Wie sehr ist die Nati von YB und Basel abhängig?

Gastbeitrag von KMediaDer Erfolg der Nati und die stete Teilnahme an Endrunden sind nicht dem Zufall geschuldet. Der SFV verfolgt ein wirkungsvolles Ausbildungskonzept, mit den zwei grossen Schweizer Vereinen als Speerspitze. Dabei stellt sich mittlerweile die Frage: Ist die Nati von den Young Boys und dem FC Basel abhängig?

Wer war nicht euphorisiert über den historischen Sieg gegen Frankreich im diesjährigen EM-Achtelfinal? Wer erfreute sich nicht an den erfolgreichen und beeindruckeden Qualifikationskampagnen, die die Schweiz für die WM 2018 oder die EURO 2020 gespielt hat? Die grossen Erfolge der letzten Jahre, der grösste davon natürlich das Erreichen des EM-Viertelfinals, sind ein Verdienst der Schweizer Vereine und des Ausbildungssystems des Schweizer Fussballverbandes. Seit Jahren setzen viele Mannschaften in der Super League und in den unteren Ligen konsequent auf junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Einige Vereine, wie St. Gallen und Lausanne-Sport, haben dieses Modell gar zu ihrem Markenzeichen und ihrer Geschäftsidee gemacht.

Basel und YB als Königsmacher

Lange Zeit galt der FCB nicht nur als das grösste Aushängeschild der Liga, sondern auch der Nationalmannschaft. In der Blütezeit der goldenen Generation um Xhaka, Shaqiri und Sommer hatten bereits mehr als die Hälfte der nominierten Nationalspieler für die Basler gespielt. Im Laufe der Jahre hat sich der FCB daran gewöhnt, jede Saison einen neuen Spieler und damit auch einen zukünftigen Star hervorzubringen. Das war bis zum letzten Meistertitel des Klubs im Jahr 2017 und dem Wechsel des Eigentümers der Fall. Seitdem haben nur noch Eray Cömert, Albian Ajeti, Cedric Itten und seit kurzem Toptalent Noah Okafor in die Nationalmannschaft hineingeschnuppert. Allesamt haben noch keine tragende Rolle eingenommen – wobei das Okafor am meisten zugetraut werden darf.

Wie der FCB in seiner Blütezeit, wurde in den letzten Jahren auch der BSC Young Boys immer wichtiger für die Schweizer Nati. Erfolg für einen Vereinen bedeutet auch mehr Medienpräsenz und gesteigerte nationale Anerkennung. Die Berner sind nicht nur zum neuen Serienmeister der Super League aufgestiegen, sondern haben auch den FC Basel in ihrer Bedeutung für die Nati überholt. Das zeigt sich anhand des harten Kerns der aktuellen Schweizer Mannschaft: Mit Christian Fassnacht, Michel Aebischer, Ulisses Garcia, Cédric Zesiger und David von Balmoos gehören fünf YB-Spieler regelmässig zum Aufgebot.

Zum Vergleich: Beim FCB finden sich mit Eray Cömert, Fabia Frei und (mit Abstrichen) Dan Ndoye gerademal drei Schweizer A-Nationalspieler. Nicht zu vergessen: Denis Zakaria, Kevin Mbabu, Djibril Sow, Jordan Lotomba, Yvon Mvogo und Loris Benito haben allesamt ebenfalls eine YB-Vergangenheit. Darüber hinaus ist das Potenzial für künftige Schweizer Nationalspieler in der Bundeshauptstadt mit Youngstern wie Fabian Rieder, Alexandre Jankewitz, Felix Mambimbi, Yannick Touré oder Aurèle Amenda aktuell deutlich grösser als beim FCB, der unter Degen vermehrt auf ausländische Talente setzt.

Was ist mit dem Rest der Liga?

Die Youngs Boys und der FC Basel sind unbestritten die „Königsmacher“ der Schweizer Nati. Aber was ist mit dem Rest? Welches Potenzial haben die anderen Vereine der Super League? Zugegeben, sie spielen in der Herausbildung von Nationalspielern keine ähnlich grosse Rolle, aber nutzlos sind sie keineswegs. Mehr noch, ohne sie würde es der Schweiz an einigen Toptalenten fehlen. Darunter etwa Kastriot Imeri, der in Yakins aktuellstem Nati-Kader der einzige Super-League-Spieler ausserhalb von YB und Basel ist. Aber auch Becir Omeragic (FCZ) hat bereits Nationalmannschafts-Luft geschnuppert. Dahinter stossen mit Spielern wie Leonidas Stergiou (FCSG) oder Filip Ugrinic (FC Luzern) weitere nach.

Viele gestandene Nati-Spieler kommen tatsächlich aus anderen Klubs, wenn auch nicht in vergeichbarer Zahl, wie der FCB in seinen besten Jahren Nationalspieler produzierte. Bei GC wurden etwa Steven Zuber, Haris Seferovic oder Gregor Kobel hervorgebracht, beim FCZ Ricardo Rodriguez, Nico Elvedi, Josip Drmic oder Admir Mehmedi. Doch damit nicht genug, auch Luzern darf sich Ruben Vargas, Remo Freuler und Jonas Omlin anrechnen lassen, Lausanne-Sport Andi Zeqiri und Dan Ndoye. Dank Imeri darf nun auch Servette hinzugefügt werden, in ihrer Nachwuchsakademie tummelten sich zudem einst Mbabu und Zakaria.

Die nackten Zahlen: Vorteil FCB

Bekanntlich ist nichts aussagekräftiger als eine trockene, knallharte Bilanz. Angesichts der letzten Aufgebote von Vladimir Petkovic und Murat Yakin lässt sich sagen, dass der FC Basel mit insgesamt 15 Spielern an der Spitze bleibt: Sommer, Omlin, Schär, Akanji, Cömert, Lang, Widmer, Xhaka, Frei, Shaqiri, Itten, Ajeti, Embolo, Ndoye und Okafor sind bzw. waren als aktive oder ehemalige FCB-Profis in jüngerer Vergangenheit in der Nati dabei. Dem gegenüber stehen 13 Spieler der Young Boys: von Ballmoos, Mvogo, Mbabu, Zakaria, Sow, Garcia, Fassnacht, Zesiger, Benito, Aebischer, Lauper, Lotomba und Steffen.

Zu beachten gilt, dass Renato Steffen der einzige Spieler ist, der für beide Teams gespielt hat und dass sich in beiden Vereinen eine Vielzahl von ehemaligen GC- oder Servette-Junioren finden. Anzumerken ist auch, dass der FC Basel mit acht Spielern (Sommer, Cömert, Xhaka, Shaqiri, Itten, Ajeti, Embolo und Okafor) der absolute Spitzenreiter in Sachen Talente aus dem eigenen Nachwuchszentrum ist. Wie abhängig ist die Nati also von den beiden Schweizer Schwergewichten? Die Antwort ist in den nackten Zahlen zu finden, und Zahlen lügen nie.

KMedia auf Twitter: https://twitter.com/KMedia_ch

KMedia auf Instagran: https://www.instagram.com/kmedia.ch/

Share the Post: