Wer könnte neuer FCZ-Cheftrainer werden? Eine Kandidatenliste

Bis zum Sommer muss FCZ-Sportchef Milos Malenovic einen neuen Cheftrainer finden. Welche Kandidaten sind auf dem Markt? Und wer würde ins Profil passen? Unsere Kandidatenliste.

Ein Jahr und fast auf den Tag genau vier Monate dauerte die Amtszeit von Bo Henriksen beim FC Zürich. Mitte Februar zog es den Dänen wie zuletzt schon Meistertrainer André Breitenreiter direkt in die Bundesliga. Beim 1. FSV Mainz 05 unterschrieb Henriksen einen Vertrag bis zum Juni 2026 und dürfte damit auch bei einem Abstieg in der kommenden Saison an der Seitenlinie stehen. Da aber wie bei seinen FCZ-Anfängen nun auch bei Mainz die Leistungskurve steil nach oben zeigt, erscheint ein Verbleib in der Bundesliga immer realistischer.

Ein Rückblick

Die Beziehung zwischen dem FC Zürich und Henriksen, sie wirkte gegen Ende wie ein Telefonat zwischen zwei schüchternen Schweizern, bei dem keiner der beiden wirklich auflegen wollte. Schliesslich aber hat Henriksen seine Wechselmöglichkeit erhalten und damit dem FCZ den Entscheid abgenommen, den dieser selbst nicht so recht treffen wollte: Den Dänen bereits frühzeitig von seinen Aufgaben zu entbinden.

Sein fehlendes Commitment seit Saisonstart, ausbleibende Resultate, unattraktive Spielweise und fehlende Umsetzung der Vereinsphilosophie – Gründe gab es viele für eine vorzeitige Trennung. Und weil die beiden Parteien sowieso am Scheideweg standen, hätte man im Rahmen des sportlichen Umbruchs diverse Entscheidungen bereits im Hinblick auf die neue Saison umsetzen können. Konsequent wäre eine Trennung zur Winterpause gewesen, sollte Henriksens Entscheidung zu diesem Zeitpunkt schon festgestanden haben. Weshalb sich die Verhandlungen noch derart lange hinzogen, darüber kann nur gemutmasst werden. Gut möglich, dass die unzureichende Personalpolitik in der Offensive eine Rolle gespielt haben dürfte.

Vertraute Gesichter bis im Sommer

Die beiden Nachfolger Murat Ural und Umberto Romano setzten zwischenzeitlich die von der Sportkommission um Sportchef Milos Malenovic vorgegebene Philosophie konsequent um: Seit der Übernahme von Sascha Milicevic und Ricardo Moniz im Nachwuchs scheint man mit einem 4-2-3-1 bzw. einem offensiven 4-3-3 zu spielen. Zuletzt hat man ausserdem mit Nevio di Giusto, Miguel Reichmuth, Junior Ligue und Selmin Hodza diverse Nachwuchstalente mit langfristigen Verträgen ausgestattet.  Des Weiteren werden auch etliche U19-Spieler bereits mit Jungprofiverträgen für die nächsten drei Jahre an den Stadtclub gebunden.

Zurück zum mittlerweile geschassten Trainerduo Ural-Romano: Da die Punkteausbeute auch unter den beiden Co-Trainern nicht besser wurde, mussten diese inzwischen ihren Spind bereits wieder räumen. Ein weiteres Mal werden dabei die vielen Trainer, die beim FCZ auf der Gehaltsliste stehen, rotiert: Bis im Sommer übernehmen Ricardo Moniz, Johan Vonlanthen und Dorjee Tsawa das Zepter der 1. Mannschaft.

Milos Malenovic ist gefordert: Welche Trainerkandidaten wohl in seinem Notizbuch stehen?

