Vorhang auf für die nächste Generation der Schweizer Talente: In Zusammenarbeit mit professionellen Scouts und Agenten präsentiert Bolzplazz das Swiss Talent Ranking 2024 – eine einzigartige Rangliste aller Schweizer Spieler ab Jahrgang 2002. Teil 6: Flügelspieler
Es ist wieder so weit: Im Frühjahr 2024 gleisen wir in enger Zusammenarbeit mit namhaften Schweizer Scouts und Agenten die zweite Edition des Swiss Talent Rankings auf. Mehr dazu hier.
Ziel ist, die besten Schweizer Talente ausfindig zu machen und einem breiten Publikum vorzustellen. In den kommenden Wochen und Monaten wird auf dieser Plattform Position für Position des Swiss Talent Rankings veröffentlicht.
Die bisherigen Teile verpasst?
Hier gehts zu Part 1 – Torhüter.
Hier gehts zu Part 2 – Innenverteidiger.
Hier gehts zu Part 3 – Aussenverteidiger.
Hier gehts zu Part 4 – Zentrales Mittelfeld.
Hier gehts zu Part 5 – Offensives Mittelfeld.
So funktioniert das Ranking
Für jede Position verwenden wir drei Talent-Klassen:
- Gold: Potential zur internationalen Klasse, herausragende Leistungen im letzten Kalenderjahr
- Silber: Potential zur nationalen Klasse, gute Leistungen im letzten Kalenderjahr
- Bronze: Potential zu einer Profi-Karriere, solide Leistungen im letzten Kalenderjahr
- Radar: Noch keine Klassierung – hat aber das Potential, in Zukunft im Swiss Talent Ranking zu landen
Wichtig: Das Swiss Talent Ranking umfasst nur jene Spieler, die bereits im Profi-Fussball angekommen sind, kurz davor stehen oder zumindest schon für ein U21-Team eines Profi-Klubs aufgelaufen sind. Für ausgewählte Top-Talente aus jüngeren Jahrgängen, die im Ausland unter Vertrag stehen oder in der U19-Liga spielen, führen wir zusätzlich die Kategorie Junioren Spitzenklasse ein.
Swiss Talent Ranking 2024 – Part 6: Flügelspieler
Keine Position steht so sehr für den modernen, auf Geschwindigkeit ausgerichteten Fussball wie der offensive Flügel. Aussenbahnspieler sind die Goldware der Fussball-Welt. Mbappé, Vinicius oder Yamal gehen auf globaler Bühne voran. Und sind massgebend für die Zukunft auf dem Flügel. Auch in der Schweiz sind Spielertypen dieser Art auf dem Vormarsch. Dan Ndoye ist das beste Beispiel dafür: Der Waadtländer war an der EM dank seinem überragenden Tempo und seiner vertikalen, unberechenbaren Spielweise der X-Faktor im Schweizer System. Das Ziel des SFV muss es sein, mehr Ndoyes hervorzubringen. Denn Angreifer mit diesem Speed, dieser Dynamik und dieser Qualität im Eins-gegen-Eins machen auf internationalem Level den Unterschied aus. Glücklicherweise scharren im Schweizer Junioren-Fussball bereits Talente mit vergleichbarem Profil mit den Hufen. Einige davon haben im Profifussball bereits Fussabdrücke hinterlassen, andere stehen erst noch an der Schwelle zum Herren-Bereich. So oder so finden sich einige ganz interessante Flügelspieler darunter – die in Zukunft prägend für die Schweiz sein könnten.
