zusätzliche Optionen geben.“

Sich selber beschreibt Karol Mets als „aggressiven Zweikämpfer“ und „passsicheren Verteidiger“. Mit 75 Länderspielen für die estnische Nationalmannschaft bringt Mets reichlich Erfahrung auf der internationalen Bühne mit, die dem FCZ in der nächsten Saison bei einer möglichen Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb weiterhelfen wird. Auch von seinem Erfahrungsschatz als Wandervogel kann das Team profitieren: Mets spielte trotz seiner erst 28 Jahre bereits in sieben unterschiedlichen Ländern. Nach seinem Durchbruch beim estnischen Topklub Flora Tallin fand er seinen Weg via Norwegen (Viking FK), Holland (NAC Breda), Schweden (AIK), Saudiarabien (Al-Ettifaq) und Bulgarien (ZSKA Sofia) nach Zürich. Beim FCZ will der robuste Innenverteidiger nun endlich sesshaft werden und sich Schritt für Schritt an die erste Elf herantasten. Der Stadtclub hat ihn mit einem Arbeitspapier bis 2024 ausgestattet.

Welche Rolle sieht Breitenreiter für Mets vor?

Dass der FCZ auf dem Wintertransfermarkt zurückhaltend agiert und bis auf Mets auf Neuzugänge verzichtet hat, hat gute Gründe: Die positive Teamdynamik aus der Hinrunde soll nicht durch Neuankömmlinge gefährdet werden. Der Mannschaftsgeist ist stark, der Zusammenhalt gross. Neue Spieler könnten Unruhe in die Kabine bringen. Mit Mets, einem charakterlich einwandfreien Musterprofi, behob der FCZ aber eine Problemstelle und verstärkte die Breite des Kaders. Welche Rolle sieht Breitenreiter für seinen neuen Innenverteidiger vor?

Karol Mets hat sowohl in Dreier-, als auch in Viererketten genügend Erfahrung gesammelt. Bei der estnische Nationalmannschaft, die unter dem Schweizer Coach Thomas Häberli mit Dreierkette agiert, ist er als Linksfuss auf der linken Innenverteidigerposition gesetzt. In dieser Rolle verhalf der Este seiner Landesauswahl unter anderem im September 2021 zu einem beachtlichen Unentschieden gegen das favorisierte Wales. Auf Clubebene spielte Mets in seiner Karriere meistens in Viererabwehrketten. In den vergangenen Jahren wurde er ausserdem hin und wieder als defensiver Mittelfeldspieler aufgestellt – ein Experiment, das selten aufging.

Unter Breitenreiter spielt der FC Zürich ausnahmslos mit Dreierkette. Der Systemwechsel war am Erfolg der Hinrunde massgeblich beteiligt. Mit Mets stösst nun eine weitere Option dazu. Da es Interesse von anderen Vereinen für alle drei gesetzten FCZ-Innenverteidiger gibt und es nicht abwegig ist, dass der Stadtclub den ein oder anderen im Sommer verkaufen wird, haben Jurendic und Breitenreiter mit diesem Transfer bereits vorgesorgt. Bemerkenswert: Drei der vier in der Hierarchie zuoberst stehenden Innenverteidiger sind Linksfüsse: Kryeziu, Aliti und nun auch Mets. Der Este kann somit nahtlos für Aliti, der in der Dreierkette den linken Innenverteidiger gibt, als auch für Kryeziu, der zentral positioniert ist, eingesetzt werden.

Sein Startelfdebüt (am 20. Spieltag im Zürcher Derby) feierte er aber auf Omeragic’s Position als rechter Innenverteidiger – was er ohne Problem löste und überdies nicht nur mit gutem Stellungsspiel und Zweikampfverhalten gefiel, sondern auch mit starker Spieleröffnung. Der Zuzug des Esten ist nicht nur eine Soforthilfe, sondern kann auch als Vorgriff auf den Sommer verstanden werden. Gerade die physische Komponente, die mit bei einem Abgang von Kryeziu nämlich verloren ginge, kann Mets mit seiner Körpergrösse von 1,91m, entsprechender Dominanz in der Luft und standhafter Zweikampfführung bestens kompensieren. Der FCZ hat mit seinen Winterzugang also bereits den potentiellen zukünftigen Abwehrpatron verpflichtet.

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