Von Mitte Januar bis Mitte Februar findet in der Elfenbeinküste der Afrika Cup statt. Mit dabei: 13 Spieler aus der Schweiz. Wir stellen die Schweizer AFCON-Delegation genauer vor.
Vom 13. Januar bis zum 11. Februar geht in der Elfenbeinküste der Afrika Cup (AFCON) über die Bühne. 13 Spieler, die bei einem Schweizer Klub unter Vertrag stehen oder über einen Schweizer Pass verfügen, sind fürs Turnier aufgeboten. Wir stellen die Schweizer Delegation am AFCON genauer vor.
Gruppe A: Mauro Rodrigues – Guinea-Bissau
In Gruppe A gilt Guinea-Bissau als grosser Aussenseiter. Die Partien gegen Gastgeber Elfenbeinküste und Nigeria sind für viele Spieler aber eine grosse Chance. So auch für Mauro Rodrigues (22), Flügelstürmer von Yverdon Sport. Der Oberwalliser war bereits für den Afrika Cup 2022 aufgeboten, kam damals aber nur zu zwei Kurzeinsätzen. Mittlerweile ist er in eine grössere Rolle hineingewachsen, erzielte im November 2023 in der WM-Qualifikation jüngst seinen zweiten Länderspieltreffer. Guinea-Bissau ist ein Team ohne grosse Stars, bekanntester Name ist Mama Baldé (Lyon). Interessant: Auch Zé Turbo, von 2019 bis 2021 in der Challenge League bei Schaffhausen und GC unter Vertrag, steht im Aufgebot.
Gruppe B: Lawrence Ati Zigi – Ghana
In St. Gallen ist er längst eine Vereinslegende, in seinem Heimatland kennt man ihn aber erst seit der WM 2022 so richtig: Damals wurde FCSG-Keeper Lawrence Ati Zigi (27) dank Verletzungen seiner Konkurrenten zur Nummer 1 befördert – und überzeugte prompt auf der grösstmöglichen Bühne. Seine Paraden gegen Cristiano Ronaldo und Portugal? Unvergessen. Trotz Zigis starken Leistungen an der WM ist er nicht als Stammgoalie gesetzt. Eigentlich ein Witz. Denn seine Konkurrenten sind Richard Ofori, der in Südafrika sein Geld als Ersatzkeeper der Orlando Pirates verdient, und Joe Wollacott, der beim schottischen Verein Hibernian ebenfalls nicht über die Back-Up-Rolle hinauskommt. Üble Spielchen des Verbandes? Gerüchte in diese Richtung gibts schon länger. Es bleibt zu hoffen, dass der ghanaische Trainerstab zur Vernunft kommt – und Zigi am Afrika Cup ins Tor stellt.
Gruppe B: Dylan Tavares – Kap Verde
Gemeinsam mit Mosambik ist Kap Verde in Gruppe B der grosse Aussenseiter. Bei der letzten Afrika-Cup-Ausgabe qualifizierten sich die Insel-Kicker überraschend für den Achtelfinal, dort bedeutete der spätere Turniersieger Senegal dann aber Endstation. Damals wie heute eine wichtige Teamstütze für die «Blue Sharks»: Der gebürtige Genfer Dylan Tavares (27). Der dynamische Linksverteidiger spielt in der Ligue 2 für den korsischen Verein Bastia. Davor verdiente er sich seine Sporen jahrelang in der Promotion League und der Challenge League ab. Auch für Tavares ist der Afrika Cup ein ideales Schaufenster. Linksverteidiger mit seinen offensiven Qualitäten sind gefragt – und fallen auf.
Gruppe C: Saidy Janko und Ebrima Colley – Gambia
Die Young Boys stellen mit Abstand die grösste Fraktion an Afrika-Cup-Teilnehmern. Gleich zwei Berner stehen für Gambia im Einsatz: Rechtsverteidiger Saidy Janko (28), gebürtiger Zürcher, und Sommerneuzugang Ebrima Colley (23), der jüngst als erster Champions-League-Torschütze aus Gambia Geschichte geschrieben hat. Beide dürften am Turnier eine wichtige Rolle einnehmen. 2022 überraschte Gambia bei seiner allerersten AFCON-Teilnahme und stiess bis in den Viertelfinal vor. Schon damals waren Janko und Colley Teil des Teams. Sie sind aber nicht die einzige Schweizer Connection: Im Angriff verlässt sich Gambia nach wie vor auf Ex-FCZ-Meisterheld Assan Ceesay, der mittlerweile in Saudi-Arabien spielt. Die «Scorpions» sind in einer echten Hammergruppe gelandet: In Gruppe C warten Titelverteidiger Senegal, WM-Teilnehmer Kamerun und Guinea.
