Transfer Review: Neue Angreifer in der Super League

Das Sommer-Transferfenster ist in vollem Gange. Die 12 Super-League-Vereine verstärken sich laufend mit neuen Spielern. In unserer Serie Transfer Review stellen wir ausgewählte Neuzugänge genauer vor.

Kaum ein Profil ist auf dem Transfermarkt so gefragt wie jenes des „Torgaranten“. Der ominöse „15-Tore-Mann“ wird von jedem Verein gesucht. Jeden Sommer beginnt die Jagd nach einem solchen Angreifer von vorne. Oft bedienen sich die Super-League-Vereine dabei im Ausland und lotsen vielversprechende junge Angreifer in die Schweiz – in der Hoffnung, sie hier zum Aufblühen zu bringen.

Auch in diesem Transferfenster haben sich gewisse Klubs bereits mit einem Angreifer aus dem Ausland verstärkt. Namentlich YB, Basel, St.Gallen, Luzern und Servette. Wer sind diese neuen Spieler – und was dürfen die Fans erwarten?

Der idealtpyische YB-Mittelstürmer

BSC Young Boys: Silvère Ganvoula (27) – vom VfL Bochum

Die Young Boys hatten in den letzten Jahren stets ein gutes Händchen für Mittelstürmer. Hoarau, Nsame, Siebatcheu, Kanga und Itten haben allesamt eingeschlagen und die Liga dominiert. Sie alle zeichnen sich durch ihre physischen Vorteile aus – Grösse, Wucht, Kraft. Auch Silvère Ganvoula passt in dieses Raster und kommt damit dem prototypischen YB-Neuner sehr nahe. Der kongolesische Nationalstürmer misst 1,91m und wiegt 90kg, ist aber dennoch relativ schnell. Damit ähnelt er ein wenig Wilfried Kanga, der ebenfalls Körperlichkeit mit Athletik und Explosivität kombiniert.

Ganvoula stand seit 2018 beim VfL Bochum unter Vertrag und stieg mit dem Ruhrpott-Verein vor zwei Jahren in die Bundesliga auf. In der deutschen Bel-Etage spielte er jedoch nur eine untergeordnete Rolle, nachdem er in den Vorsaisons in der 2. Bundesliga in 78 Einsätzen noch 30 Scorerpunkte (20 Tore, 10 Vorlagen) sammeln konnte. In Bern will er nach einer schwierigen Zeit nun wieder in die Spur finden – und passt auch damit ideal ins YB-Raster. Das Wankdorf hat sich in den letzten Jahren immer wieder als Sprungbrett für ins Stocken geratene Karrieren erwiesen. Es sollte niemanden wundern, wenn auch Ganvoula in den Super-League-Strafräumen ganz im Stile des klassischen YB-Stürmers für Angst und Schrecken sorgt.

Ein langer Skandinavier für Zeidlers Tempo-Fussball

FC St.Gallen: Nikolaj Möller (20) – vom FC Arsenal

Der FCSG verliess sich in der letzten Saison auf die Tore des Duos Latte Lath / Guillemenot. Bei beiden Spielern ist jedoch davon auszugehen, dass sie nicht mehr für die Espen auflaufen werden. Ergo müssen neue Kräfte her. Einer, der zumindest einen Teil der Scorerlast tragen soll, ist Neuzugang Nikolaj Möller. Der junge Schwede wechselt vom FC Arsenal in die Ostschweiz, hat die letzten eineinhalb Jahre aber bereits leihweise in der 2. Liga Hollands beim FC Den Bosch (7 Tore in 35 Einsätzen) verbracht. Der U20-Nationalspieler bringt interessante rohe Anlagen mit, die ihn mit der nötigen Schleifarbeit zu einem echten Juwel für den FCSG werden lassen könnten.

Das Erste, was bei Möller ins Auge sticht, ist seine Erscheinung: Der Youngster ist 1,94m gross, hat lange Beine und wehende blonde Haare. Seine Körperkonstitution erinnert sehr an einen anderen St.Galler Stürmer – Fabian Schubert. Im Gegensatz zum Österreicher wirkt Möller aber trotz seiner Grösse relativ elegant und grazil, technisch bewegt er sich auf hohem Niveau und ist auch immer wieder für ein Kabinettstückchen gut. Gerade mit dem Rücken zum Tor als Wandspieler bringt der Schwede dank seiner Robustheit grosse Qualitäten mit, kann dank seiner feinen fussballerischen Klinge aber auch spielerischen Mehrwert beitragen. In Kombination mit solidem Tempo und guten Bewegungen in der Box bringt er ein Profil mit, das den FCSG variabler macht. Viele junge Spieler sind in den vergangenen Jahren in St.Gallen explodiert – Möller könnte der nächste sein.

Ein Torschützenkönig aus Belgien als lang ersehnter neuer FCB-Knipser?

FC Basel: Thierno Barry (20) – vom SK Beveren

Seit dem Abgang von Arthur Cabral ist der FC Basel auf der Suche nach einem echten Knipser im Sturmzentrum. Zeki Amdouni erzielte in der letzten Saison zwar viele Tore, ist jedoch kein klassischer Mittelstürmer und könnte den Verein darüber hinaus in diesem Sommer verlassen. Sein Sturmpartner Andi Zeqiri schoss freilich ebenfalls einige Treffer, konnte während seinem Leihjahr in Basel aber nie zu einer wirklich prägenden Figur aufsteigen. Deshalb war klar: In diesem Sommer muss eine neue Nummer 9 her – am besten mit eingebauter Torgarantie. Die Verantwortlichen entschieden sich für den jungen Franzosen Thierno Barry, der in der abgelaufenen Saison in der 2. Liga Belgiens für Furore gesorgt hatte. Der 1,95m grosse Angreifer errang in seinem allerersten Profi-Jahr direkt die Torschützenkrone mit 20 Treffern und machte sich unter Scouts aus ganz Europa einen Namen. Der FCB legte Berichten zufolge rund 3 Millionen auf den Tisch – und machte ihn damit zum neuen Rekordabgang des SK Beveren.

