Wie schlagen sich die Super-League-Winterabgänge in ihren neuen Klubs?

Zahlreiche grosse Namen verliessen im vergangenen Winter die Super League und schlossen sich Vereinen aus grösseren Ligen an. Wer hat sich durchgesetzt – und wer ist hinter den Erwartungen geblieben? Zeit für ein erstes Fazit.

Die Zeiten, in denen Spieler aus der Super League direkt zu Topvereinen aus dem Ausland wechseln und sich dort ohne Anlaufzeit einen Stammplatz erobern konnten, sind schon lange vorbei. Die Super League hat wie andere kleine Ligen aufgrund der unausgeglichenen Geldverteilung der UEFA immer mehr den Anschluss an die grossen Ligen verloren. Die tiefe Qualitätslücke macht sich bei Spielerwechseln bemerkbar: Ein Topstar für Schweizer Verhältnisse ist in der Serie A plötzlich nur noch Mittelmass.

Trotzdem finden nach wie vor viele Wechsel aus der Super League in grössere Ligen statt. Schweizer Spieler sind billig, mehrsprachig, leicht zu integrieren – und kamen in den Genuss einer guten Ausbildung. Das macht sie attraktiv für Vereine aus Deutschland, Italien oder Frankreich. Aber Fälle wie etwa jener von Albian Ajeti, der die Schweiz als Torschützenkönig in Richtung West Ham verliess und nun drei Jahre später komplett auf dem Abstellgleis gelandet ist, schrecken ab. Oftmals entpuppt sich ein direkter Wechsel in eine grosse Liga nämlich als Fehlentscheid. In letzter Zeit lässt sich daher eine zunehmende Verschiebung des Marktes in Richtung Belgien und Holland beobachten: Zahlreiche Super-League-Stars entschieden sich in den letzten zwei Jahren zu einem Zwischenschritt in die Pro League oder in die Eredivisie – und eben nicht zu einem direkten Transfer in eine Topliga.

Doch auch in Belgien und in Holland haben Spieler aus der Schweiz keine Startelfgarantie, wie der ein oder andere in diesem Winter abgewickelte Transfer aufgezeigt hat. Im Folgenden blicken wir auf die 10 namhaftesten Super-League-Winterabgänge 2021/22. Wer hat bereits Spuren hinterlassen – und wer ist noch komplett aussen vor?

Transferfazit: Eingeschlagen, 50/50, Nicht eingeschlagen

Anmerung: G/A steht für Tore/Assists

Silvan Hefti: 13/15 Spielen gemacht, 11x Startelf, 0G/A

Silvan Hefti stand in 15 möglichen Partien für Genoa 11-mal in der Startelf, Alexander Blessin, der neue deutsche Trainer des Vereins, setzte von Beginn an auf den Ostschweizer. Das Team spielte in den ersten sieben Partien unter Blessin immer Unentschieden, hat seither aber zwei von fünf Spielen gewonnen, zuletzt ohne Hefti mit 1:0 gegen Cagliari. Trotzdem droht weiter der Abstieg, drei Punkte beträgt der Rückstand auf den sicheren Platz 17. Aber: Der ex-YB-Rechtsverteidiger hat sich auf Anhieb in der Serie A behauptet – und ist damit der einzige grosse Super-League-Winterabgang, der am neuen Ort sogleich eingeschlagen hat! Ein schöner Nebeneffekt: Hefti hat es erstmals auf die Abrufliste der Schweizer Nati geschafft.

Michel Aebischer: 9/12 Spiele, 2x Startelf, 0G/A

Aebischers Bologna hat mit dem Abstieg in Italien nichts mehr zu tun, aber genauso wenig mit dem Kampf um die Europapokalplätze. Für den Neuzugang aus Bern gab es bisher zumeist Jokereinsätze, bei einem 0:0 gegen Milan Anfang April spielte er aber 90 Minuten durch und zeigte eine starke Leistung. Fazit: Der Nationalspieler tastet sich langsam ran, durchgesetzt hat er sich aber noch nicht. Das dürfte in dieser Saison auch kaum mehr passieren – die Konkurrenz ist im Zentrum für den Moment zu gross.

Arthur Cabral: 10/12 Spiele, 5x Startelf, 2G, 1A

Basels 14-Millionen-Abgang Arthur Cabral hat es bei der Fiorentina nicht direkt geschafft, den abgewanderten Superstar Dusan Vlahovic zu ersetzen. Mit Krzysztof Piatek hat der Brasilianer bei seinem neuen Verein aber auch einen starken Konkurrenten im Team, für den Milan immerhin einst 35 Millionen bezahlt hat. Cabral stand in vier der letzten fünf Partien in der Startelf, sein bisheriges Highlight für „La Viola“ war ein traumhaftes Solotor gegen Napoli. Für die aktuell siebtplatzierte Fiorentina geht es noch um den Einzug in den Europapokal – will sie dieses Ziel erreichen, ist sie auf weitere gute Leistungen Cabrals angewiesen.

Edon Zhegrova: 9/15 Spiele, 3x Startelf, 2G, 1A

Zhegrova durfte in den letzten drei Ligue-1-Spielen von Beginn an ran, er ersetzte dabei den kranken und danach gesperrten Routinier Burak Yilmaz. Der Kosovare feierte zudem im Achtelfinal-Hinspiel gegen Chelsea sein Champions-League-Debüt. Mit mässigen Resultaten in der Rückrunde steht Lille in der Liga auf einem enttäuschenden 9. Rang, sechs Punkte hinter dem letzten Europapokalplatz. Bei nur 42 Toren in 34 Spielen in dieser Ligue-1-Saison wird Lille offensiv weiter tüfteln müssen, Chancen für Zhegrova dürften sich daher einige ergeben. Wie es aussieht, wenn er zu Höchstform aufläuft, haben die Lille-Fans ebenfalls bereits gesehen: Gegen Angers erzielte er ein Zhegrova-typisches Traumtor aus der Distanz.

