Diese Schweizer Talente muss man 2024 auf dem Radar haben

Neues Jahr, neues Glück! Diese jungen Schweizer Spieler gilt es, 2024 auf dem Zettel zu haben.

2023 hiessen die Shootingstars des Schweizer Fussballs Pascal Loretz, Lars Villiger oder Franck Surdez. Welche jungen Spieler werden 2024 für Furore sorgen? Wie schon im letzten Jahr präsentieren wir eine Auswahl an Schweizer Talenten, mit denen in den nächsten 12 Monaten zu rechnen sein wird.

Winsley Boteli (2006 – Gladbach)

Er hat in letzter Zeit hohe Wellen geschlagen: Winsley Boteli, 17-jähriges Sturmtalent aus Genf, mittlerweile in seinem zweiten Jahr im Nachwuchs des deutschen Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Im Sommer wurde Boteli in die U19-Auswahl der «Fohlen» hochgezogen – und hat dort unglaublich eingeschlagen. Satte 15 Treffer erzielte er in 14 Partien in dieser Saison. Damit ist er mit Abstand bester Torjäger der A-Junioren-Bundesliga. Dank seiner überragenden Quote durfte er im Herbst bereits in Gladbachs U21-Team debütieren, das in der Regionalliga, der vierhöchsten Spielklasse, antritt. Und wie könnte es anders sein, knipste Boteli auch dort sofort – und das gleich doppelt. 2 Tore steuerte er zum 3:1-Sieg über Rot-Weiss Ahlen bei. Kein schlechter Premierenauftritt!

Logisch, dass angesichts seiner formidablen Entwicklung die Aufmerksamkeit steigt. Transfer-Guru Fabrizio Romano verkündete bereits das Interesse von Juventus Turin. Doch Boteli wäre gut beraten, in Gladbach zu bleiben. Die Borussia ist bekanntlich auf Schweizer Spieler spezialisiert, hat sich in den letzten Jahren zudem ohnehin den Ruf eines idealen Sprungbretts in den Profifussball erarbeitet. In Italien wäre Boteli nur eines von vielen ausländischen Talenten, die Chancen auf den Durchbruch dementsprechend geringer. In Gladbach hingegen ist er das Kronjuwel.

Diesen Status verdient sich der Schweizer U18-Nationalspieler durch sein aufregendes Profil als moderner, vielseitiger Stürmer. Boteli vereint Athletik mit Instinkt und Spielwitz. Er ist explosiv und sehr beweglich, trotzdem aber robust und widerstandsfähig. Er kann gleichermassen die Tiefe attackieren und im Strafraum lauern. In der Box brilliert er mit herausragenden Abschlussqualitäten, profitiert nicht nur von Beidfüssigkeit, sondern auch von einer guten Nase. Am Ball ist Boteli ausserdem extrem unberechenbar, geht gerne ins Dribbling und sticht seine Gegner mit flinken Bewegungen und frechen Finten aus. Die Schweiz darf sich auf ein spannendes Sturmjuwel freuen. Und Gladbach ebenso. Vorstellbar, dass Boteli schon im neuen Jahr eine erste Chance in der 1. Mannschaft erhalten wird.

Labinot Bajrami (2005 – FC Zürich)

Von einem Sturmtalent zum nächsten: Auch auf Labinot Bajrami ruhen viele Hoffnungen. Anders als bei Boteli herrscht um ihn aber (noch) kein Hype. Und das, obwohl er seine Tore auf den hiesigen Fussballplätzen erzielt. Für die U21-Abteilung des FC Zürich zerlegt Bajrami die Promotion League, die dritthöchste Schweizer Liga. Ganze 11 Tore sind ihm in 14 Partien in dieser Saison bislang geglückt. Damit ist der 18-Jähriger hinter Luiyi Lugo (29, Cham, 12 Tore) zur Winterpause zweitbester Torschütze der Liga. Immer wieder befand sich Bajrami in der Vergangenheit im Dunstkreis der 1. Mannschaft des FCZ – sein Debüt gegeben hat er allerdings noch nicht. Hinter vorgehaltener Hand wird sich erzählt, dass das an Vertragsstreitigkeiten zwischen Klub und Spielerseite liegt. Im kommenden Sommer läuft sein Vertrag in Zürich aus. Verlängert er nicht, wird ihn der FCZ kaum ins Profiteam befördern.

Immer wieder soll es Avancen aus dem Ausland für Bajrami gegeben haben. Klar ist: Schafft er nicht beim FCZ den Durchbruch, wird er es an einem anderen Ort tun. Denn Stürmer wie der Schweizer U19-Nationalspieler sind immer gesucht. Und nie ausser Mode. Bajrami ist ein Strafraumstürmer, ein Knipser wie er im Buche steht. Gross (kratzt an den 1,90m), durchschlagskräftig, eiskalt im Abschluss. Die Box ist sein Zuhause. Im Vergleich zu Boteli kommt er weniger über Energie und Agilität, dafür aber über Wucht, intelligente Laufwege und vorzügliche Positionierung. Trotz seines Körperbaus verfügt Bajrami über ordentliches Tempo, besitzt ausserdem gute technische Fertigkeiten und einen exzellenten rechten Fuss, mit dem er auch immer wieder aus der Distanz gefährlich werden kann. Im neuen Jahr wird Bajrami von sich Reden machen. Im Idealfall im Shirt des FC Zürich.

Mehr zu Bajrami und den FCZ-Juwelen: Next Generation FC Zürich.

Bruno Ogbus (2005 – SC Freiburg)

Bruno Ogbus ist genau wie Bajrami Schweizer U19-Nationalspieler. In diesem Herbst hat das Team von Ilija Borenovic die Qualifikation für die Elite Runde der U19-EM-Quali geschafft, dank Siegen über Schweden (2:1), Italien (1:0) und Liechtenstein (4:0). Ein Schlüsselspieler dabei: Bruno Ogbus. Der 18-Jährige stand in sämtlichen der drei Partien über 90 Minuten im Einsatz, markierte gegen Schweden gar den zweiten, am Ende entscheidenden Treffer. Tore erzielen gehört aber eigentlich nicht zu seinem Aufgabenbereich. Denn Ogbus ist Innenverteidiger. Zumindest wurde er in den letzten zwei Jahren beim SC Freiburg zu einem solchen umfunktioniert. Davor, im Nachwuchs der Grasshoppers, war er – wie könnte es anders sein – als Stürmer im Einsatz. Seine Zukunft liegt aber zweifelsohne in der Abwehrzentrale. Dort bieten sich ihm tolle Perspektiven. Nicht wenige erkennen in ihm den Innenverteidiger mit dem landesweit grössten Potenzial im Jahrgang 2005.

Und das aus gutem Grund: Ogbus‘ Profil ist sehr spannend. Er ist gross und kräftig, dazu enorm athletisch. Er ist sehr schnell, sticht explosiv aus der Abwehrkette hervor, um Bälle abzufangen und steigt mit Aggressivität und Intensität in Duelle. Am Ball versucht Ogbus ausserdem mit dynamischen, energischen Vorstössen durchs Mittelfeld das Spiel seiner Mannschaft nach vorne zu verlagern. Insgesamt ergibt das eine sehr komplette, hochmoderne Fähigkeitenpalette.

Und diese wird auch in Freiburg geschätzt. Im November wurde Ogbus in den Kader der 2. Mannschaft, die in der 3. Liga angemeldet ist, integriert. Sein Debüt gab er gegen Dynamo Dresden, vor über 30’000 Fans. Keine schlechte Feuertaufe. Seither hat Ogbus seinen Platz im Team behauptet, stand in den letzten Spielen vor der Winterpause vermehrt in der Startelf. Die Entwicklungskurve zeigt steil nach oben. Und das wird beim SC Freiburg, bei dem die Durchlässigkeit in den Herrenbereich so hoch ist wie bei kaum einem anderen deutschen Verein, in der Regel belohnt. Möglich, dass Ogbus also bereits 2024 eine Bewährungschance im Profiteam erhält.

