Barcelona? Florenz? Arsenal? Basels Superstürmer ist heiss umworben – und wird nicht mehr lange in der Schweiz auflaufen. Vielleicht bereits im Winter, aber sicher spätestens im Sommer dürfte Cabral weg sein. Wer könnte ihn ersetzen? Wir haben auf Basis seines Profils eine Kandidatenliste zusammengestellt.
14 Tore in 18 Super League Partien, 5 Tore in 6 Conference League Partien und weitere 8 Tore in 6 Partien auf dem Weg in die europäische Gruppenphase: Arthur Cabrals Treffsicherheit kennt in dieser Saison keine Grenzen. In wettbewerbsübergreifenden 31 Partien war Cabral an unglaublichen 35 Toren direkt beteiligt (27 Treffer, 8 Vorlagen). Der brasilianische Angreifer hatte somit in der Liga und im internationalen Geschäft bei unfassbaren knapp 55% aller Basler Tore seine Füsse mit im Spiel.
Der Lohn für seine herausragenden Auftritte folgte im Herbst, als er erstmals für die brasilianische Nationalmannschaft aufgeboten wurde. Schon bald könnte er sich ausserdem mit einem lukrativen Transfer in eine grosse Liga selbst belohnen. Gefühlt halb Europa soll am Basler Knipser interessiert sein. Wechselt er nicht schon im Januar, dann wohl spätestens im kommenden Sommer. Die Basler Kaderplaner sehen sich nun mit der Aufgabe konfrontiert, einen passenden Ersatz für Cabral zu finden. Wir haben in diesem Artikel selber einige Namen zusammengetragen, die in Frage kommen könnten.
Cabrals Profil
Um passenden Ersatz zu finden, muss zuerst eruiert werden, was für ein Spielertypus Cabral eigentlich ist. Der Brasilianer misst 1,86m, ist physisch stark und technisch versiert. Seine Stärken sind der Torabschluss, die Bewegungen und der Instinkt in der Box, das sog. Link-Up-Play (Einbindung ins Basler Spiel) und die technische Eleganz – trotz körperlicher Wucht. Cabral ist ausserdem gefährlich in der Luft, stark im Eins gegen Eins und bringt eine solide Geschwindigkeit mit, ist aber definitiv kein Highspeed-Angreifer. Schwächen sind allenfalls im Pressing und in der Laufbereitschaft auszumachen.
Auch aus den Daten dieser Saison lässt sich ein ziemlich gutes Bild von Cabral ableiten: In der Super League gibt er von allen Spielern pro Partie am zweitmeisten Schüsse aufs Tor ab (4.04 p/90), mit einer Schussgenauigkeit von 48%. Das zeigt: Cabral ist enorm abschlussfreudig, fackelt nicht lange und sucht schnörkellos den Weg zum Tor. Auch aus der Distanz versucht er sich immer wieder, was in dieser Saison schon zu mehreren herrlichen Weitschusstreffern geführt hat. Kein Spieler in der Schweiz hat in dieser Spielzeit ausserdem so oft wie Cabral einen Kopfball aufs Tor gebracht (21x). Mit 43% erfolgreichen Dribblings in Liga und Conference League unterstreicht er seine technische Klasse, mit durchschnittlich 25 Zweikämpfen pro Partie (35% Erfolgsquote) seine Aggressivität und die Lust an Duellen. Was ebenfalls gesagt werden kann: Cabral spielt effizient, mit 27 Treffern bei 25 Expected Goals hat er seine „erwartbaren“ Torerfolge übertroffen.
Gesucht wird also ein Stürmer, der Physis und Technik vereint, der abschluss- und kopfballstark ist, sowie eiskalt vor dem Tor agiert. Kurzum: Wir suchen den idealen Cabral-Ersatz.
Geographische Aufteilung
Wir haben 12 Stürmer gefunden, die ins Profil passen. Gewisse ähneln Cabral mehr als andere, mindestens grundsätzliche Gemeinsamkeiten sind aber bei allen Kandidaten vorhanden. Bei der Suche haben wir uns auf Spieler im Basler Preissegment beschränkt, niemand weist gemäss Transfermarkt einen höheren Marktwert als 5 Millionen Euro auf. Auch das Alter der Stürmer war beim Ausschlussverfahren entscheidend: Kein Kandidat durfte älter als 25 Jahre sein – im Idealfall besitzen die Spieler nämlich noch grosses Entwicklungs- und Re-Sell-Potential.