Gruppe C: Mohamed Ali Camara – Guinea
Und just im Spiel gegen Guinea wird das gambische YB-Duo auf einen Vereinskollegen treffen: Abwehrchef Mohamed Ali Camara (26). Auch für ihn ist das anstehende Turnier bereits die zweite AFCON-Teilnahme nach 2022. Damals setzten sich Camara und Guinea in ihrer Gruppe durch, nur um dann im Achtelfinale an Gambia zu scheitern. Die «Elefanten» werden also auf Revanche aus sein. Guinea ist nicht zu unterschätzen: Alleine schon wegen Stuttgart-Knipser Serhou Guirassy ist Camara und co. etwas zuzutrauen. Im letzten Freundschaftsspiel vor Turnierbeginn besiegte Guinea das starbesetzte Nigeria mit 2:0…
Gruppe D: Signori Antonio – Angola
Das ist vielleicht die verrückteste Geschichte aus Schweizer Sicht: Mit Signori Antonio (29) nimmt ein Spieler am Afrika Cup teil, der in der Promotion League unter Vertrag steht, also der dritthöchsten Schweizer Spielklasse. Antonio ist Torhüter beim Genfer Quartierverein Etoile Carouge, der zur Winterpause die Tabelle anführt und von einem Aufstieg in den Profifussball träumt. Der gebürtige Waadtländer galt einst als vielversprechendes Talent, absolvierte Schweizer U-Länderspiele und erhielt gar einen Vertrag beim FC Basel. Für den FCB kam er aber lediglich zu einem einzigen Einsatz in der Super League. Bei Carouge blüht Antonio unter Ex-Nizza-Trainer Adrian Ursea auf und erlebt einen zweiten Frühling. Der Lohn: eine allererste Teilnahme am Afrika Cup mit Angola, der Heimat seiner Eltern. Auch wenn er nur als Ersatzgoalie eingeplant ist – was für ein unvergessliches Erlebnis für ihn!
Gruppe E: Sayfallah Ltaief und Hadj Mahmoud – Tunesien
Besonders stark vertreten ist die Super League nicht nur in Gambias Nationalteam – sondern auch im tunesischen Camp. Gleich zwei Spieler aus der höchsten Schweizer Liga sind für den AFCON aufgeboten: Winterthurs Flügelflitzer Sayfallah Ltaief (23), womöglich der beste Dribbler der Liga. Und Luganos Mittelfeldspieler Hadj Mahmoud (23). Während Mahmoud noch kein einziges Länderspiel bestritten hat und erst im November sein erstmaliges Aufgebot für die Nationalmannschaft erhalten hat, gehört Ltaief schon seit 2022 zum erweiterten Kreis – nimmt nun aber erstmals an einem Turnier teil. Besonders mit Ltaief dürfte am Afrika Cup zu rechnen sein. Der gebürtige Zürcher befindet sich in Top-Form, registrierte in dieser Saison bereits 9 Scorerpunkte (6 Tore, 3 Vorlagen) – Winti-Bestwert gemeinsam mit Matteo Di Giusto. Mit Mohamed Dräger (27) wäre gar noch ein dritter Super-League-Spieler für Tunesien nominiert gewesen. Doch der FCB-Verteidiger musste verletzungsbedingt absagen.
Gruppe E: Fousseni Diabaté – Mali
Auch Mali zählt in Gruppe E auf Super-League-Power: Lausanne-Sports Fousseni Diabaté (28) reist ebenfalls zum allerersten Mal an den Afrika Cup. Der Flügelspieler stiess erst im letzten Sommer von Partizan Belgrad ins Waadtland. Dort ist er rasch zu einem Stammspieler aufgestiegen, ein erstes Tor in der Super League ist ihm aber noch nicht geglückt. Trotzdem hat ihm der Transfer offenbar extrem gut getan: Sein erstes Aufgebot für Mali erhielt er erst nach seinem Wechsel zu Lausanne. Die «Adler» gehören am diesjährigen AFCON zu den Geheimfavoriten. Grösster Star ist Tottenhams Yves Bissouma, auch Mohamed Camara (Monaco), Amadou Haidara (Leipzig) oder Sekou Koita (Salzburg) sind bekannte Namen.
Gruppe F: Meschack Elia und Charles Pickel – DR Kongo
Will die Demokratische Republik Kongo an der diesjährigen Afrika-Cup-Ausgabe etwas erreichen, wird sie auf zwei hierzulande bestens bekannte Spieler zählen müssen. Beide sind als Schlüsselspieler vorgesehen: YB-Angreifer Meschack Elia (26), in den Augen vieler der vielleicht beste Spieler der Super League. Und der gebürtige Solothurner Charles Pickel (26), der sich im letzten Jahr nach vergeblichem Warten auf einen Anruf von Murat Yakin dazu entschieden hat, künftig den Kongo zu vertreten. Elia war bereits am AFCON 2022 mit von der Partie, damals endete die Reise der «Leoparden» im Achtelfinal. Für Pickel, der im letzten Jahr in der Serie A für Cremonese gespielt hat und nach dem Abstieg dort verblieben ist, ist es hingegen die allererste Turnierteilnahme der Karriere.
Gruppe F: Miguel Chaiwa – Sambia
Nicht nur in Gruppe C kommts zu einem Kräftemessen unter YB-Klubkollegen. Auch in Gruppe F wartet ein Berner Duell: Elias Kongo trifft auf Sambia mit Miguel Chaiwa (19). Rohdiamant Chaiwa ist seit Sommer 2022 in Bern und entwickelt sich dort prächtig. Zwar pendelt er noch zwischen U21 und 1. Mannschaft, konnte im «Eins» aber bereits seine Spuren hinterlassen. In dieser Saison wurde er von Coach Raphael Wicky gar dreimal in der Champions League eingesetzt. Die Zukunft im Wankdorf gehört Chaiwa. Und auch in Sambia blickt man erwartungsfroh auf den dynamischen Mittelfeldspieler. Erstmals nimmt er nun am Afrika Cup teil. Keine Selbstverständlichkeit: Chaiwa ist mit Abstand der jüngste Spieler in Sambias Turnier-Auswahl.