Gold
1) Franck Surdez (2002), KAA Gent
In der Kategorie Gold gehört Platz 1 dem Überflieger des letzten Jahres. Auch, weil er von allen Spielern dieser Liste bereits am weitesten in seiner Entwicklung ist. Satte 14 Scorerpunkte sammelte Franck Surdez allein in der Hinrunde 2023/24 für Xamax und wuchs gleichzeitig in der U21-Nati in eine wichtige Rolle hinein. Was Surdez auszeichnet, ist ein einzigartiges Profil: Er ist gross (1,88m), aber sehr leichtfüssig und agil. Mit viel Eleganz schwebt er über den Platz, löst sich mit geschmeidigen Bewegungen aus Drucksituationen und stösst mit schwungvollem Antritt in die Tiefe. Sein Beweglichkeitsgeschick kombiniert der Neuenburger mit einwandfreien technischen Fertigkeiten, viel Gefühl und feiner Fuss-Arbeit. Was Surdez dabei einen grossen Vorteil verschafft, ist seine Beidfüssigkeit. Auf der linken Aussenbahn, seiner Lieblingsposition, kann er die Grundlinie attackieren und mit links eine Flanke oder ein Zuspiel in den Rückraum schlagen. Oder aber er zieht mit seinem stärkeren rechten Fuss nach innen und sucht den Abschluss. Surdez verbindet Torgefährlichkeit (gute Positionierung im Strafraum, tolle Abschlussqualitäten, auch aus der Distanz) mit spielerischer Kreativität – denn er kann mit dem Ball am Fuss jederzeit Dinge kreieren, verströmt Spielfreude und Unberechenbarkeit. Im letzten Winter wechselte Surdez direkt aus der Challenge League zum belgischen Spitzenverein KAA Gent. Nach einer Akklimatisierungsphase ist er nun fester Bestandteil der Mannschaft – und könnte womöglich schon in der kommenden Saison auf höherem Level den Durchbruch schaffen.
2) Junior Zé (2006), FC Basel
Von seiner natürlichen Veranlagung her ist Junior Zé vielleicht der spannendste Spieler dieser Liste. Denn auch wenn er im Vergleich mit anderen noch über wenig Erfahrung im Profifussball verfügt, sind sich Scouts und Beobachter unisono einig, dass sein Potenzial bemerkenswert ist. 11 Einsätze (1 Tor) registrierte er in der letzten Spielzeit für die 1. Mannschaft des FC Basel. In der neuen Saison dürfte es deutlich mehr Einsatzzeit werden. Was den U19-Nationalspieler so interessant macht, sprich trotz wenig Profi-Erfahrung für die Gold-Kategorie qualifiziert, sind seine aufregenden rohen Anlagen. Da wäre einerseits seine Athletik: Zé ist sehr explosiv, kräftig und auch mit Ball extrem schnell. Dazu ist sein Spielstil von einer ihm eigenen „Schärfe“ geprägt: Hohe Intensität und Aggressivität, Durchsetzungsfähigkeit und Mut im 1vs1, dazu blitzschnelle Entscheidungsfindung. Überdies ist er quasi beidfüssig, was ihn im Abschluss und im Dribbling sehr schwer auszurechnen macht. Eine spezielle Erwähnung verdienen auch Zés technische und spielerische Qualitäten. Mit viel Flair, hervorragender Ballführung und intuitiven Bewegungen setzt er zu Tempodribblings an, umkurvt Gegenspieler, reisst Lücken und sorgt für besondere Momente. Zé ist ein Instinktfussballer, wie es sie in der Schweiz nur selten gibt. Sein Gesamtpaket ist sehr vielversprechend. Man darf gespannt sein, wie sich der gebürtige Zürcher beim FCB weiterentwickelt.
3) Roméo Beney (2005), FC Basel
Neben Zé verfügt der FC Basel über ein weiteres Flügel-Juwel, das ebenfalls alles mitbringt, um in hohe Sphären vorzustossen. Die Rede ist von Roméo Beney, der sich in der Rückrunde zu einem festen Bestandteil der 1. Mannschaft entwickelt hat. Auch in der drittklassigen Promotion League sammelte der U19-Nationalspieler in den letzten Monaten wichtige Erfahrungen und gehörte zu den auffälligsten Spielern der ganzen Liga (14 Spiele, 9 Tore). Ähnlich wie Zé besticht auch Beney mit hervorragenden athletischen Anlagen. Er ist gross, robust und überaus explosiv. Der Walliser ist geradlinig, stösst mit kraftvollem Antritt und viel Spannung in die Tiefe vor. In diesen Momenten entwickelt Beney eine rohe Dynamik, die für die Zuschauer fesselnd und für Gegenspieler sehr schwer zu verteidigen ist. Kommt er an den Ball, so sucht er – passend zu seinen brasilianischen Wurzeln – sofort die Vertikale und zündet den Turbo, läuft seine Gegenspieler in hohem Tempo an und versucht mit Finten und frecher Spielweise vorbeizukommen und auf diese Weise Räume zu öffnen. Dank seinem feinen linken Fuss kann Beney aus der Distanz Torgefahr erzeugen, kommt dank seinem Torjäger-Gespür und seiner Durchschlagskraft aber auch im Sechzehner zu vielen Abschlusssituationen. Steht Beney auf dem Platz, so bewegt sich etwas, er setzt Impulse, ist furchtlos. Es ist ihm zuzutrauen, dass er sich in der neuen Saison beim FCB in die Stamm-Formation spielt. Und sich so die Tür für die U21-Nati und eine erfolgreiche Karriere öffnet.