Im Folgenden werden die Kandidaten geographisch aufgeteilt. Wir haben vier grobe Regionen bestimmt, in denen sich je drei interessante Stürmer finden: Osteuropa, Westeuropa, Nordeuropa und Südamerika.
1) Osteuropa
Jordy Caicedo (24): ZSKA Sofia, 1,5 Mio
Caicedo soll bereits im Sommer auf dem Radar der Basler aufgetaucht sein. Kein Wunder, denn der Ecuadorianer trumpft in Bulgarien beim ZSKA Sofia gross auf. In insgesamt 48 Partien für den bulgarischen Rekordmeister bringt er es auf starke 26 Tore und 4 Vorlagen. Caicedo misst 1,87m, ist dementsprechend körperlich robust und stark in der Luft. Daneben gefällt er mit Explosivität und Einsatzwille, sucht das Kombinationsspiel und lässt sich immer wieder fallen. Er bringt viel Wucht und Durchschlagskraft mit und verschafft sich so mit seinem Körper und seiner Athletik den nötigen Raum in der Box. Im Winter letzten Jahres aus Brasilien erstmals nach Europa gewechselt, ist Caicedo mittlerweile reif für den nächsten Schritt. Für den FCB könnte er ein ernsthafter Kandidat sein.
Ryan Mmaee (24): Ferencvaros, 1,5 Mio
Der Belgisch-Marokkanische Doppelbürger gehört seit diesem Sommer zu den Shootingstars in Ungarn. Für Ligaprimus Ferencvaros hat der schnelle, dribbelstarke Mittelstürmer in 29 Partien bereits stolze 22 Scorerpunkte erzielt (13 Tore, 9 Vorlagen). In der Champions-League-Quali traf er u.a. auch gegen die Berner Young Boys. Ryan Mmaee ist 1,85m gross, athletisch gebaut und technisch hervorragend ausgebildet. Er bewegt sich sehr schlau in der Box und kann dank seiner fussballerischen Klasse auch aktiv am Spielaufbau und bei der Konstruktion von Torchancen mitwirken. Gerade seine Kombination aus körperlicher Robustheit und Dynamik machen ihn sehr attraktiv. Ähnlich wie Cabral bringt auch Mmaee ein gewisses Flair mit, er ist immer für überraschende Aktionen gut und versprüht viel Spielfreude. In Basel könnte er den nächsten Schritt nehmen und in die Fusstapfen des Brasilianers treten.
Dembo Darboe (23): Soligorsk, 2,5 Mio
Dembo Darboe ist ein weiterer spannender Spieler, der es abseits des grossen Scheinwerferlichts in die Notizbücher der Scouts geschafft hat. Der gambische Torjäger wurde in Weissrussland jüngst zum besten Spieler der Liga ausgezeichnet. Als der überragende Akteur seiner Mannschaft schoss er Soligorsk zum zweiten Meistertitel in Serie. Darboes Profil ist sehr interessant: Er ist 1,86m gross, physisch stark, explosiv und athletisch. Ähnlich wie Cabral ist er nicht nur Zielspieler, sondern gleichzeitig auch kreatives Herzstück der Offensive. Das beweist er mit vielen Torvorlagen, toller Dribblingquote (51%) und steten Ausflügen auf die Seiten oder ins Mittelfeld, um das Kombinationsspiel anzukurbeln. Der gambische Nationalspieler überzeugt auch in der Box, dank Wucht, Handlungsschnelligkeit und Abschlussstärke ist er vor dem Tor kaum zu verteidigen, er trifft zudem auch gerne aus der Distanz. Darboes Ausbeute für Soligorsk ist phänomenal: 21 Treffer und 15 Vorlagen gelangen ihm 2021 in insgesamt 39 Partien. Klar, die Qualität der weissrussischen Liga ist nicht über alle Zweifel erhaben – dass Darboe grosses Potential besitzt, ist aber dennoch offensichtlich.