Die jungen Wilden des FCB – Leon Avdullahu (2004), Junior Zé (2006), Roméo Beney (2005), Marvin Akahomen (2007)

Der FC Basel ist weit entfernt vom Glanz vergangener Tage. Tatsache ist aber auch, dass in der FCB-Akademie aktuell die beste Junioren-Generation des Landes heranwächst. Und das ist, übrigens, ein direktes Verdienst von David Degen. Nach seiner Übernahme ordnete er an, dass die besten Jugendspieler der Schweiz auf den Basler Campus gelockt werden sollen. Und so geschah es. Junior Zé und Marvin Akahomen kamen von GC, Roméo Beney von Sion. Just diese Namen, gemeinsam mit «Ur-Basler» Leon Avdullahu, gehören nun zu den grössten Versprechen der Schweiz. Allesamt haben sie bereits Super-League-Luft geschnuppert und gewisse Spuren hinterlassen. So hat etwa Beney gar schon ein Tor erzielt, während sich Avdullahu gegen Ende der Hinrunde einen Stammplatz erobert hat.

Im neuen Jahr wird mit diesen jungen Wilden in Basel zu rechnen sein – sofern sie nicht zig teure Ausländer vor die Nase gesetzt bekommen. Während Innenverteidiger Akahomen, mit Abstand der Jüngste dieser Liste, noch Zeit benötigt und wohl vorerst in der U21 verbleibt, dürften die anderen drei in grössere Rollen in der 1. Mannschaft hineinwachsen. Avdullahu, ein gross gewachsener, technisch versierter Sechser, erhielt im November ein erstmaliges Aufgebot in die U21-Nati. Setzen sie ihre Entwicklung fort, dürften auch die beiden dribbelstarken und explosiven Angreifer Zé und Beney im neuen Jahr eine Chance im Team von Sascha Stauch erhalten. Gerade, da die Offensive der Schweizer U21 nach dem Generationenwechsel in diesem Herbst nicht so üppig besetzt ist, wie noch im Jahrgang zuvor.

Marc Giger (2004 – FC Paradiso)

Nicht nur in renommierten Akademien wie in Basel oder Freiburg sind spannende Spieler zu finden. Auch in den Niederungen des regionalen Fussballs schlummern Talente. Ein solches ist Marc Giger, ein junger Angreifer, der in dieser Saison in der Promotion League beim FC Paradiso für Aufsehen sorgt. Der frühere GC- und Rappi-Junior nahm einen Umweg durch den Amateurbereich, um nun, mit 19 Jahren, an die Pforten des Profifussballs zu klopfen. Nach einem Lehrjahr in der 1. Liga Classic beim FC Linth (23 Spiele, 7 Tore), landete er im Sommer eine Liga weiter oben beim Aufsteiger aus dem Tessin. Dort erzielte Giger unter der Anleitung von Ex-Serie-A-Trainer Giuseppe Sannino (u.a. Chievo Verona) 7 Tore in der Hinrunde, womit er grossen Anteil am Überwintern auf dem 2. Platz hatte. Und naturgemäss einiges an Aufmerksamkeit auf sich zog.

Es gilt als wahrscheinlich, dass Giger spätestens im kommenden Sommer einen Profivertrag bei einem Klub aus der Challenge League oder gar der Super League erhält. Und so im neuen Jahr auch im Schweizer Profifussball erste Spuren hinterlassen wird. Denn sein Profil regt Fantasien an. Giger ist ein extrem unberechenbarer, technisch versierter Angreifer, der sowohl im Sturmzentrum als auch auf den Seiten aufgestellt werden kann. Er ist leichtfüssig, verfügt über viel Speed und sucht mit Ball am Fuss voller Spielwitz das Eins-gegen-Eins. Giger kommt über seine Intuition, über rohe Dynamik und viel Leichtigkeit. In gewissen Bereichen besteht zwar noch Luft nach oben, aber das ist aufgrund seines heutzutage selten gewordenen Parcours auch nicht anders zu erwarten.

Giger ist bei weitem nicht der einzige interessante Youngster in der Promotion League. Wir haben jüngst die vielversprechendsten Spieler aus der dritthöchsten Liga porträtiert.

Jakob Löpping (2003 – Werder Bremen)

Das grösste «Dark Horse» dieser Liste ist er: Jakob Löpping, offensiver Mittelfeldspieler aus Luzern, der seit 2019 im Nachwuchs von Werder Bremen an seinem Traum von der Bundesliga arbeitet. Und wer weiss, vielleicht kann er sich diesen im neuen Jahr ja erfüllen. Aktuell scheint er jedenfalls nah dran zu sein. Im letzten Spiel vor der Winterpause erhielt Löpping erstmals ein Aufgebot in den Bundesliga-Spieltagskader der Bremer, sass beim 1:1-Remis gegen RB Leipzig aber noch auf der Bank. Verdient hat er sich diese Nomination mit einer herausragenden Hinrunde in der 2. Mannschaft. Diese tritt in der Bremenliga an, der fünfthöchsten deutschen Spielklasse. Die ist vom Niveau her zwar deutlich unter der 3. Liga und der Regionalliga anzusiedeln, findet offensichtlich aber trotzdem genug Beachtung, um sich als Spieler für ein Aufgebot in den Bundesliga-Kader empfehlen zu können.

Empfohlen hat sich Löpping in den letzten Monaten definitiv. Werders Zweitvertretung dominiert die Bremenliga nach Belieben, steht ungeschlagen an der Spitze. Einen Anteil daran hat auch der Schweizer Youngster. In 15 Partien erzielte er – notabene als Mittelfeldspieler – satte 12 Tore. Löpping ist technisch begabt, flink und keck. Hinter der Spitze stiftet er viel Unruhe, kreiert Chancen und sucht konsequent den Abschluss. Noch einmal soll betont sein: Das Level der Bremenliga ist nicht vergleichbar mit dem Profifussball, sein überragender Output daher mit Vorsicht zu geniessen. Und doch scheint man bei Werder etwas im Schweizer Kreativspieler zu erkennen.

Weitere Spieler, die im neuen Jahr für Furore sorgen könnten:

Liam Chipperfield (2004 – FC Sion): Sohn von FCB-Legende Scott Chipperfield, ein technisch brillant veranlagter offensiver Mittelfeldspieler, dazu körperlicher robust und bissig. Typus Kastriot Imeri. Stammt aus dem Basler Nachwuchs, traf gar bereits in der Super League. Beim FCB setzte man aber nicht auf ihn, so schloss er sich im letzten Sommer dem FC Sion an. Dort ist er nun drauf und dran, sich einen Platz zu erobern. 3 Tore bereits in dieser Saison. Hat eigentlich alles für eine gute Karriere.

Ranjan Neelakandan (2005 – AC Bellinzona): Ein unbekanntes Sturmtalent aus dem Tessin mit Wurzeln in Sri Lanka. Gehört in Bellinzona zum Profikader, erzielte in dieser Saison seinen ersten Challenge-League-Treffer. Im Herbst wurde er erstmals für die Schweizer U19-Nati aufgeboten. Gross, schnell, beweglich. Interessante Anlagen, die ihn – trotz zurzeit verletzungsbedingtem Ausfall – im neuen Jahr zum Durchbruch verhelfen könnten.

Tiemoko Ouattara (2005 – Servette): Aufregender Flügelstürmer aus dem Nachwuchs von Servette. Seit Sommer offiziell im Kader der 1. Mannschaft, bislang aber erst im Cup aufgetreten. Teil des erfolgreichen Schweizer U19-Nationalteams. Verlängerte seinen Vertrag in Genf jüngst bis 2027. Gehört aufgrund seiner Klasse im Eins-gegen-Eins, hoher Geschwindigkeit und roher Dynamik zu einem begehrten, hochinteressanten Angreifer-Typus, der in der Schweiz nicht gerade auf Bäumen wächst. Wird seine Karriere 2024 so richtig lancieren.

Eman Kospo (2007 – Barcelona B): Eines der grössten Versprechen für die Zukunft. Seit diesem Sommer spielt der GC-Junior für den grossen FC Barcelona, erhält in der weltberühmten «La Masia» eine überragende Ausbildung. Mit 16 Jahren misst der Innenverteidiger bereits 1,90m, ist enorm zweikampfstark und bringt viel Präsenz mit. Durfte zuletzt bereits mit der 1. Mannschaft trainieren. Wer weiss – folgt im neuen Jahr ein erster Auftritt im Camp Nou?

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