Silber
1) Malik Deme (2005), BSC Young Boys
Lange galt Malik Deme als grösste Schweizer Zukunftshoffnung auf dem Flügel. Das Talent dafür, an der Spitze dieses Rankings zu stehen, hat er noch immer. Aber die Entwicklung ist zuletzt etwas stagniert. Im letzten Sommer verliess Deme seinen Ausbildungsklub GC und schloss sich dem Schweizer Meister aus Bern an – mit der Absicht, in der Super League durchzustarten. Das ist ihm in seinem Debütjahr aber nicht gelungen. Zwar stand er des Öfteren im Spieltagskader der 1. Mannschaft, kam aber zu keiner einzigen Sekunde Einsatzzeit für die Profis, nicht einmal im Cup. Schade, denn mit seinen Fähigkeiten hätte Deme in gewissen Situationen ganz sicher schon weiterhelfen können. Der Schweizer U19-Nationalspieler ist sehr explosiv, kann Gegner mit Ball überlaufen und mit viel Zug die Tiefe attackieren. In seinen Bewegungen ist er überaus geschmeidig, er vollzieht Richtungswechsel auf engstem Raum und ist teilweise kaum zu greifen. Technisch bewegt sich Deme zudem auf hohem Level, Ballführung und Fuss-Arbeit sind – auch unter Druck sowie in kleinen Räumen – exzellent. Dieses technische Flair macht ihn in Kombination mit der erwähnten Geschwindigkeit zu einem begnadeten Dribbler moderner Prägung. Gefährlich wird Deme insbesondere durch seinen bestechenden linken Fuss, mit dem er à la Arjen Robben nach innen ziehen und platziert abschleissen kann. In Summe lässt sich also sagen: Die Anlagen für eine tolle Karriere sind da. Und Zeit, den Durchbruch zu schaffen, hat er mit seinen 19 Jahren noch reichlich. Der Trainerwechsel hin zu Patrick Rahmen dürfte Deme ausserdem zugutekommen. Dieser hat nämlich ein Faible für Offensivspieler dieses Typus‘.
2) Aaron Keller (2004), SSV Ulm
Roméo Beney ist nicht der einzige Schweiz-Brasilianer, der sich derzeit auf dem Flügel einen Namen macht. Auch Aaron Keller hat seine Wurzeln im Lande Pelés. Seine Geschichte ist speziell: Geboren in Zürich, aufgewachsen in Hong-Kong und schliesslich in Deutschland zum Profifussballer herangewachsen. Im letzten Sommer zog ihn Drittligist Unterhaching aus dem Nachwuchs in die 1. Mannschaft. Und besser hätte es für Keller kaum laufen können: Auf Anhieb erspielte er sich einen Stammplatz, stieg zu einer Stütze des Offensivspiels auf und erhielt im März 2024 schliesslich seine erste Nominierung für die U21-Nati – inklusive Tor bei der Premiere gegen Albanien (3:1). Seine tolle Debüt-Saison (9 Tore und 4 Assists in 37 Einsätzen) wurde jüngst mit dem nächsten Schritt gekrönt: Der SSV Ulm, vor kurzem in die 2. Bundesliga aufgestiegen, lotste Keller zu sich. Und bietet dem jungen Angreifer nun auf einem Level höher eine grössere Plattform. Gut vorstellbar, dass er auch dort auf sich aufmerksam macht. Keller ist eher klein, dafür sehr beweglich und spritzig. Er klebt nicht nur an der Aussenlinie, sondern zieht gerne zur Mitte und besetzt Halbräume, wo er mit seinen feinen technischen Fertigkeiten und instinktiven Bewegungen auf engem Raum Differenzen schaffen kann. Keller zeichnet sich überdies durch eine bemerkenswerte Cleverness und Handlungsschnelligkeit aus, orientiert sich gut und gelangt so immer wieder in aussichtsreiche Abschluss-Positionen. Dieses Näschen für die richtigen Situationen wird ihm auch in der 2. Bundesliga helfen. Man darf seine nächsten Entwicklungsschritte gespannt verfolgen.