Das FCZ-Trainerprofil

Dieses neuerliche Interims-Duo dürfte im Sommer aber abgelöst und durch einen starken neuen Cheftrainer ersetzt werden. Diesen zu finden, das ist nun die erste grosse Aufgabe von Malenovic. Welche Optionen sind auf dem Markt? Welche würden zum FCZ passen? Bolzplazz stellt 11 potenzielle FCZ-Trainerkandidaten vor:

Die Schweizer-Lösung

Eine mit dem Schweizer Fussball verbandelte Personalie muss für Vereine hierzulande immer erste Priorität haben. Allerdings gibt es aktuell nur drei Namen, die in das Profil passen könnten Und diese sind nicht alle vertragslos. Trotzdem könnte der ein oder andere eine ernsthafte Option sein:

Mauro Lustrinelli: Seit der Übernahme von Milos Malenovic als Sportchef geistert der Name von Mauro Lustrinelli immer wieder durch den Letzigrund. Der ehemalige Schweizer Nationalspieler und Nachwuchs-Nationaltrainer leistet in Thun gute Arbeit und steht mit seiner Mannschaft – gespickt mit Talenten aus dem eigenen Nachwuchs – auf dem Barrage-Platz und duelliert sich mit Sion um den direkten Aufstieg.

Brunello Iacopetta: Iacopetta ist ein junger, unbekannter Trainer, der sich aktuell in der Challenge League einen Namen macht. Trotz geringem Budget und einem sehr tiefen Durchschnittsalter (23.6 Jahre) spielt der FC Wil unter ihm um einen Platz im oberen Mittelfeld mit, in der letzten Saison waren die Ostschweizer zwischenzeitlich gar auf Aufstiegskurs. Seine bevorzugte Formation ist ein offensives 4-3-3, was natürlich perfekt in die neue FCZ-Philosophie passen würde. Ob es im Sommer zu einem Wechsel nach Zürich kommt?

Iacopetta leistet in Wil hervorragende Arbeit. Ist er reif für den Sprung in die Super League?

Thomas Stamm: Im Schweizer Trainerkarussell fällt immer wieder der Name von Thomas Stamm. Der gebürtige Zürcher war lange erfolgreich Trainer der 2. Mannschaft des SC Freiburg und wurde zuletzt auch als möglicher Assistent von Julian Schuster gehandelt, der im Sommer die Nachfolge von Christian Streich antreten wird. Inzwischen wurde aber kommuniziert, dass Stamm den SC Freiburg Ende Saison verlassen wird. Auch er tickt die Boxen «Nachwuchsintegration» und «Viererkette». Er wäre für jeden Schweizer Klub auf Trainersuche eine hochinteressante Option – dürfte aber auch in Deutschland einen Markt haben.

Die Holland-Connection

Milos Malenovic besitzt hervorragende Kontakte nach Holland, phasenweise war er bei Ajax Amsterdam gar für die Transfergeschicke verantwortlich. Auf dem von Canepa bevorzugten Markt an ablösefreien Trainern sind jedenfalls einige spannende Namen dabei, die das gesuchte Profil erfüllen:

Patrick van Leeuwen: Der Niederländer kann auf einige erfolgreiche Jahre als Trainer zurückblicken, nahm mit Shaktar Donetsk, seinem letzten Arbeitgeber, und Maccabi Tel Aviv auch regelmässig am europäischen Geschäft teil. Äusserst bemerkenswert: Bei allen bisherigen Stationen erreichte van Leeuwen einen Schnitt von zwei Punkten pro Spiel. Dass er sogar Erfahrung als Nachwuchskoordinator bei Feyenoord mitbringt, rundet sein perfektes Profil ab. Definitiv ein Name, der auf die Shortlist gehört.

Ruud van Nistelrooy: Die geballte Fachkompetenz von Ruud van Nistelrooy musste der FCZ in der Europa League Saison 22/23 am eigenen Leibe erfahren. Gleich zwei Mal hat die PSV Eindhoven den Zürchern fünf Gegentore eingeschenkt. Vor fast einem Jahr legte van Nistelrooy trotz hervorragender Saison sein Amt nieder, dies aufgrund fehlender Unterstützung innerhalb des Vereins. Seither liess er verlauten, dass er gerne einmal in der Bundesliga Trainer sein möchte, da er unter anderem auch Deutsch spricht. Da wäre der FC Zürich mit seinen Bundesliga-Exports womöglich das perfekte Sprungbrett. Hochgegriffen? Ja. Ganz unmöglich? Nein. Eine optimale Gelegenheit für Malenovic, sein Verhandlungsgeschick zu beweisen.