Eray Cömert: 7/11 Spiele, 4x Startelf, 0G/A

Eray Cömert wechselte im Winter zu Valencia, einer spanischen Topadresse. Die Konkurrenz ist erwartungsgemäss gross, in der Rangordnung steht er unter anderem hinter seinem ehemaligen Basler Innenverteidiger-Kollegen Omar Alderete. Valencia spielt trotz Silbermedaille in der Copa Del Rey eine mässige Saison, der 10. Tabellenplatz genügt den Ansprüchen nicht. Cömert konnte bislang noch nicht dazu beitragen, dass das Schiff wieder auf Kurs kommt – auch wenn er bei seinen vier Startelfeinsätzen zumeist einen soliden Eindruck hinterliess.

Jean-Pierre Nsame: 10/11 Spiele, 1x Startelf, 0G, 1A

Nsame verzeichnete am letzten Wochenende mit einem Assist gegen Atalanta Bergamo seine erste Torbeteiligung im Trikot von Venezia. Doch ebendieses edle Trikot, auf das es vor der Saison einen regelrechten Ansturm von Fussballfans aus aller Welt gab, war in dieser Spielzeit oft das schönste am Spiel der Venezier – mit nur 22 Punkten und 21 Toren in 33 Spielen sind sie aktuell Tabellenletzter. Auch Wintertransfer Nsame konnte nicht den gewünschten Einfluss nehmen und stand erst ein einziges Mal in der Startelf. Für den 28-Jährigen könnte das Abenteuer Serie A also nach nur einem halben Jahr schon wieder vorbei sein, im Falle eines Abstiegs wird er nämlich zu YB zurückkehren.

Grejohn Kyei: 11/12 Spiele, 4x Startelf, 0G, 1A

Ein Stürmer ohne Tor nach 11 Einsätzen ist selten ein gutes Zeichen, schon gar nicht für ein Team im Abstiegskampf. Grejohn Kyeis Clermont Foot hat vier Spieltage vor Schluss nur zwei Punkte Vorsprung auf den Barrageplatz, ist aktuell aber immerhin seit drei Spielen unbesiegt. Der ex-Servette-Angreifer startete in dieser Periode zweimal und steuerte beim 1:1 in Metz seine erste Vorlage bei. Die von ihm erhoffte Feuerpower konnte der Franzose dem Aufsteiger aber nicht verleihen. Erschwerend kommt für Kyei hinzu, dass Clermonts Sturmzentrum mit Überflieger Mohamed Bayo (12 Tore) bereits gut besetzt ist.

Cameron Puertas: 7/13 Spiele, 1x Startelf, 0G/A

Cameron Puertas‘ Union Saint-Gilloise steht kurz davor, in Belgien als Aufsteiger sensationell Meister zu werden. Ein 3:1-Erfolg gegen Anderlecht am vergangenen Wochenende war ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Titel. Puertas stand in jenem Spiel aber nicht im Kader, er kommt bei seinem neuen Verein noch kaum zum Zug. Erst einmal stand der technisch versierte, durchsetzungsstarke zentrale Mittelfeldspieler von Beginn an auf dem Platz – und wurde zur Pause wieder ausgewechselt. Puertas ist ein gutes Beispiel dafür, dass man zwar in der Super League überragen kann, es aber trotzdem nicht sicher ist, dass man sich in Belgien durchsetzt. Dass ihm in der neuen Saison der Durchbruch gelingt, darf ihm aber zugetraut werden – das Potential bringt Puertas ohne Zweifel mit.

Thody Élie Youan: 4/10 Spiele, 0x Startelf, 0G/A

Dem FC St. Gallen läuft es seit der Winterpause hervorragend, doch Thody Élie Youan dürfte in Belgien kaum ähnliche Glücksgefühle empfinden. Bei seinem neuen Klub KV Mechelen stand er noch nie in der Startelf. Auch weil er zwischenzeitlich erkrankt war, kommt der Franzose auf gesamthaft gerademal 35 Einsatzminuten. Mechelen spielt in Belgien in der zweithöchsten Gruppe der Playoffs, also nicht mehr um den Meistertitel aber immerhin noch um die Qualifikation für die Conference League. Ob Youan angesichts des Höhenflugs seiner St.Galler Kollegen erste Zweifel kommen?

Gabriel Barès: 0/12 Spiele

Das hat er sich anders vorgestellt: Gabriel Barès, im Winter von Lausanne zu Montpellier gewechselt, stand für seinen neuen Arbeitgeber noch keine Sekunde auf dem Platz. Zuletzt fehlte der elegante Mittelfeldspieler gar viermal in Serie komplett im Kader der Südfranzosen und half dafür der 2. Mannschaft in der vierthöchsten Liga aus. Für den Schweizer U21-Nationalspieler drängt sich im Sommer wohl die Frage nach einer Leihe auf, denn noch einmal eine Halbserie ohne Profieinsatz kann sich Barès nicht erlauben.

So schlagen sich die weiteren Abgänge:

  • Afimico Pululu bei Greuther Fürth: 7 Einsätze, 0 G/A
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  • Christopher Martins Pereira bei Spartak Moskau: 8 Einsätze, 1G, 1A
  • Toti Gomes bei den Wolves: 2 Einsätze, 0G/A
  • Leonardo Campana bei Inter Miami: 9 Einsätze, 6G, 1A
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