3) Tiemoko Ouattara (2005), Servette
Auch in Genf wächst ein spannendes Talent auf dem Flügel heran: Tiemoko Ouattara, seit einem Jahr im Profi-Kader von Cup-Sieger Servette. Ähnlich wie bei Deme, waren seine Auftritte in der 1. Mannschaft bislang aber sehr spärlich (7 Teil-Einsätze). Aber: Ouattara scheint ein ernsthafter Kandidat auf eine grössere Rolle in der kommenden Saison zu sein. Zumindest weisen seine Einsatzzeiten in der Vorbereitung darauf hin. Der Schweizer U19-Nationalspieler bringt ähnliche Qualitäten wie viele andere in dieser Liste mit: Geschwindigkeit, Kraft, Beweglichkeit, tiefer Schwerpunkt. Speziell macht ihn insbesondere sein energetischer Spielstil, seine flinken Füsse im Dribbling und seine schnellen Bewegungen, mit denen er Chaos stiften und Impulse setzen kann. Auf Herren-Stufe hat sich Ouattara schon sehr früh bewiesen, mit 17 Jahren lief er bereits für Servettes U21 in der 1. Liga Classic auf und spielte auf dem Weg zum Aufstieg mit 9 Treffern eine wichtige Rolle. Ein grosser Vorteil des Genfers ist, dass er nicht nur auf der Seite, sondern dank seiner Widerstandskraft auch im Sturmzentrum aufgestellt werden kann. Auch in dieser Rolle kann er mit dynamischen Läufen in die Tiefe seine Stärken zur Geltung bringen. Perspektivisch dürfte seine Zukunft aber dennoch eher auf der Aussenbahn liegen. Man darf gespannt sein, ob er sich in der kommenden Saison in Servettes 1. Mannschaft etablieren kann.
4) Filipe De Carvalho (2003), Grasshoppers
Schon deutlich mehr Spuren im Profifussball und in der Super League als Deme oder Ouattara hat Filipe De Carvalho hinterlassen. In der letzten Saison eroberte er sich einen Platz im erweiterten Stamm der Grasshoppers – und skorte auch schon einigermassen regelmässig (3 Tore, 2 Vorlagen). Total kommt De Carvalho auf fast 60 Einsätze für die 1. Mannschaft der Hoppers – eine beachtliche Zahl. Seine Bedeutung für das Spiel des Rekordmeisters dürfte in der neuen Saison weiter wachsen. Denn der Schweizer U21-Nationalspieler bringt Elemente in den GC-Angriff, die dieser dringend nötig hat: Unberechenbarkeit, Frische, Flair. Mit flinken Bewegungen und spritziger, frecher Spielweise kann De Carvalho Dinge bewegen und Gegner binden. Im Vergleich mit anderen Flügeln dieser Liste fehlt ein Tick Durchschlagskraft und Top-Speed auf lange Distanz. Dafür ist er sehr leichtfüssig, technisch sehr fein und hält sich oft in engen Räumen auf. Mit De Carvalho ist in der Super League künftig absolut zu rechnen. Und auch für den aktuellen U21-Nati-Jahrgang wäre es langfristig wichtig, neben Surdez und Keller einen weiteren Aussenbahnspieler mit Erfahrung auf Profi-Level zur Verfügung zu haben.
Bronze
1) Noah Streit (2005), FC Basel
An erster Stelle in der Kategorie Bronze steht mit Noah Streit ein weiteres FCB-Juwel. Aber nicht, weil dieser bereits unheimlich weit in seiner Entwicklung wäre – im Gegenteil, er stand zwar schon im Spieltagskader, das Profi-Debüt fehlt aber noch. Sondern, weil er ganz klar Potenzial für weit oben mitbringt. Streits Markenzeichen ist seine brutale, rohe Geschwindigkeit und Explosivität. Einen schnelleren Spieler als ihn findet man in der Schweiz kaum. Hat er Platz vor sich, so attackiert er mit unvergleichlicher Dynamik die Tiefe, überläuft Gegenspieler und zieht in Richtung Tor oder Grundlinie. Der Schweizer U19-Nationalspieler gehörte gegen Ende der letzten Saison zum Stammpersonal in der Basler U21. In 19 Einsätzen auf der Aussenbahn gelangen ihm auf Promotion-Level immerhin 3 Treffer. Neben seinem überragenden Speed wartet Streit auch mit fussballerischen Qualitäten auf: Dank feiner Fuss-Arbeit und technischem Flair kann er Gegenspieler austanzen, dabei helfen ihm auch seine bemerkenswerte Agilität und die Spritzigkeit in seinem Bewegungsablauf enorm. Alles, was er auf dem Feld macht, tut er mit Power und Energie. In Basel ist man vom Potenzial des Seeländers überzeugt. Wir sind es auch – und freuen uns auf seine ersten Auftritte im Profi-Bereich!
