Wer wird neuer FCZ-Sportchef? Eine Kandidatenliste

Der FCZ hat einen erfolgreichen Saisonstart hinter sich – fahndet aber nach wie vor nach einem neuen Sportchef. Wer könnte das Amt übernehmen? Wir haben eine Kandidatenliste zusammengestellt.

Zur Länderspielpause im September grüsste der FCZ überraschend von der Tabellenspitze. Noch ungeschlagen haben die Stadtzürcher zu diesem Zeitpunkt die meisten erzielten Tore (13) als auch die wenigsten Gegentreffer (5) zu verzeichnen und führen die Tabelle der Super League an.

Trotz dieses guten Saisonstarts hat der FCZ aber noch eine Mammutaufgabe vor sich: Im Sommer verliessen mit Sportchef Marinko Jurendic und Leiter Entwicklung / Ausbildung Heinz Moser zwei wichtige Puzzleteile die Sportkommission des Vereins. Beide heuerten in der Bundesliga beim FC Augsburg an. Zwar hat Jurendic die Kaderplanung noch grösstenteils abgeschlossen, dennoch hinterlässt gerade er ein Vakuum, das zwingend geschlossen werden muss.

Während des Sommertransferfensters sprang Spielerberater Milos Malenovic mit einem Mandat als kurzfristige Lösung ein. Der Agent erhielt nicht nur Mitsprache bei den Transferaktivitäten, sondern führt gleichzeitig bis zum 1. Oktober auch eine Analyse der internen Prozesse durch. Danach soll gemäss Canepa ein dauerhafter Nachfolger für Jurendic als neuer Sportchef installiert werden. Dieser 1. Oktober rückt nun immer näher, wer der neue starke Mann werden soll, ist noch völlig offen. Welche Namen könnten für die offene Stellen in der FCZ-Führung in Frage kommen? Wir haben eine Kandidatenliste zusammengestellt.

Roger Stilz

Der gebürtige St. Galler und ehemalige Sportchef des SSV Jahn Regensburg ist seit bald einem Jahr ohne Job. Gemäss diversen Medienberichten ist seine Familie in der Oberpfalz nie wirklich heimisch geworden. Der 46-jährige kann auf viel Erfahrung in diversen Positionen zurückblicken: Er amtete zeitweise als Co-Trainer des 1. FC Nürnberg, war über fünf Jahre Leiter der Nachwuchsabteilung in St. Pauli und sammelte bei seinen beiden letzten Stationen erste Erfahrungen als Sportchef. Sowohl bei Regensburg als auch bei Waasland-Beveren in Belgien verfolgte er eine Transferstrategie, die der FC Zürich so auch kennt. Verpflichtet wurden vor allem ablösefreie Spieler oder solche für tiefe Ablösesummen, hie und da kam es auch zu Leihen von Spielern aus grossen Clubs, die kurzfristig weiterhelfen konnten. Ob sich der FCZ mit dieser Personalie beschäftigt?

Philippe Senderos

Zu Beginn dieses Jahres verkündete der langjährige Schweizer Nationalspieler sein Aus bei Servette. Senderos war verantwortlich für die zunehmende Professionalisierung bei den Grenats: Unter seiner Führung gelangen den Nachwuchsmannschaften eindrückliche Erfolge, gekrönt vom Aufstieg der U21 in die Promotion League in diesem Frühling. Darüber hinaus schloss die von ihm zusammengestellte Genfer Mannschaft die letzte Saison auf dem hervorragenden zweiten Platz ab. Dennoch kam es im vergangenen Februar zum Abschied von seiner Jugendliebe: Es wird gemunkelt, dass Senderos mit diversen Entscheidungen des Vorstandes nicht einverstanden war, darunter mit der Trennung von Trainer Alain Geiger per Ende letzter Spielzeit und der leihweisen Verpflichtung von Kevin Mbabu. Beim FCZ, wo vieles über das Ehepaar Canepa läuft, wären die Vorzeichen nicht wirklich anders. Ist er trotzdem eine Option für den vakanten Posten als Sportchef?

