Aktualisiert: 22. Feb. 2022
In der zweitklassigen Challenge League tummeln sich zahlreiche vielversprechende junge Spieler, die ihre ersten Schritte im Profifussball unternehmen. Wir haben 5 Talente herausgesucht, die es in diesem Frühling auf dem Zettel zu haben gilt.
Daniel Dos Santos (19), FC Thun
In der Rückrunde der letzten Saison betrat Dos Santos erstmals die Challenge-League-Bühne. Für seinen Heimatverein Thun erzielte der offensive Mittelfeldspieler bald schon seine ersten Tore und spielte sich rasch in der Equipe von Carlos Bernegger fest. Heute ist Dos Santos gesetzt und mit 19 Jahren ein Schlüsselspieler in der Offensive der Berner Oberländer. Der portugiesisch-schweizerische Doppelbürger zeichnet sich durch eine starke Technik, tolle Übersicht und eine ansteckende Spielfreude aus. Dos Santos tritt unbekümmert auf, ist frech im Eins-gegen-Eins und unberechenbar mit dem Ball in den eigenen Füssen. Kurzum: Er hat das gesamte Paket, das einen Unterschiedsspieler ausmacht.
Am besten zur Entfaltung kommt er hinter den Spitzen. Von dort aus kann er mit feinen Zuspielen und intuitiven Einzelaktionen seine Mitspieler in Szene setzen oder selber in den Strafraum eindringen. 4 Treffer und 2 Vorlagen hat er in dieser Rolle in der laufenden Saison gesammelt. Dos Santos ist kein Highspeed-Angreifer, sondern strömt Eleganz und Spielintelligenz aus. Sein Weg dürfte über kurz oder lang zu einem grösseren Verein führen, vielleicht sogar schon im Sommer. Auch beim Verband ist Dos Santos ein Thema. Seine rasante Entwicklung hat den SFV überrascht, der ihn zuvor nie für die U-Nationalteams aufgeboten hatte. Zuletzt gab es aber bereits Annäherungsversuche von U21-Nati-Coach Lustrinelli, der den Ballzauberer im November auf die Piquet-Liste gesetzt hat.
Sayfallah Ltaief (21), FC Winterthur
Er musste sich lange gedulden, doch unter dem neuen FCW-Trainer Alex Frei ist Ltaief plötzlich gesetzt. Der Flügelstürmer begeistert die Zuschauer mit hohem Tempo und Explosivität, unglaublicher Spielfreude und einer bemerkenswerten Dribbelstärke. Zuzusehen, wie der ehemalige FCZ-Academy-Spieler seine Gegenspieler im Stile eines brasilianischen Strassenfussballers vernascht und sich im Rücken der Abwehr Mal um Mal davonstiehlt, macht grossen Spass. Dieser Ansicht scheint auch Frei zu sein, der Lateif mehr Vertrauen schenkt als sein Vorgänger Ralf Loose und ihn zuletzt dreimal in Folge für die Startelf nominierte. Sein unverkennbarer Spielstil, voller Spiellust, Elan und Unbekümmertheit, macht ihn zu einem Liebling des Winterthurer Publikums.
An guten Tagen ist Ltaief für seine Gegenspieler kaum zu verteidigen, zu spritzig und zu dynamisch kann er aufspielen. Was ihm aber noch fehlt, ist das konsequente Verwandeln seiner typischen spektakulären Einzelaktionen in handfeste Scorerpunkte. Erst ein Treffer ist ihm in dieser Saison geglückt, was aber auch daran liegt, dass er unter Loose meist erst in der Schlussphase eingewechselt wurde. Kann Ltaief nun unter Frei den nächsten Schritt machen und vor dem Tor an Reife hinzugewinnen, dürfte er nicht mehr lange in Winterthur zu halten sein. Ähnlich wie Dos Santos, flog auch der Winti-Trickser lange unter dem Radar des SFV. Ltaief, gebürtiger Zürcher mit tunesischen Wurzeln, ist in der Heimat seiner Eltern begehrt. Es würde nicht schaden, wenn Lustrinelli bald einmal zum Hörer greifen würde.
Randy Schneider (20), FC Aarau
Schneider bestreitet seine zweite Saison auf dem Brügglifeld, nachdem ihn der FCA im Sommer nach einem Leihjahr fix von den Grasshoppers übernommen hat. Seit einigen Monaten ist er nicht mehr aus Stephan Kellers Mannschaft wegzudenken, gerade in den letzten Wochen hat Schneider eine enorme Leistungssteigerung hingelegt. Der offensive Mittelfeldspieler bringt ein ähnliches Profil wie Dos Santos mit: Ballsicher, wendig, kreativ. Als Zehner hinter der Spitze zieht er das Offensivspiel des FCA auf, sucht, kreiert und stösst in Lücken vor oder wagt den Abschluss aus der Distanz. Schneider bringt ein Überraschungselement in den Aarauer Angriff ein, seine Körpertäuschungen, Dribblings auf engstem Raum und feinen technischen Einlagen sorgen immer wieder für Wow-Effekte.
Während ihm in seiner Premierensaison selten Entscheidendes gelang, trifft und assistiert er in dieser Spielzeit fleissig. In den letzten 3 Partien registrierte Schneider starke 3 Scorerpunkte (2 Tore, 1 Vorlage) und war so elementar am erfolgreichen Rückrundenauftakt der Rüebliländer und der eindrücklichen Untermauerung ihrer Aufstiegsambitionen beteiligt. Insgesamt steht er nach 15 Liga-Einsätzen bei 4 Treffern und 2 Assists, eine gute Quote für einen offensiven Mittelfeldspieler. Seit der U16 durchlief Schneider, der überdies auch den philippinischen Pass besitzt, sämtliche Schweizer Nachwuchsauswahlen – einzig für die U21 hat es noch nicht gereicht. Das dürfte sich aber bald ändern, für die März-Spiele hat er in seiner aktuellen Verfassung gute Karten, mindestens auf Abruf nominiert zu werden.
Yannick Toure (21), FC Wil
Toure wird sein einigen Jahren zu den grössten Schweizer Sturmtalenten gezählt. Physisch robust, schnell, abschlussstark: Der ehemalige YB-Junior bringt ein aufregendes Gesamtpaket mit, das er in dieser Rückrunde nun erstmals auf Profilevel zeigen darf. Im Sommer holten ihn die Young Boys aus dem Nachwuchs von Newcastle United zurück und stellten ihm einen Kaderplatz in der 1. Mannschaft in Aussicht. Bis anhin reichte es allerdings nur zu einem einzigen Kurzeinsatz in der Super League, sonst ging Toure für die U21 in der Promotion League auf Torejagd (7 Treffer in 12 Partien). Für das kommende halbe Jahr verdient der Mittelstürmer seine Sporen nun leihweise beim FC Wil ab, wo er auf Anhieb Eindruck hinterlassen hat.
In seinen ersten 4 Auftritten in der Challenge League erzielte er bereits 2 Treffer, einen per Kopf und einen per Dropkick. Einen besseren Einstand hätte man sich kaum ausmalen können. Mit seiner unbequemen Art, dem bulligen Körper und dem grossen Bewegungsradius im und um den Sechzehner, ist Toure für die gegnerischen Verteidiger ein steter Unruheherd. Gemeinsam mit den „jungen Wilden“ des FC Wil, etwa dem explosiven Josias Lukembila oder dem technisch beschlagenen Sofian Bahloul, bildet die YB-Leihgabe einen hochspannenden Offensivdreizack. Auch die Berner dürften an Toures starkem Einstand ihre Freude haben, bei entsprechender Entwicklung könnte der frühere Schweizer Nachwuchsinternationale in der neuen Saison eine Rolle spielen.
Mischa Eberhard (19), Yverdon-Sport
Auch Eberhard entstammt der Nachwuchsabteilung des BSC Young Boys und auch er ist in diesem Jahr leihweise in der zweiten Liga unterwegs. Seit letztem Sommer schnürt er seine Schuhe für Aufsteiger Yverdon-Sport, wo er sich sofort einen Stammplatz im Mittelfeldzentrum erobern konnte. Technisch versiert, mit toller Übersicht und eindrücklichem Spielverständnis ausgestattet, hat er sich in Kürze zu einem der vielversprechendsten Mittelfeldspieler der Challenge League entwickelt. Neben seinen grossen spielerischen Qualitäten, bringt Eberhard auch viel Fleiss und Biss mit, ist präsent in den Zweikämpfen und gefällt durch Handlungsschnelligkeit.
Auch offensiv versteht er es immer wieder, Nadelstiche zu setzen. Starke 6 Scorerpunkte (2 Tore, 4 Vorlagen) sind ihm in dieser Saison bereits geglückt. Eine grosse Waffe sind zudem Eberhards Standards, sein feines Füsschen ist bei Ecken und Freistössen sehr gefragt. Der gebürtige Solothurner bringt ein ausserordentliches Gesamtpaket mit und hat sich schon mit 19 Jahren in die Notizblöcke zahlreicher Scouts gespielt. Seine unmittelbare Zukunft liegt ab Sommer aber wieder in Bern: YB hat Gefallen an seiner starken Entwicklung und dürfte ihn für die kommende Saison fix ins Profikader aufnehmen, wo er die durch den Aebischer-Abgang entstandene Lücke vielleicht schon bald eigenhändig schliessen wird.
Weitere Spieler, die man im Frühjahr auf dem Zettel haben sollte:
- Yvan Alounga (19), FC Schaffhausen
- Burak Alili (18), Xamax
- Marc-Fred Tsoungui (19), SLO
- Carmine Chiappetta (18), Winterthur
- Fabio Saiz (20), Xamax
- Breston Malula (21), Yverdon-Sport