2) Albin Krasniqi (2003), FC Winterthur
Wie viele andere dieser Liste, weist auch Albin Krasniqi Verbindungen zum FC Basel auf. Für diesen brillierte er einst in der U21 (12 Tore in 21 Spielen), ehe er nach St. Gallen weiterzog. In der Ostschweiz stieg Krasniqi zum Profifussballer und zum Schweizer U21-Nationalspieler auf. 9 Partien absolvierte er in der vergangenen Spielzeit für die Espen in der Super League, inklusive Debüt-Tor. Daneben traf er weiterhin verlässlich für die St. Galler U21 in der Promotion League (10 Tore). In diesem Sommer verliess er den FCSG aber bereits wieder – und schloss sich dem FC Winterthur an. Die Eulachstädter bieten ihm interessante Perspektiven in der 1. Mannschaft. Und könnten schon jetzt von seinen Qualitäten profitieren: Krasniqi ist ein exzellenter Fussballer, technisch wie spielerisch auf hohem Level. Er und agil spritzig – kommt im Vergleich mit anderen hier genannten Flügeln aber weniger über die absolute Geschwindigkeit, als vielmehr über die Cleverness und die technische Klasse. Besonders hervorzuheben ist seine exzellente Orientierung, gerade im und um den Strafraum, sowie seine Abschluss-Qualitäten. Auf jedem Level erzielte Krasniqi nach kurzer Adaptionszeit regelmässig Tore. Das wird auch in der Super League nicht anders sein. Explodiert er, so blüht ihm eine tolle Karriere – und eine Klassierung deutlich weiter oben.
3) Théo Berdayes (2002), FC Sion
Beobachtern der Challenge League wird Théo Berdayes ein geläufiger Name sein. Der Walliser bestritt in den vergangenen zwei Jahren 70 Einsätze in der zweithöchsten Liga für Yverdon (auf Leihbasis) und für Stammklub Sion. Die Bilanz von 14 Scorerpunkten (9 Tore, 5 Assists) kann sich für einen jungen Aussenbahnspieler sehen lassen. Berdayes‘ Profil hebt sich vom Grossteil der anderen porträtierten Flügel stark ab: Er ist gross (1,87m) und beweglich, variabel einsetzbar, auch in zentraler Position, und zeichnet sich nicht durch Athletik, sondern durch technisches Feingefühl, Engagement und gutes Spielverständnis aus. Der rechte Fuss des U21-Nationalspielers ist sehr gut, immer wieder wird er auch aus der Distanz oder komplizierten Winkeln gefährlich. Im Vergleich mit Altersgenossen auf dem Flügel mangelt es ihm dann aber doch an einem Tick Explosivität, Dynamik und Unberechenbarkeit. Vorstellbar, dass seine Zukunft – gerade auch dank seiner guten Nase im Sechzehner, eher in der Sturmspitze liegt.
4) Aaron Appiah (2003), FC Wil
Mit Aaron Appiah wächst ein weiterer interessanter Offensivspieler in der Challenge League heran. Der frühere YB-Junior wechselte im Sommer 2023 nach einer starken Vorsaison in der Berner U21 (12 Tore in der Promotion League) zum FC Wil. In der Ostschweiz konnte Appiah nun erste Erfahrungen im Profi-Bereich sammeln. Und entwickelte sich im Fortlauf der Saison direkt zu einem wichtigen Faktor im Wiler Angriff. Mit viel roher Energie, Speed und kraftvoller Dynamik beschäftig der frühere Schweizer U-Nati-Flügel die gegnerischen Abwehrreihen, schafft dank seiner starken Athletik und schnellen Bewegungen im 1vs1 Unterschiede und kann jederzeit Unruhe stiften. Appiahs Anlagen, nicht zuletzt sein Körperbau, erinnern ein wenig an ein anderes früheres YB-Juwel, das via dem Umweg Challenge League durchgestartet ist: Samuel Ballet. Ähnlich wie dieser ist auch Appiah variabel einsetzbar, kann auf den Seiten, wo seine Explosivität besonders gut zur Geltung kommt, wie auch zentral aufgestellt werden. In seinem Debüt-Jahr beim FC Wil kam er insgesamt auf 32 Einsätze und 6 Treffer – eine gute Bilanz. Daran gilt es für Appiah nun anzuknüpfen. Nimmt er in der kommenden Spielzeit den nächsten Entwicklungsschritt, ist seine Karriere definitiv lanciert.