Giovanni van Bronckhorst: Der ehemalige Trainer der Glasgow Rangers ist seit bald eineinhalb Jahren vereinslos. Er steht für attraktiven und erfolgreichen Fussball, ohne dabei den eigenen Nachwuchs zu vernachlässigen. Ob für ihn einen Schritt zum FCZ Sinn macht, um seine Trainerkarriere endlich nachhaltig zu lancieren? Auch hier: Auszuschliessen ist es nicht. Im angelsächsischen Raum aber dürfte sein Name auch bei diversen Klubs zirkulieren.

Alfred Schreuder: Neben Lustrinelli ist Alfred Schreuder der zweite Name, der schon seit geraumer Zeit gehandelt wird. Bis zum letzten Oktober wurde Schreuder von einem gewissen Milos Malenovic beraten, der schliesslich den Job als Sportchef beim FCZ angenommen hat. Zuletzt war Malenovic auch in Dubai, wie man aus den Sozialen Medien entnehmen konnte – dabei wird er sich sicherlich mit seinem ehemaligen Schützling ausgetauscht haben, der mittlerweile dort bei Al-Nasr amtet. Ob es beim Treffen auch um ein mögliches Engagement beim FCZ ging? Schreuder müsste von Malenovic’s Plänen und vom Gesamtprojekt sehr überzeugt sein und Gehaltseinbüssen in Kauf nehmen. Denn finanziell kann der FCZ mit seinem derzeitigen Arbeitgeber nicht mithalten.

Schreuder zählt zu Malenovics engem Kreis. Ist ein Engagement in Zürich möglich?

Der Red-Bull-Kosmos

Mit der Verpflichtung von Sascha Milicevic und Ricardo Moniz hat man beim FCZ ein klares Zeichen gesetzt, auf welchen Fussball man künftig setzen will. Könnte auch ein aktueller oder ehemaliger Red-Bull-Trainer für die 1. Mannschaft in Frage kommen?

Jesse Marsch: Der US-Amerikaner ist seit über einem Jahr vereinslos. Auf seine überaus erfolgreiche Zeit bei RB Salzburg folgten zwei eher weniger geglückte Stationen bei RB Leipzig und zuletzt Leeds United. Ein sehr sympathischer Trainer, der mit seinem Auftritt an Breitenreiter erinnert. Ob auch er seine Karriere beim FCZ wieder in Schwung bringen möchte? Eines ist klar: Er müsste vom Projekt und von den Chancen überzeugt sein, finanziell wird er an anderen Orten bessere Angebote vorfinden.

Onur Cinel: Cinel ist der erste Name auf dieser Liste, der den meisten gänzlich unbekannt sein dürfte. Er trainiert aktuell den FC Liefering sowie die Jugendmannschaft der Salzburger, die in der UEFA Youth League teilnimmt. Des Weiteren ist er bei der österreichischen Nationalmannschaft Co-Trainer von Ralf Rangnick, den er aus gemeinsamen Zeiten im Nachwuchs von Schalke 04 kennt. Red-Bull Angriffs-Fussball gemischt mit der Schalker Malocher-Mentalität – wäre jedenfalls eine prüfenswerte Option für die Zürcher.

Bo Svensson: Kommt es vielleicht zu einem Bo-Tausch? Seit seinem Amtsende im letzten November ist Fanliebling Bo Svensson nicht mehr Trainer von Mainz, wo in der Zwischenzeit ein anderer, in Zürich bestens bekannter Bo übernommen hat. Svensson bringt neben seiner Zeit als Bundesliga-Trainer auch Erfahrung im Nachwuchsbereich mit, u.a. beim FC Liefering, dem Farmteam von RB Salzburg. In Mainz hatte Svensson vor dem sportlichen Absturz in dieser Saison grossen Erfolg. Auch er dürfte daher bei vielen Klubs aus Deutschland eine Option sein. Reizvoll ist der Gedanke an einen zweiten Bo an der FCZ-Seitenlinie dennoch…

Von einem Bo zum nächsten?

Thomas Letsch: Er war schon nach dem Abgang von André Breitenreiter ein Thema beim FCZ, damals noch als Trainer von Vitesse Arnheim. Zuletzt coachte er den Vfl Bochum in der Bundesliga, wurde dort aber Anfang April entlassen. Da er die RB-Philosophie mitträgt und auch Canepas Faible für Bundesliga-Trainer erfüllt, könnte auch er ein Thema sein.

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