Was Barry so speziell macht, ist eine besondere Kombination aus Athletik und Spielstil: Trotz seiner Grösse und seinem schlaksigen Körperbau ist er nämlich sehr schnell und explosiv. Er kann somit nicht nur als Zielspieler eingesetzt werden, sondern kann auch aus der Tiefe kommen. Das macht ihn für dem Gegner sehr schwer einzuschätzen. Darüber hinaus ist Barry technisch sehr versiert, kann den Ball auch in engen Räumen behaupten und so auch spielerisch zur Chancenkreation beitragen. Addiert man seinen guten Riecher im Strafraum und seine Fähigkeiten im Kopfballspiel dazu, erhält man einen hochinteressanten Angreifer, der in jungen Jahren bereits ein facettenreiches Profil mitbringt. Gut möglich, dass er die Super League im Sturm erobern wird.

Ein Schweizer, der erstmals Bekanntschaft mit der Super League schliesst

FC Luzern: Kevin Spadanuda (26) – von AC Ajaccio

Kevin Spadanuda ist in der Schweizer Fussballwelt kein Unbekannter. Der Flügelstürmer aus Bülach sorgte in den vergangenen Jahren in der Challenge League in Diensten des FC Aarau für Furore. In der Saison 2021/22 schwang er sich mit 18 Toren und 6 Vorlagen zum vielleicht besten Spieler der Liga auf. Viele erwarteten daraufhin den Schritt in die Super League – stattdessen schloss sich Spadanuda Ligue-1-Aufsteiger Ajaccio an. In Korsika erlebte er die glamouröse internationale Fussballwelt aus der Nähe, spielte gegen PSG, Lyon und Lille. Oftmals gar von Anfang an, dank seiner Geschwindigkeit und seiner Dynamik genoss er bei Trainer Olivier Pantaloni ein gutes Standing. Sportlich war der Schritt aus der Challenge League dann aber vielleicht doch ein bisschen zu gross – ein Tor wollte Spadanuda während seinem Jahr in Frankreich nicht gelingen.

Nun wechselt er zurück in die Schweiz, mit dem Ziel, sich an der nationalen Spitze zu etablieren. Die Fähigkeiten dazu bringt er zweifellos mit. Neben seinen angesprochenen athletischen Qualitäten gefällt Spadanuda mit technischer Klasse, Spielwitz und ist dazu auch beidfüssig abschlussstark. Spieler mit einem solchen Profil versprechen Tempo, Flair und Tore – Eigenschaften, die auf dem Markt unglaublich nachgefragt sind. Der FC Luzern hat mit Spadanuda einen kleinen Transfercoup gelandet. Für ihn ist der Wechsel in die Super League nun auch die Chance, sich endlich in der höchsten Liga einen Namen zu machen. Und so auch der ganzen Fussballschweiz zu beweisen, dass sein Transfer in die Ligue 1 kein Zufall war, sondern dass er das Zeug dazu hat, auf höherem Level den Unterschied auszumachen.

Danish Dynamite in Genf

Servette FC: Alexander Lyng (18) – vom FC Helsingör

Einen der bisher interessantesten Transfers des Sommers hat klammheimlich Vizemeister Servette eingetütet. Aus der 2. Liga Dänemarks stösst der talentierte Angreifer Alexander Lyng zu den Genfern. Der 18-Jährige hat gerade seine allererste vollständige Saison im Profifussball absolviert – und dabei für ordentlich Aufsehen gesorgt. Für seinen Jugendverein Helsingör registrierte er in 32 Partien starke 11 Tore und 2 Vorlagen. Damit schwang sich Lyng nicht nur zum besten Torschützen seiner Mannschaft auf, sondern auch zu einem kleinen Shootingstar im dänischen Fussball. Dass Servette das Rennen um ihn gewonnen hat, spricht für die Genfer und ihren Ruf als Entwicklungsverein.

Der dänische U19-Nationalspieler bringt tolle Anlagen mit: Lyng ist in der Offensive variabel einsetzbar, kann über den rechten Flügel kommen oder in der Spitze auflaufen. Daneben ist er wendig und spritzig. Auch technisch verfügt er über grosse Qualitäten, ausserdem über einen starken rechten Fuss. Was ebenfalls ins Auge sticht, ist die Entschlossenheit und Selbstverständlichkeit, mit der er seine Tore erzielt. Das zeugt von grosser mentaler Reife, die für sein Alter aussergewöhnlich ist. Lyng dürfte nicht Servettes einziger Neuzugang im Angriff bleiben, im Kampf um eine europäische Gruppenphase täte den Genfern zusätzliche Kadertiefe definitiv gut. Trotz der Konkurrenz von Stevanovic, Pflücke, Fofana und co. und potentiellen weiteren neuen Spielern im Sturm, ist Lyng bereits in der kommenden Saison eine Rolle in der Offensive der Genfer zuzutrauen. Immerhin hat er in Dänemark ja bereits bewiesen, ein Schnellstarter zu sein.

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