2) Westeuropa
Ercan Kara (25): Rapid Wien, 3 Mio
Eine naheliegende Wahl als Cabral-Ersatz ist Rapid Wiens Ercan Kara. Der österreichische Nationalspieler gehört schon länger zu den besten Stürmern der Liga und kann eine tolle Torquote vorweisen. In der letzten Saison erzielte der 1,92m-Hüne wettbewerbsübergreifend 20 Tore und legte 12 weitere auf. Im Gegensatz zu Cabral ist Kara zwar technisch weniger versiert, bringt aber eine vergleichbare Wucht mit. Stark in der Luft, tolle Physis und eiskalt vor dem Tor: Kara ist quasi der Prototyp eines Strafraumstürmers. Ihn aber nur darauf festzunageln, wird seinem breiten Repertoire nicht gerecht. Grosser Teamgedanke, starke Spielübersicht und Cleverness in der Box zeichnen ihn ebenfalls aus. Dass er mit einem Wechsel ins Ausland liebäugelt, ist kein Geheimnis. Aber was spricht überhaupt für den FCB? Vor allem eines: Kara wird von der Degen’schen Berateragentur SBE Management vertreten…
Giacomo Vrioni (23): WSG Tirol, 2 Mio
Ein weiterer Spieler, der in Österreich für Furore sorgt, ist der albanisch-italienische Stürmer Giacomo Vrioni. Vor dieser Saison aus dem Nachwuchs von Juventus ausgeliehen, ist Vrioni bei der WSG Tirol zu einem echten Shootingstar aufgestiegen. Sagenhafte 11 Tore und 4 Vorlagen sind ihm in 15 Auftritten für seinen Leihklub gelungen. Vrioni ist 1,88m gross, schnell und technisch stark. Trotz seiner Physis ist er erstaunlich feinfüssig und wendig. Das Gesamtpaket aus Technik, Durchsetzungskraft, guten Bewegungsabläufen und hohem Tempo ist extrem attraktiv. Egal ob Ziel- oder Konterspieler, Vrioni vereint Stärken beider Stürmertypen auf sich. Der zweifache albanische Nationalspieler dürfte nach dieser Saison kaum im Tirol bleiben. Für den FCB könnte es sich lohnen, bereits einmal bei Juventus anzukopfen.
Simon Banza (25): Famalicão, 2,5 Mio
Mit Simon Banza befindet sich in Portugal ein Spieler, der sehr gut ins gesuchte Profil passen könnte. Seit diesem Sommer leihweise beim FC Famalicão aktiv, sorgt der französisch-kongolesische Doppelbürger für zahlreiche Glanzlichter. Ausgebildet wurde Banza beim RC Lens, in der letzten Spielzeit bestritt er stolze 34 Partien (5 Tore) in der Ligue 1, reichte den klubeigenen Ansprüchen aber nicht mehr. Dabei besitzt der 1,89m grosse Mittelstürmer vielversprechende Anlagen. Banza ist physisch stark, besitzt ein starkes Kopfballspiel und viel Geschwindigkeit. Darüber hinaus gefällt er mit Dynamik, Spielfreude und einem wuchtigen rechten Fuss. Bei Famalicão ist er nun regelrecht explodiert: 11 Treffer und 3 Assists stehen in 14 Partien bereits zu Buche. Banza dürfte mit seinen Leistungen aber auch anderen Vereinen aufgefallen sein. Der FCB wird als Schweizer Vertreter kaum die besten Karten haben.
3) Nordeuropa:
Erik Botheim (21): FK Bodø/Glimt, 600k
Erik Botheim hat sich in diesem Herbst in ganz Europa einen Namen gemacht: In der Conference League gelangen ihm beim historischen 6:1-Sieg über die AS Roma unglaubliche 5 Torbeteiligungen (2 Tore, 3 Vorlagen). Aber nicht nur auf der europäischen Bühne wusste er zu überzeugen. Auch in der norwegischen Eliteserien hat er geglänzt und FK Bodø/Glimt mit 15 Treffern zum zweiten Meistertitel in Serie geführt. Botheim gilt in seiner Heimat als extrem talentiert: Physisch, athletisch, herausragende Technik. Der 1,87m-Mann ist zudem äusserst abgezockt, abschlussfreudig, stark in der Luft und im Dribbling. Kurzum: Botheim wäre wohl der ideale Cabral-Ersatz. Das Problem: Nach seiner starken Entwicklung dürften weitaus grössere Vereine ebenfalls vorstellig werden. Für den FCB wäre es nichts anderes als ein Transfercoup.