5) Marc Giger (2004), FC Schaffhausen
Marc Giger ist für viele noch ein unbeschriebenes Blatt. Gehört aber zu den interessantesten jungen Angreifern im Land. Der Zürcher ist erst im Winter 2024 im Profifussball angekommen. Davor arbeitete er sich durch den Breitenfussball nach oben. Vom FC Linth in der 1. Liga Classic wechselte Giger im Sommer 2023 zum Promotion-League-Aufsteiger Paradiso. Für die Tessiner erzielte er in nur einer Halbserie 7 Tore in 16 Auftritten und erregte mit seinem fruchtlosen, frischen Spielstil in der ganzen Liga Aufsehen. Nach nur einem halben Jahr in der dritthöchsten Spielklasse konnte er so bereits in die Challenge League zum FC Schaffhausen weiterziehen. Dort, unter schwierigen Bedingungen, setzte sich Giger im Nu als Stammspieler fest. Zugute kommt ihm, dass er in der Offensive extrem vielseitig einsetzbar ist. Egal wo er aufgestellt wird: Mit viel Drive und geschmeidigen, flinken Bewegungen setzt sich Giger in Szene, sucht wo immer möglich das 1vs1 oder drückt mit seinem hervorragenden rechten Fuss aus der Distanz ab. Intuitiv schlängelt er sich an Gegenspielern vorbei und löst sich mit frechen Finten aus Drucksituationen. Setzt er mit Ball zu seinen Läufen an, ist Spektakel oft vorprogrammiert. Giger zählt zu den spannendsten Talenten in der Challenge League – und sollte ganz genau im Auge behalten werden.
6) Elias Maluvunu (2004), FC Winterthur
Ebenfalls eher unbekannt ist Elias Maluvunu – zumindest noch. Der junge Berner wechselte in diesem Sommer aus der U21-Abteilung der Young Boys zum FC Winterthur. Auf der Schützenwiese soll er, ähnlich wie Krasniqi, nun den nächsten Schritt nehmen. Und das könnte klappen: Denn der FCW angelt sich mit Maluvunu eines der aufregendsten Flügeltalente der Schweiz: Der Junioren-Nationalspieler, der für die Berner U21 60 Einsätze in der Promotion League absolviert hat (7 Tore), zeichnet sich in erster Linie durch sein überragendes Tempo aus. Maluvunu ist überaus antrittsschnell. Öffnet sich eine Lücke, attackiert er die Tiefe mit viel Dynamik und Zug. Dazu ist er extrem agil, leichtfüssig und wendig – was ihn zum Tempodribbler prädestiniert. Mit Ball am Fuss kann Mauvunu mit guten Einzelaktionen für Überraschungsmomente sorgen, kreiert dank feinen technischen Anlagen, hervorragender enger Ballführung und viel Frische immer wieder gefährliche 1vs1-Duelle. Nicht nur vom Laufstil her ähnelt Maluvunu einem gewissen Dan Ndoye – auch seine Unberechenbarkeit und die Fähigkeit, jederzeit mit einer Tempoverschärfung, einer Finte oder einem erfolgreichen Dribbling etwas bewegen zu können, erinnert an bekannte Flügelstürmer. Auch wenn die letzte Konsequenz und Klarheit teilweise noch fehlt: Die Anlagen sind da. Nun liegt es an Maluvunu, auf Profi-Level anzukommen und sein Talent dem ganzen Land zu offenbaren.
Junioren Spitzenklasse
1) Sajawal Mahar (2007), FC Zürich
Platz 1 in der Junioren Spitzenklasse gehört dem aktuell wohl heissesten Flügelstürmer im Schweizer Junioren-Bereich: FCZ-Talent Sajawal Mahar. Dieser explodierte seit dem Jahreswechsel regelrecht: Satte 16 Tore erzielte Mahar in 23 Auftritten für die U19 des FC Zürich in der abgelaufenen Saison – und das als 16-Jähriger! Seit kurzem ist er nun 17. Und durfte jüngst in die Sommervorbereitung der 1. Mannschaft reinschnuppern. Eingeplant sein dürfte er vorerst in der U21. Gut vorstellbar aber, dass bald schon das Profi-Debüt winkt. Denn Flügelstürmer wie Mahar gibt es in der Schweiz kaum. Er kombiniert Explosivität und Intensität mit Leichtfüssigkeit, technischer Finesse und enorm viel Flair. Seine Paradedisziplin ist das Dribbling: Mit Artistik und Intuition vernascht er seine Gegenspieler, kreiert kleine Kunstwerke am Ball und schafft so ständig Unterschiede. Dabei helfen ihm Beidfüssigkeit, brillante Fuss-Arbeit und eine unglaubliche Wendigkeit und Geschmeidigkeit auf engstem Raum. Neben der Qualität seines Dribblings ist auch sehr beachtlich, wie er stets zielgerichtet und geradlinig ins 1vs1 steigt, wie jede einzelne Bewegung Hand und Fuss hat. Auch im Abschluss macht ihm keiner was vor, immer wieder dringt er in den Strafraum ein und trifft herrlich aus schwierigen Winkeln. Keine Frage: Mahars rohe Anlagen sind herausragend. Aber aus guten Basics allein entsteht noch keine Karriere. Hier ist Demut und die richtige Einstellung gefragt. Bleibt Mahar am Boden und arbeitet fleissig weiter, darf sich die Schweiz auf einen aufregendes Talent freuen.
2) Ruben Londja (2006), Le Havre
Extrem interessant ist auch Ruben Londja. Der Schweizer U18-Nationalspieler aus dem Nachwuchs von Lausanne-Sport unterschrieb in diesem Sommer seinen ersten Profi-Vertrag – und zwar in der Ligue 1. Bei Aufsteiger Le Havre zählt er zum Kader der 1. Mannschaft und soll in der neuen Saison bereits weiterhelfen können. Londja ist gross, hat einen raumgreifenden, langen Schritt und ist extrem athletisch gebaut. Mit Dynamik jagt er die Aussenbahn hoch, setzt sich wuchtig durch und beschäftigt mit seiner Körperlichkeit die Abwehrreihen. Spannend ist an Londja insbesondere seine Kombination aus Physis und Technik. Trotz seiner Statur ist er technisch beschlagen und zu kleinen Kabinettstückchen fähig. Ob der Wechsel nach Frankreich für seine Entwicklung wirklich richtig ist, wird sich weisen. Auch bei ihm gilt: Die vielversprechenden Anlagen müssen feingeschliffen werden, um eine langfristige Zukunft auf hohem Niveau zu garantieren.
3) Enrique Aguilar (2007), Red Bull Salzburg
Mit Enrique Aguilar jagt ein weiterer junger Schweizer dem Traum von der Profi-Karriere im Ausland nach: Der Schweizer U17-Nationalspieler schloss sich vor rund eineinhalb Jahren Red Bull Salzburg an. Dort arbeitete er sich kontinuierlich nach oben und wurde in diesem Sommer schliesslich ins Fanion-Team des FC Liefering befördert, der den „Bullen“ bekanntlich als Partnerklub dient, um den jungen RB-Talenten eine Plattform in der zweithöchsten Liga Österreichs unter Profi-Bedingungen zu verschaffen. Aguilar dürfte also schon bald erste Erfahrungen auf Profi-Level sammeln. Ob es dereinst auch mal für eine Zukunft in Salzburgs Bundesliga-Team reicht? Die Anlagen dazu hat er jedenfalls: Aguilar ist gross und überaus athletisch. Sein kraftvoller Spielstil, geprägt von Energie, Geschwindigkeit und Intensität, ist für Zuschauer überaus attraktiv. Der frühere FCB-Junior hat aber noch mehr zu bieten: Hohe Variabilität (Beidfüssigkeit, Polyvalenz), hohes Laufvolumen und viel körperliche Durchsetzungskraft im Duell. Allesamt Attribute, die „RB-typisch“ sind. Und die Aguilar im Red-Bull-Kosmos weit bringen könnten.
