Mit zwei Treffern warf er den FCZ beinahe im Alleingang aus dem Cup: Der Kamerunische Stürmer Steve Beleck schoss seinen Klub Yverdon-Sport zum ersten Mal seit knapp 20 Jahren wieder ins Viertelfinale des Schweizer Cups. Aber wer ist der unbekannte Held des Challenge-League-Aufsteigers überhaupt?
Steve Beleck, 28-jährig, wechselte in diesem Sommer nach einem halben Jahr der Vereinslosigkeit ablösefrei zum frisch in die Challenge League aufgestiegenen Traditionsverein aus Yverdon-les-Bains. Die Waadtländer sind in diesem Frühling nach zehn Jahren im Amateurfussball auf die Bühne des Schweizer Profifussballs zurückgekehrt. Mit einem finanzkräftigen Investor im Rücken und einer klaren Strategie im Kopf, will sich die Equipe von Uli Forte, der kurz nach dem Saisonstart das Ruder des geschassten Aufstiegstrainers Jean-Michel Aeby übernahm, in der Challenge League etablieren.
Ein Weltenbummler macht in der Schweiz Halt
Dabei mithelfen soll auch Steve Beleck. Der in Yaoundé geborene Stürmer ist einer von 16 Zugängen, die vor dieser Spielzeit ihren Weg nach Yverdon gefunden haben. Gemeinsam mit Koro Koné (32, von Servette) und Shkelqim Vladi (21, von YB) ist Beleck nun für die Tore beim Aufsteiger verantwortlich. Für ihn ist das Engagement in der Schweiz eine grosse Chance. Denn seine Karriere, die eigentlich einst vielversprechend begonnen hatte, ist in den letzten Jahren arg ins Stocken geraten. Als Weltenbummler zog Beleck von Land zu Land und von Liga zu Liga, ohne jemals irgendwo wirklich Wurzeln geschlagen zu haben – Yverdon-Sport ist bereits sein 17. Verein.
Zuletzt lief Beleck in der zweiten rumänischen Liga für Petrolul auf, davor war er bereits in Italien, Belgien, England, Griechenland Ungarn und der Türkei angestellt. Die Namen seiner ehemaligen Arbeitgeber reichen von wenig klangvollen Klubs wie Catania Calcio oder Ümraniyespor zu respektablen Adressen wie Udinese, AEK Athen, Watford oder AC Florenz. Udinese lockte den damals 17-jährigen Angreifer 2010 in den eigenen Nachwuchs, verlieh ihn aber kreuz und quer durch ganz Europa – genau gleich erging es Beleck später auch in Florenz. In insgesamt sieben Jahren (!) als per Vertrag angestelltem Spieler dieser beiden Vereine, bestritt der Kameruner keine einzige Sekunde professionellen Fussballs für die zwei Klubs. Entweder, weil er als Leihspieler die Saison bei einem anderen Team verbrachte, oder weil er schlicht in die Reserve verschoben wurde.
Spiel des Lebens gegen den FCZ
Für Beleck ist das Engagement in der Challenge League also ein Segen. Yverdon stattete ihn mit einem Arbeitspapier bis 2023 aus und bietet ihm in einem ruhigen, professionellem Umfeld ernsthafte Perspektiven. Am 10. Spieltag erzielte der bullige Stürmer beim 3:0-Sieg gegen den FC Wil seinen ersten Liga-Treffer für YS, war bis anhin aber vor allem als Joker im Einsatz. Denn: Nach seiner vereinslosen Periode brauchte er eine ganze Weile, um sich körperlich wieder auf ein gutes Level zu bringen. „Ich war physisch nicht bereit, als ich hier angekommen bin“, liess er gegenüber dem Blick verlauten.
Im Achtelfinale des Schweizer Cups erhielt Beleck von Uli Forte erst zum zweiten Mal in dieser Saison eine Startelfnomination – und dankte es seinem Trainer mit dem Spiel seines Lebens. Gegen den grossen Favoriten aus Zürich erzielte er zwei Treffer, ehe es beim Stande von 2:2 ins Elfmeterschiessen ging. Und auch dort bewies er seinen Killerinstinkt, in einem verrückten Shoot-Out musste Beleck zweimal antreten – und verwertete seine beiden Versuche äusserst souverän. Am Ende setzte sich der aufopferungsvoll kämpfende Underdog mit 11:10 nach Penalties durch und stiess zum ersten Mal seit gut 20 Jahren wieder ins Viertelfinale vor. Einen beträchtlichen Anteil an diesem Erfolg fällt Beleck zu, der das Cup-Märchen mit seinen Toren erst möglich gemacht hat.
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Für Beleck könnte die Partie gegen den FCZ zu einem Wendepunkt in seiner bis dato unglücklich verlaufenen Karriere werden. In 120 Minuten bewies er, über nicht zu bestreitende Qualitäten zu verfügen. Der massige Mittelstürmer verdient sich aufgrund seines Spielstils das Prädikat „Büffel“, er agiert mit enorm viel Power und Wucht. Mit einer Körpergrösse von 1,88m und breiten Schultern, überrollte er als „Panzer“ die Zürcher Abwehr regelrecht. In dieser Verfassung dürfte er auch vor den Challenge League-Abwehrreihen keinen Halt machen.
Yverdon-Sport liess sich mit dem ablösefreien Transfer des Kameruners auf eine Lotterie ein. Eine Garantie, dass er überhaupt das erforderliche Niveau erreichen würde, gab es nicht. Doch die Scoutingabteilung musste von seinen tollen physischen Voraussetzungen überzeugt gewesen sein – und wurde nun mit einer Glanzleistung des Neuzugangs im Cup belohnt. Eines ist nach diesem denkwürdigen Erfolg der Waadtländer klar: Steve Beleck findet bereits jetzt Eingang in die Annalen der Klubgeschichte.