Marco Schneuwly

Der Bruder von Ex-FCZler Christian Schneuwly ist aktuell Talentmanager und Stürmertrainer beim FC Luzern. Sein Name war der einzige, der in der Sommerpause rund um den FCZ aufgepoppt ist. Zwischenzeitlich wurde das Gerücht von der Luzerner Zeitung aber wieder dementiert. Dennoch wäre der Posten als Sportchef für ihn eine klare Aufstiegsmöglichkeit auf der Karriereleiter und könnte daher durchaus eine Option sein. Spannend ist ausserdem, dass Schneuwly von einem gewissen Milos Malenovic beraten wird. Der FCZ könnte von einem Sportchef, der einen guten Draht zur Soccer-Mondial-Agentur hat, auf jeden Fall profitieren.

Pirmin Schwegler

Eine weitere Option für den Posten als Sportchef wäre Pirmin Schwegler. Der Luzerner ist seit 2006 ununterbrochen im Ausland angestellt, wird aber die Super League, die auch er als Sprungbrett nutzen konnte, definitiv im Auge behalten haben. Nach Stationen bei Bayern München als (Chef-)Scout übernahm er zu Beginn dieses Jahres bei der TSG Hoffenheim als Leiter Lizenzbereich. Im Juli folgte sogleich die Beförderung zum Leiter Profifussball. In der Schweiz ist sein Werdegang sicherlich nicht unbemerkt geblieben. Besteht eventuell sogar der Wunsch, dereinst einmal in die Schweiz zurückzukehren? Selbst wenn – dass er die Bundesliga für die offene Stelle beim Stadtclub verlassen würde, scheint fast unvorstellbar.

Stéphane Henchoz

Ein weiterer Auslandsschweizer befindet sich in Person von Stéphan Henchoz bei Olympique Lyon, wo er seit Anfang 2022 als Scout tätig ist. Henchoz kann auf eine grosse Spielerkarriere zurückblicken und hat in den letzten Jahren im Trainergeschäft Spuren hinterlassen. Sowohl bei Xamax als auch bei Sion wusste er als Chefcoach über weite Strecken zu überzeugen. Mit seinem grossen Netzwerk und seiner grossen Erfahrung könnte er eine ideale Besetzung des FCZ-Sportchef-Postens sein.

Marc Schneider

Mit Marc Schneider ist aktuell eine der Legenden vom 13. Mai 2006 vertragslos. Wie einst bei Jurendic, wäre es auch für ihn eine neue und unbekannte Rolle, zumal er seit 2012 ausschliesslich als Trainer gearbeitet hat. Dennoch bringt er ein grosses Stück Identifikation mit und überzeugt mit nahbarer und menschlicher Art. Geführt von FCZ-Chefscout Thomas Bickel könnte er an die Position herangeführt werden, bevor im nächsten Sommer wieder eine erste grosse Transferphase ansteht. Schneider liess zuletzt aber auch verlauten, dass für ihn nach seinen gescheiterten Engagements als Trainer bei Waasland-Beveren und Greuther Fürth eine weitere Beschäftigung im Ausland nicht ausgeschlossen ist. Ob er bei einem Angebot seines Herzensverein schwach werden würde?

Blerim Dzemaili

Der Name kursiert schon seit längerer Zeit bei den Fans bezüglich einer möglichen Nachfolge von Jurendic. Dzemaili, die FCZ-Legende schlechthin, hat schon vor seiner Rückkehr als Spieler klargestellt, dass er einstweilen eine Managerposition einnehmen möchte, am liebsten bei seinem Jugendverein. So hat er bereits während seiner Zeit in China ein Onlinestudium im Bereich Sportmanagement begonnen, welches er im Juli 2021 erfolgreich abgeschlossen hat. Doch auch eine Fussballpause nach seinem Rücktritt stand auf dem Plan, um sich seinem Sohn widmen zu können. Lodert in ihm das Feuer bereits wieder? Seit seinem letzten Spiel sind vier Monate vergangen und es bietet sich nun eigentlich die perfekte Möglichkeit, um seine Karriere fortzusetzen. Für den FCZ wäre es aber auch ein Gamble – die Vergangenheit hat gezeigt, dass der direkte Übertritt von der Spieler- zur Sportchef-Laufbahn schwierig ist. Grössen wie Alex Frei (in Luzern) und Marco Streller (beim FCB) sind daran gescheitert.

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