Junior Brumado (22): FC Midtjylland, 1 Mio
Brumado sorgt aktuell in Dänemark für Furore. Der brasilianische Mittelstürmer hat nach Anpassungsschwierigkeiten den Tritt im europäischen Fussball gefunden und ist zum besten Torschütze Midtjyllands aufgestiegen. In dieser Spielzeit erzielte er 8 Treffer, könnte aus seinen vielversprechenden Anlagen aber noch bedeutend mehr herausholen. Brumado misst 1,90m und ist dementsprechend körperlich robust. Seine beeindruckende Physis, gepaart mit tollen technischen Fertigkeiten, einem starken rechten Fuss und gutem Gespür in der Box, verleiht ihm ein interessantes Gesamtpaket. Brumado ist noch weit davon entfernt, das „fertige“ Produkt zu sein, in Basel könnte er aber den nächsten Schritt gehen. Für den FCB sollte Brumado definitiv eine Überlegung wert sein.
Joël Piroe (22): Swansea City, 1,5 Mio
Piroe entstammt dem Nachwuchs der PSV Eindhoven und geht seit diesem Sommer in der Championship auf Torejagd. Für Swansea City kommt der kräftige Stürmer in 22 Partien bereits auf 12 Tore und 4 Vorlagen. Der niederländisch-surinamische Doppelbürger zeichnet sich in erster Linie durch seine Durchschlagskraft und seine Power aus. Er ist zwar eher ein Mann fürs Grobe, ist vor dem Tor aber schlicht eine Wucht und scheut sich auch nicht dorthin zu gehen, wo es weh tut. Piroe überzeugt durch Kopfballstärke, Biss, einen guten Riecher und Geradlinigkeit. Immer wieder feuert er auch aus der zweiten Reihe. In der Schweiz würde das 1,85m-Muskelpaket wohl sehr schnell zu einem der besten Stürmer der Liga aufsteigen. Finanzierbar ist der Spieler für den FC Basel aber wohl kaum. Denn der englische Fussball – auch die zweite Liga – ist finanziell längst entrückt.
4) Südamerika
Federico Girotti (22): River Plate, 3,2 Mio
Gemäss Medienberichten aus Argentinien soll sich der FC Basel schon länger mit Girotti beschäftigen. Der 1,90m-grosse Angreifer gilt als talentiert, hat bei seinem Jugendverein River Plate den Sprung zum Leistungsträger aber noch nicht vollends geschafft. In insgesamt 49 Auftritten registrierte Girotti erst 8 Treffer – eine Ausbeute, mit der weder Klub noch Spieler glücklich sind. Daher ist es nachvollziehbar, dass eine Luftveränderung im Raum steht. Eine Ausleihe nach Europa mit anschliessender Kaufoption scheint realistisch. Beim FC Basel könnte Girotti damit den Weg von Cabral gehen, der ebenfalls als talentierter Spieler auf der Suche nach dem Durchbruch in die Schweiz kam. Was bringt der Argentinier mit? Er ist kräftig, explosiv und spielerisch stark, ist in seinem Stil nicht weit von Cabral entfernt. Der FCB und Girotti: Die Affäre könnte bald schon Schwung aufnehmen.
Diego Valencia (21): CD Universidad Catolica, 900k
Diego Valencia hat sich in seiner Heimat Chile als Knipser einen Namen gemacht. In diesem Jahr hat er es gar zum Nationalspieler gebracht. Das 1,85m grosse Kraftpaket hat 2021 für CDUC in 40 Partien 16 Tore erzielt und fiel den europäischen Scouts mit Dynamik, Beweglichkeit und Abschlussstärke ins Auge. Dass sein Weg schon bald über den grossen Teich hinweg führen wird, ist klar. Der FCB würde als erste Station in Europa sicherlich Sinn ergeben. Die Basler hätten mit Valencia einen äusserst kompletten und hochveranlagten Stürmer in den eigenen Reihen. Es ist Zeit, die Südamerika-Connections spielen zu lassen…
Percy Liza (21): Sporting Cristal, 500k
Percy Liza ist so etwas wie die „Wild Card“ unter den südamerikanischen Kandidaten. Der Peruaner ist nach wie vor in seiner Heimat engagiert, gilt dort aber als grosses Versprechen. Liza vereint Kraft und Eleganz, er überzeugt einerseits durch seine Physis, andererseits aber auch durch seine fussballerische Klasse. In 16 Partien gelangen ihm in dieser Saison starke 11 Scorerpunkte (6 Tore, 5 Vorlagen). Noch viel besser als seine Ausbeute ist seine spielerische Qualität: Liza ist temporeich, dribbelstark, unerschrocken und uneigennützig. Auch bei ihm scheint klar, dass der Weg über kurz oder lang nach Europa führen wird. Kann ihn sich der FCB schnappen, wird er ihn in ein paar Jahren in Millionenhöhe weiterverkaufen können.