4) Agon Rexhaj (2007), FC Basel
Im hochinteressanten Schweizer 2007-Jahrgang wächst am Rheinknie ein weiteres vielversprechendes Offensiv-Juwel heran: Agon Rexhaj – gemeinsam mit Mahar derzeit wohl der beste Flügelstürmer in den Schweizer Junioren-Ligen. Der U-Nationalspieler bringt ebenfalls ein aufregendes Gesamtpaket mit: Explosiv, geradlinig, technisch herausragend, ein fantastischer linker Fuss. Dank robustem Körper, einer ihm eigenen „Schärfe“ und hoher Aggressivität entwickelt Rexhaj eine nur schwer zu verteidigende Dynamik. Mit hoher Intensität stösst er in die Tiefe und überläuft Gegner, kann genauso gut aber auf engem Raum dank Flair und Agilität für den Unterschied sorgen. Ausserdem interessant an ihm: Rexhaj ist extrem reif in seinen Entscheiden und sehr zielgerichtet. Dadurch schafft er es, für sein Alter aussergewöhnlich konkret und abgeklärt aufzutreten. Jede Bewegung, jedes Dribbling ist sinnvoll, alles erfüllt seinen Zweck. In 14 Liga-Partien für die Basler U17 erzielte Rexhaj so in der zurückliegenden Saison satte 10 Tore, debütierte und traf auch bereits in der U19. In dieser Kategorie dürfte er denn auch in der kommenden Spielzeit starten – nicht ausgeschlossen aber, dass es schon bald ein oder zwei Stufen nach oben geht.
5) Dylan Munroe (2008), FC Zürich
Von Basel zurück zum FCZ, wo in den letzten Monaten ein blutjunger Flügel für Aufsehen gesorgt hat: Dylan Munroe. Dieser ist seit April offiziell der jüngste Debütant in der Geschichte der Promotion League. 15 Jahre und 178 Tage alt war Munroe, als er in diesem Frühjahr völlig überraschend für die U21-Abteilung des Stadtclubs in der dritthöchsten Spielklasse debütieren durfte. Wenig später wurde der gross gewachsene Linksfuss gar bereits in den erweiterten Kader der 1. Mannschaft integriert, erhielt zum Saisonabschluss ein Aufgebot in den Spieltagskader der Profis und absolvierte zuletzt auch die Sommervorbereitung mit dem „Eins“. All das, obwohl Munroe von seinem Jahrgang her eigentlich erst jetzt in die U17 kommen würde. Ob man dem Teenager damit wirklich einen Gefallen tut? Fakt ist: Seine Anlagen sind gut. Er ist körperlich schon weit entwickelt, athletisch gebaut und sehr geschmeidig in seinen Bewegungen. Leichtfüssig gleitet er über den Platz, die technischen Grundlagen (1. Kontakt, Ballhandling) sind zudem auf hohem Level. Mit derart jungen Spielern muss man aber behutsam vorgehen. Denn: Für einen 15-Jährigen ist der Weg nach oben noch extrem weit – vieles ist noch gar nicht absehbar. Trotzdem gilt: Munroe hat Potenzial. Ein Potenzial, das er hoffentlich in Zukunft vollumfänglich ausschöpfen wird.
Radar
- Altin Shala (2002, Delémont)
- Yohan Aymon (2002, Sion)
- Willy Vogt (2002, Schaffhausen)
- Kedus Haile-Selassie (2002, Wil)
- Yannick Cotter (2002, Yverdon)
- Marvin Bieri (2003, Luzern)
- Carmine Chiappetta (2003, Winterthur)
- Ben Heuser (2004, Bochum)
- Edon Berisha (2004, Luzern)
- Esey Gebreyesus (2004, Aarau)
- Luuk Breedijk (2004, Luzern)
- Damian Nigg (2005, GC)
- Seme Yohannes (Luzern, 2005)
- Yuro Bohon Diet (2005, FC Zürich)
- Twain Bachmann (2005, Luzern)
- Jamal Camci (2005, Basel)
- Mathis Giordano (2005, Lausanne)
- Moaed El Jaouzy (2005, GC)
- Gabriel Gonzalez (2005, Bayern)
- Alessio Lebrino (2006, FCZ)
- Lutfi Dalipi (2006, YB)
- Jorge Rans (2006, Brühl)
- Victor Bizimana (2007, Sion)
- Ebrahim Ceesay (2007, YB)
- Ivan Parra (2007, Lausanne)